Seite 33 - Immobilienwirtschaft_2012_01

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12-01 | 2012
Ist das alles zusammen nicht zu viel auf
einmal?
Fuhrmann:
Schon 2010 war ein Jahr der
Strukturierung von Treveria. Damals
wurden Aktivitäten im Asset-Manage-
ment, die vorher auf London und Düs-
seldorf verteilt waren, in Deutschland
konzentriert, alle Backoffice-Funktionen
in Frankfurt angesiedelt, Funktionen wie
Verkauf oder Revitalisierung neu auf-
gebaut, Service-Provider überwiegend
ausgetauscht und ein Großteil der Mit-
arbeiter neu eingestellt. Von den jetzt
gut 50 Mitarbeitern waren Anfang 2010
weniger als fünf bei Treveria beschäftigt.
Das heißt, Treveria wurde in dieser Zeit
zu einem richtigen Real-Estate-Asset-
Manager transformiert.
Mit welchem Ziel?
Fuhrmann:
Um nach Revitalisierungen
langfristige Mietverträge abzuschlie-
ßen, Objekte zu veräußern, den Erlös in
neue Revitalisierungen zu stecken und
Darlehen zu tilgen. Das alles führt zur
Wertsteigerung der Assets und zu einem
De-Leveraging, was wiederum zu einer
steigenden Marktkapitalisierung führen
kann. Statistisch hängen ja Leverage und
Abschlag auf den Net Asset Value einer
an der Börse gelisteten Immobilienge-
sellschaft zusammen.
Können Sie denn außer den von Ihnen
genannten Teilerfolgen bei der Finan-
zierung und außer den in Angriff ge-
nommenen Maßnahmen weitere Er-
folge vorweisen?
Fuhrmann:
Schon 2011 profitiert Tre-
veria von der Neustrukturierung. Zum
Beispiel ist die Vermietungsleistung in
den ersten neun Monaten, verglichen
mit dem gleichen Zeitraum 2010, um
15 Prozent signifikant gestiegen und die
Leerstandsquote von knapp 15 Prozent
auf gut zwölf Prozent gesunken. Das
Verkaufsvolumen wird 2011 bei etwa 50
Millionen Euro liegen, dem Dreifachen
von 2010, und der Verwaltungsaufwand
wird um gut 20 Prozent niedriger sein.
Die Staatsschuldenkrise im Euro-Raum
ist auch eine Krise der Banken. Besteht
nicht die Gefahr, dass sie sich negativ
auf Ihr Geschäft auswirkt?
Fuhrmann:
Sie wird meines Erachtens
keine negativen Auswirkungen auf die
Immobilienwirtschaft in Deutschland
haben, und zwar aus folgenden Grün-
den: Immobilientransaktionen und das
korrespondierende Neugeschäft der
Banken liegen heute auf einem deutlich
niedrigeren Niveau als zu Beginn der
Finanzkrise, und sie liegen auf einem
stabilen, längerfristigen Level. Als Kon-
sequenz aus der Staatsschuldenkrise und
der damit verbundenen Bankendiskussi-
on werden Banken ihr Investmentban-
king-Geschäft reduzieren, nicht aber die
Kreditversorgung der Realwirtschaft. Im
Gegenteil, mehr Finanz-Player werden
in der Immobilienfinanzierung aktiv, wie
etwa die jüngsten Engagements von Ver-
sicherern zeigen. Liquidität sucht nach
wie vor eine attraktive Anlage, sodass das
Interesse an der Asset-Klasse Immobilie
ungebrochen bleibt, auch dank der Infla-
tionserwartung und des niedrigen Zins-
niveaus. Nicht zuletzt führen die gesamt-
wirtschaftlichen Daten und Indikatoren
im Einzelhandel weiter zu einer expan-
sionsfreudigen Geschäftsstimmung, und
für neue Shops braucht man in der Regel
geeignete Retailimmobilien.
Solche positiven Aussichten haben sich
aber noch nicht im Kurs Ihrer Aktie
niedergeschlagen. Sie notiert an der
Londoner Börse AIM weit unter einem
Euro. Für wann rechnen Sie mit einem
Anstieg darüber?
Fuhrmann:
Ein Euro pro Aktie würde
bedeuten, dass die Marktkapitalisierung
von Treveria das knapp 1,5-fache der
IVG Immobilien AG betrüge – nur um
die Verhältnisse geradezurücken. Heu-
te ist Treveria an der Börse mit knapp
einem Viertel von IVG bewertet. Die ak-
tuellen Fakten sind: Der Net Asset Value
von Treveria beträgt etwa 300 Millionen
Euro. Bei rund 600 Millionen Aktien
entspräche das einem Aktienkurs von 50
Cent, falls Marktteilnehmer keinen oder
nur einen geringen Abschlag auf den Net
Asset Value unterstellen würden, wie
etwa bei Deutsche EuroShop.
Dafür müssten Sie aber noch einiges in
Bewegung setzen, oder?
Fuhrmann:
Für einen Aktienkurs von
50 Cent müsste unter anderem die Ver-
schuldungsquote von aktuell rund 90
Prozent auf unter 50 Prozent reduziert
werden. Das ist im Vergleich zu unserem
mittelfristigen Ziel von 65 Prozent Ende
2014 zu sehen, was meines Erachtens
schon sehr ambitioniert ist. Ein Euro
pro Aktie würde Treveria also durch eine
starke Reduktion der Verschuldungsquo-
te verbunden mit der Verdoppelung des
Bestands durch Ankäufe und Übernah-
men erreichen.
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