Seite 9 - Immobilienwirtschaft_2012_06

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„Investorenimmobilie“, leicht verächtlich und mit vorwurfsvollem Unterton wird
dieses Wort gerne von Politikern und auch Architekturkritikern benutzt, meist
garniert mit „nur“, „leider“ oder Ähnlichem. Bemängelt wird dabei in der Regel,
dass das Bauwerk nicht so perfekt und aufwendig ausgefallen ist, wie es sich
der naive Betrachter aus der Wolkenkuckucksheim-Perspektive wünscht. Um des
schnöden Mammons willen, so der Vorwurf, wurde gespart.
Realitätsferner geht es nimmer. Ein privater Investor kann nur bauen, was der
Markt abnimmt. Er geht hohe wirtschaftliche Risiken ein und muss selbstver-
ständlich Geld verdienen. Ein privater Gewerbemieter muss das Nutzungsentgelt
für die Flächen erwirtschaften, sich an der Profitabilität der in den Immobilien
stattfindenden Prozesse orientieren und finanzielle Risiken für sein Unternehmen
vermeiden. Ein Privatmann muss die Wohnungsmiete aus seinem Einkommen
bestreiten können und wollen. Der Projektentwickler und Bauträger, davon darf
ausgegangen werden, würde gerne möglichst prächtig und aufwendig bauen.
Die allermeisten üben ihren Beruf mit Hingabe aus und wollen nach Jahrzehnten
noch stolz auf das Geleistete sein. Die Immobilie ist ihre Visitenkarte, geplant
und errichtet mit viel Herzblut.
„Politikerkisten“, das sind Immobilien, die völlig aus dem Kosten- und meist
auch Zeitplan geraten sind. Die neue Elbphilharmonie und der Landesflughafen
Berlin-Brandenburg sind nur besonders aktuelle und prominente Beispiele. Da
werden Denkmäler gebaut und Steuergelder verbrannt aus Ignoranz und Inkom-
petenz. Das Loch im öffentlichen Stadt- oder Staatssäckel darf dann der Steuer-
zahler wieder auffüllen, der Privatmann wie die Privatwirtschaft, die ihr Geld in
und mit „Investorenimmobilien“ verdienen. Wehe dem Politiker und Kritiker, der
dieses Wort noch einmal unbedarft in den Mund nimmt ...
Kolumne
NEUE ZIA-TRANSAKTIONSDATENBANK
Preisgabe von Herrschaftswissen
Frank Peter Unterreiner
Keine Politikerkisten
www.immobilienwirtschaft.de 06 | 2012
Einen Meilenstein auf dem Weg zur größeren Transparenz für den deut-
schen Immobilienmarkt hat der Zentrale Immobilienausschuss (ZIA) ge-
setzt. Sein Geschäftsführer, Axel von Goldbeck, sieht mit dem Launch der
Datenbank die Erfüllung einer der Gründungsaufgaben des Verbands mit
nunmehr 167 Mitgliedern. Er will damit im Bereich Kaufpreise und Ren-
diten für größere Übersichtlichkeit sorgen. Es ist das erste öffentliche und
kostenfreie Angebot dieser Art. Auf Herrschaftswissen verzichtet haben
in diesem Zusammenhang die beiden Projektpartner des ZIA, Thomas
Daily und BulwienGesa, deren Geschäftsmodell auf Informationen und
Analysen auf ähnlicher Datengrundlage fußt. Zum Online-Launch haben
13 ZIA-Mitglieder Angaben zu 80 Transaktionen ins Netz gestellt. Weitere
Teilnehmer unter
d erwünscht.