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12-01 | 2012
Wenn es um Wichtiges geht, etwa um Millionen-Deals und
überlebensfähige Immobilienfonds-Konzepte für die Zukunft,
spielt die Wortgebung eine große Rolle. Begriffe wie „langfris-
tig gebundenes Kapital“ und „risiko-, aber auch chancenreich“
sollten dabei tunlichst nicht mehr vorkommen. Damit verbin-
den Anleger doch häufig negative Erfahrungen. Viele Geschlos-
sene Immobilienfonds konnten ja auch nicht halten, was sie oft
vollmundig versprachen. Viel Anlegergelder gingen verloren.
Dazu kamen noch Entscheidungen der Initiatoren, die einem
übersteigerten Erfolgsglauben der lang anhaltenden Boompha-
se geschuldet waren. Das prägt bei oberflächlicher Betrachtung
auch das Image der Branche.
Gerecht wird es ihr aber nicht, denn Anleger haben bei et-
lichen Fonds auch gut verdient, schon allein durch den Steu-
erspareffekt, der die Asset-Klasse bis 2005 erst groß gemacht
hat. Als dann aber die Renditeorientierung das Maß aller Dinge
wurde, wichen viele Initiatoren auf risikoreichere Investments
aus, um eine verkaufswirksame Story anbieten zu können.
Dann kam die Finanz- und Wirtschaftskrise und ließ alle Welt
in tiefer Verunsicherung zurück.
Das „kleine Wirtschaftswunder“?
Keine guten Zeiten also derzeit für langfristige Geldanlagen, die
zudem mit unternehmerischem Risiko behaftet sind. So haben
es selbst die seriösen Anbieter Geschlossener Immobilienfonds
derzeit alles andere als leicht. Sie bemühen sich gemeinsam
mit dem Verband der Geschlossenen Fonds (VGF) und den
Vertrieben um eine abgestimmte Krisenbewältigung. Sogar
eine groß angelegte Werbekampagne wurde gestartet, um das
ramponierte Image aufzupolieren und die Asset-Klasse wieder
positiv im Kopf der Anleger zu verankern. Doch vom kleinen
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J
Wirtschaftswunder – so der Claim der VGF-Kampagne – ist
derzeit noch wenig zu merken. Immer noch stagnieren bezie-
hungsweise sinken die Platzierungszahlen. Im dritten Quartal
2011 hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
(BaFin) gerade einmal 57 neue Geschlossene Fonds mit einem
Eigenkapitalvolumen von rund 1,1 Milliarden Euro gestattet.
Das ist ein Rückgang gegenüber dem Vorjahreswert von 31
Prozent. Besonders deutlich haben dabei Immobilienfonds ver-
loren. Mit 505,3 Millionen Euro liegt ihr Eigenkapitalanteil um
etwa 35 Prozent unter dem Wert des dritten Quartals 2010.
Doch ganz so schlecht, wie diese Zahlen das vermuten las-
sen, ist die Lage nicht. Auf das Gesamtjahr gesehen haben sich
vor allem die Fonds mit deutschen Immobilien sogar wacker
geschlagen. Da liegt ihr Wert sogar elf Prozent höher als im
Vorjahr. Das hat aber auch seinen Grund. „Die Immobilien-
fonds profitierten vor allem von den großen Fonds von DWS
und DFH aus dem zweiten Quartal 2011“, erklärt Wolfgang
Kubatzki, Leiter Geschlossene Fonds bei der Feri EuroRating
Auf einen Blick
Immer noch stagnieren beziehungsweise sinken die Platzierungs-
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zahlen von Geschlossenen Immobilienfonds.
Doch auf das Gesamtjahr gesehen liegt ihr Wert für deutsche
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Fonds elf Prozent höher als im Vorjahr.
Trends bei innovativen Fondskonzepten sind Arbeitsplatzkonzepte
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für morgen, Konzentrationen auf bestimmte Regionalmärkte und
Kernkompetenzen. Auch ein tiefes Verständnis der Zielgruppe hilft
dabei. Das gilt besonders für Altobjekte.
Damit lassen sich neue Finanzierungspartner gewinnen.
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Die Innovationskraft der Branche scheint ungebrochen.
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Titelthema
Immobilienfonds: Wege aus
der Krise dringend gesucht
Geschlossene Immobilienfonds.
Sie waren in Deutschland eine beliebte
Anlageform. Heute sind die Platzierungszahlen schwach. Seit der Finanzkrise sind
die alten Konzepte out. Jetzt sollen innovative Ideen die Trendwende bringen.
Beatrix Boutonnet, Rosenheim
Foto: Stockbyte