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12-01 | 2012
wie wir dazu stehen, müssen wir als Ver-
band eine Antwort haben.
PassenNachweismakler noch in die Im-
mobilienwirtschaft und in den IVD?
Sprenker:
Die Mitglieder, die so ar-
beiten, sind teilweise in verantwortlichen
Bereichen oder sie sind schon lange im
Verband. Es wird deshalb noch ein lan-
ger Weg sein, das zu verändern.
In Ihren Unternehmensgrundsätzen
statuieren Sie eine einseitige Interes-
senvertretung. Ausnahme nur, wenn
beide Parteien einer Doppeltätigkeit
zustimmen. Warum?
Sprenker:
Die Doppeltätigkeit ist eine
unbefriedigende Situation. Der Verkäu-
fer beauftragt uns, aber wir handeln für
ihn und den Käufer. Auch den muss ich
gut beraten. Neulich hätten wir fast einen
Auftrag verloren, weil wir den Käufer in
Bezug auf die Notarvertragsgestaltung
beraten haben und dies zu einer Verzö-
gerung in der Abwicklung führte.
Wie oft kommt eine Doppelvertretung
bei Ihnen denn noch vor?
Sprenker:
Das macht kaum noch 20 Pro-
zent der Aufträge aus.
Immerhin!
Sprenker:
Ja, aber immer mehr unserer
Auftraggeber schätzen eine klare Rollen-
verteilung.
Auch wenn es für den Auftraggeber
teurer ist?
Sprenker:
Das ist nur auf den ersten Blick
so. Üblich sind in Baden-Württemberg
drei Prozent vom Verkäufer, drei vom
Käufer. Wenn wir den Verkäufer vertrag-
lich exklusiv beraten, arbeiten wir für
fünf Prozent. Die Auftragsabwicklung
wird für unser Haus spürbar einfacher.
Das sind zwei Prozent mehr auf der
Verkäuferseite …
Sprenker:
Ja, aber wenn wir nur für ihn
tätig sind, kann ich ihn besser beraten
und habe kein Problem, für den Verkäu-
fer einen Spitzenpreis zu verhandeln. Na-
türlich informieren wir den Käufer, aber
beraten muss ich ihn nicht. Andere Län-
der haben diese Vermarktungssituation
übrigens längst. Gehen Sie nach England,
nach Holland oder in die Schweiz, da gibt
es einen deutlich höheren Umsatzanteil
im professionellen Vermittlungsbereich.
Aufgrund des viel größeren Umsatzvolu-
mens können die Makler dort geringere
Vertriebskosten berechnen.
Bringt eine klare Auftragssituation
Vermarktungsvorteile für Sie?
Sprenker:
Ganz klar, ja. Ich muss keinen
Maklervertrag mit dem Käufer schließen
und keinen Nachweis mehr führen. Ich
sende dem Käufer ein Exposé zu oder er
lässt es sich aus dem Internet von unserer
Homepage ausdrucken. Wenngleich
auch er natürlich von uns auf einem ho-
hen fachlichen Niveau unterstützt wird,
weil er einmal unser Kunde werden soll.
Es gibt inzwischenModelle, da arbeiten
Makler für eine Pauschale des Verkäu-
fers. Was halten Sie davon?
Sprenker:
Das ist sicher ein Ansatz, aber
ich frage mich, ob der Kunde für diese
Pauschale gut betreut wird. Der Makler
kann für das Geld sicher eine Immobi-
lienangebotsplattform bedienen. Wenn
dann irgendwann einmal ein Vertrag
zustande kommt, wird es schwierig, den
Verkäufer, noch weniger den Käufer,
fachlich zu begleiten.
Mit Ihren Unternehmensgrundsätzen,
die die Doppeltätigkeit ablehnen, wa-
ren Sie Vorreiter. Wie haben seinerzeit
Ihre Maklerkollegen reagiert?
Sprenker:
Als wir damit vor über zehn
Jahren begonnen haben, sind wir bei den
Kollegen auf viel Widerspruch gestoßen.
Das hat sich geändert. Ein aufgeklärter
Kundenkreis will mittlerweile allein ver-
treten werden.
Ist eine solche Arbeitsweise auch ein
Ziel des IVD? Ab wann werden im IVD
nur noch Makler aufgenommen, wenn
sie so arbeiten wie Sie?
Sprenker:
Es ist ein Ziel, das ich per-
sönlich verfolge und propagiere und das
einige andere Verbandsmitglieder auch
überzeugt mittragen. Ob wir das Ziel zu
100 Prozent in den nächsten zehn Jah-
ren umsetzen können, weiß ich nicht.
Aber zumindest denkt die Berufsgrup-
pe darüber nach. Die Zahl der Kollegen
steigt, die zum großen Teil ihre Aufträge
ausschließlich auf der Auftraggeberseite
abwickeln. Interessanterweise sind die-
se Firmen im Vermittlungsgeschäft sehr
erfolgreich. Es sind nämlich sie, die die
qualifizierteren Aufträge haben.
Wie wird sich der IVD in Zukunft ver-
ändern?
Sprenker:
Er verändert sich laufend.
Es ist schon ein guter Schritt in punc-
to Nachweismakelei, zum ersten Mal
einen Standpunkt auf Protokollebene zu
Wenn ich nur für eine Partei tätig bin, kann ich sie besser beraten
und habe kein Problem für den Verkäufer einen Spitzenpreis zu ver-
handeln. Eine klare Auftragssituation bringt Vermarktungsvorteile.
haben. Hier wird sich einiges bewegen.
Es wird sich sicher auch etwas in Bezug
der Mitgliedsbeiträge tun. Wir werden
mittelfristig unsere Beiträge nicht mehr
pauschal pro Mitglied erheben können,
sondern mehr leistungsbezogen ausrich-
ten. Allerdings werden vorerst die alten
Strukturen beibehalten.
Wird eine Erhöhung der Grunder-
werbssteuer flächendeckend kommen?
Sprenker:
Hier mag es Erhöhungspläne
geben – siehe Koalitionsbeschluss von
Rot-Schwarz in Berlin. Ich befürchte
aber vielmehr eine Wertzuwachssteuer.
Die nächste Regierung wird sie mit Si-
cherheit in irgendeiner Form einführen.
Was bedeutet das?
Sprenker:
Sie wollen ein Haus verkaufen,
das Ihre Großeltern gebaut haben und
1951 eingezogen sind. Dann sollen Sie,
so die Pläne, aus dem Verkaufspreis den
Wertzuwachs (Herstellungskosten abzüg-
lich Abschreibung zum Verkaufspreis)
versteuern. Jede Partei hat das in ihrer
Schublade. Wir werden unsere Kunden
deshalb besser informieren und unsere
Lobbyarbeit verstärken müssen.
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