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Titelthema
12-01 | 2012
Services, den Hintergrund. Die auf Nachhaltigkeit getrimmten
Deutsche Bank Türme in Frankfurt und das Vodafone-Projekt
in Düsseldorf – derzeit eine der größten Baustellen in Europa –
brachten es auf fast 600 Millionen Euro Eigenkapitalvolumen.
Wo bleiben die Privatanleger?
Projekte dieser Größenordnung werden in Zukunft im Fonds-
bereich allerdings eher Ausnahmen bleiben. Nun aber gilt es für
die anderen Anbieter ihre Konzepte zukunftsfähig zu machen.
Anleger allerdings betrachten inzwischen die Finanzmärkte mit
einer Mischung aus Unverständnis, Vorsicht und einer ordent-
lichen Portion Zurückhaltung. Sie stellen immer mehr Fragen:
Ist der Euro noch zu retten? Wie geht es in den USA weiter?
Kommt es zum befürchteten Double Dip, dem erneuten Ab-
gleiten in die Rezession? Wo ist mein Geld sicher? Eine schwer
zu beantwortende Frage, selbst für Experten. Die Aktienmärk-
te reagieren zunehmend volatil. Staatsanleihen sind seit Grie-
chenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien alles andere als
ein sicherer Hafen. Und so bleiben oft nur noch Immobilien,
um das Portfolio zu diversifizieren, aber auch zu stabilisieren.
Was in der Theorie logisch klingt, sieht in der Praxis anders
aus. Die häufig herbeigeredete Flucht in Sachwerte ist bei insti-
tutionellen Investoren Alltag, bei den Privatanlegern – was die
Fondsschiene betrifft – aber noch nicht wirklich angekommen.
Was also tun, um die Anleger wieder für sich zu gewin-
nen? Alte Wege versprechen oft wenig Erfolg. Etliche Laden-
hüter zeugen davon. Doch zunehmend kommt frischer Wind
in die Fondslandschaft. Einige neue Ansätze belegen das. Die
Münchner Real I.S. AG setzt dabei auf die Digital Natives, also
die in das Internet-Zeitalter geborenen neuen Arbeitnehmer.
„Wie denkt diese Generation? Welche Anforderungen stellt sie
an ihren Arbeitsplatz? Was bedeutet das für die Wirtschaft und
die Immobilienbranche? Diese Fragen stellte sich die Münch-
ner Initiatorin zuerst einmal im Zusammenhang mit der Asset-
Verwaltung eines alten Fonds, das Ergebnis des Pilotprojekts
könnte aber auch wegweisend für neue Fonds werden. Zu-
sammen mit den Zukunftsforschern der THOMSEN GROUP,
die auch schon in der Zeil-Galerie in Frankfurt eingebunden
waren, erstellten die Münchner daher eine umfassende Studie
über den Arbeitsmarkt für morgen. Die Untersuchungser-
gebnisse sollen dann in dem Fondsobjekt in der Düsseldorfer
Schießstraße 43, für das in einem Jahr der Mietvertrag ausläuft,
bis Ende 2012 umgesetzt werden. Das Fonds-Gebäude ist sehr
hochwertig, eben erst DGNB Bronze zertifiziert.
Um den Ansatz für eine neue Immobiliengestaltung zu
verstehen, ist ein tiefer Einblick in die neuen Zielgruppen not-
wendig. Die „Digital Natives“ wachsen in einer beschleunigten
Welt auf: Innovationszyklen verkürzen sich. Der Wettbewerb
um Wissen und Fachkräfte spitzt sich zu. Multitasking und
netzwerken sind gefragt. Zudem werden angesichts der zuneh-
menden Überlastung immer mehr Beschäftigte eine freiberuf-
liche Tätigkeit anstreben, um ihre Work-Life-Balance selbst
zu gestalten. Bis 2020, so die Studie, sollen es 55 Prozent sein.
Zum Vergleich: In den späten 70iger-Jahren hatten noch über
90 Prozent eine feste Vollzeitanstellung. „Die Veränderung von
Gesellschaft und Arbeitswelt hat auch Einfluss auf das Nutzer-
verhalten. Gerade für innovative Branchen sind deshalb zu-
künftig andere Konzepte gefragt“, unterstreicht Jochen Schenk,
Vorstand der Real I.S., das Vorhaben. Daher soll nun auf den
15.000 Quadratmetern Nutzfläche unter dem Logo K-LAN ein
Wissensnetzwerk (Knowledge-Lan) entstehen. Die Besonder-
heit der neuartigen Herangehensweise liegt vor allem in den
vielfältigen Kommunikationszonen wie Thinktanks und Ad
hoc-Arbeitsplätzen als neue Besprechungsmöglichkeiten. Gut
dabei ist: Die Raumkosten sollen, so Schenk, 40 Prozent unter
Düsseldorfs Spitzenmieten liegen.
Foto: Feri EuroRating Services AG
Wolfgang Kubatzki,
Leiter Geschlossene Fonds
bei der Feri EuroRating Services
„Die Immobilienfonds profitier-
ten vor allem von den großen
Fonds von DWS und DFH aus
dem zweiten Quartal 2011.“