Seite 48 - Immobilienwirtschaft_2012_01

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Der Verzicht auf Doppeltätigkeit und das
Nachweismakeln führt nicht nur zu mehr
Qualität, sondern auch zu besserem
Verdienst. Teile des IVD sehen das
inzwischen genauso.
Herr Sprenker, das Image der Makler
ist ewiges Thema bei uns. Inzwischen
haben sich sogar politische Parteien zur
Wohnraumvermittlung geäußert ...
Sprenker:
Rot und Grün treten dafür ein,
die Provision beim Vermieter zu berech-
nen. Das kann ich schon nachvollziehen.
Im Geschäftsbereich der Gewerbeimmo-
bilien wird die Vermittlungsprovision
regelmäßig auf der Auftraggeberseite
berechnet. Was ich schwieriger finde, ist,
dass ein der Wirtschaft nahestehendes
Institut, bei der die Immobilienwirtschaft
Mitglied ist und das auch die Interessen
unserer Wirtschaftsgruppe wahrnehmen
soll, in einem Prospekt schreibt, wie man
am besten Makler in Bezug auf die Pro-
vision umgeht. Da steht etwa drin, man
möge seine Telefonnummer unterdrü-
cken und einen Dritten anrufen lassen,
um an ein Exposé zu kommen, um somit
einen Nachweis und damit Provisionsan-
sprüche zu verhindern.
Haben sich die Makler das nicht ein
Stück weit selbst zuzuschreiben?
Sprenker:
Nehmen wir den Mietbereich.
Da mag dieser Eindruck tatsächlich
entstehen: Die Mieterseite fühlt sich im
Rahmen einer Wohnungsbesichtigung
mit einer Kostennote in Höhe von zwei
Kaltmieten nicht gut betreut. Unser Haus
hat sich aus dem Vermietungsgeschäft
fast komplett zurückgezogen. Außer wir
werden überwiegend vom Auftraggeber
(Vermieter) bezahlt. Das ist dann eine Si-
tuation, die in unser Konzept passt.
Aber auch im Verkaufsvermittlungsbe-
reich gibt es Kritikpunkte. Die Nach-
weismakelei etwa oder das Tätigwerden
ohne Auftrag.
Sprenker:
Es ist natürlich ärgerlich,
wenn Sie als Kaufinteressent von einem
Makler plötzlich ein Angebot über ein
Haus erhalten, ohne dass dieser vom
Hauseigentümer einen Auftrag hat. Aber
das Thema ist schon deshalb für unsere
Zunft kontraproduktiv, weil es die Tat-
sache überdeckt, dass ein guter Makler
Qualität bietet. Es ist unsere Arbeit, den
Kunden bis zum Notar zu begleiten. Und
genau das erfordert viel hohes fachliches
Können. Ein guter Makler begleitet selbst
die Notarvertragsabschlüsse.
Wie hält es Ihr Unternehmen damit?
Sprenker:
Früher ließen wir tatsächlich
Kaufinteressenten vor einer Immobili-
Hugo Sprenker, Vizepräsident des Immobilienverbands Deutschland (IVD).
enbesichtigung kommen, um von ihnen
einen Nachweis zu erhalten. Wir hätten
die Adresse sonst nicht freigegeben. Es
war eine andere Zeit, die nur schwer
im Immobilienleben funktioniert und
die in Zukunft, aufgrund der Internet-
Angebotsformen, noch weniger funkti-
onieren wird. Deswegen haben wir das
Vermitteln ohne Auftrag in unseren Un-
ternehmensgrundsätzen auch völlig aus-
geschlossen.
In den Statuten des IVD hat das Immo-
bilienangebot ohne schriftlichen Auf-
trag noch keinen Einzug gehalten?
Sprenker:
Einige IVD-Mitglieder haben
in Hamburg vor drei Jahren auf der Mit-
gliederversammlung einen Vorschlag in
diese Richtung eingebracht. Doch die
Diskussion die folgte, war nicht ziel-
führend, sodass wir das Thema von der
Tagesordnung genommen haben. Aller-
dings haben wir einen Ausschuss außer-
halb von Vorstand und Präsidium gebil-
det, um einen möglichen Weg zu finden
und eine Darstellung dieser Situation zu
formulieren. Wenn uns die Politik fragt,
Makler: Professionalisierung kommt
Interview mit
Hugo Sprenker
48 Finanzen, Markt + Management
12-01 | 2012
Dirk Labusch, Freiburg
Es wird noch ein langer Weg sein, bis es den reinen Nachweismakler
nicht mehr gibt. Teile des IVD denken über Veränderungen nach.