Internet und E-Mails: Das ist aus dem
Leben der allermeisten Deutschen in-
zwischen nicht mehr wegzudenken.
Praktisch sei es, mal eben schnell in den
unendlichen Weiten des Netzes etwas
nachzuschauen oder Informationen via
E-Mail sekundenschnell ans andere Ende
der Republik oder sogar nach Amerika,
Australien oder Afrika zu beamen, mei-
nen die Nutzer. Auch in der Immobilien-
wirtschaft sind eigene Internet-Seiten
mit den angebotenen Leistungen, mit
Kontaktdaten und Kundenstimmen,
längst Standard. Die Diskussionen ge-
hen eher schon in die Richtung, wie die
Branche das Internet noch besser nutzen
könnte, sei es zum Beispiel über mobile
Dienste, Stichwort Apps. Kaufinteres-
senten können dann von unterwegs aus
sich Informationen zu dem Objekt ihrer
Wahl besorgen. Wie praktisch!
Wenn Richard Homburger diese Ar-
gumente hört, jagt ihm ein kalter Schau-
er über den Rücken. Sobald er über das
Internet redet, fällt ein Wort immer
wieder: Gefährlich. „Das ist eine ganz
er, dass Interessenten sich beispielswei-
se ein Objekt sofort anschauen sollten.
Einfach nur Exposees über E-Mails zu
verschicken: „Das bringt eh nichts“,
meint Richard Homburger. Er mache
sein Geschäft so, wie er das für richtig
halte – und das seit Jahrzehnten. Dass er
mittlerweile im Vergleich zur Konkur-
renz einen Wettbewerbsnachteil hätte,
weil er ohne Internet und E-Mail arbei-
tet, kann Homburger nicht erkennen:
„Bis jetzt funktioniert das gut.“ Dass er
das Internet ablehnt, liegt aber auch am
Datenschutz. Dass jeder Stromanbieter,
jede Fluggesellschaft und sogar jeder Fri-
seur inzwischen die Kunden nach dem
Geburtsdatum frage, findet er höchst
suspekt: „Das ist eine Gefährlichkeit, die
im Raum steht.“
Manchmal, da kann aber auch
Richard Homburger nicht ganz auf das
Internet verzichten. Dann fragt er schon
einmal jemanden aus seiner Familie, ob
er für ihn eine E-Mail verschickt. Gänz-
lich verteufeln möchte er das Internet
nämlich nicht. Aber das ist die große
Ausnahme. „Ich“, sagt er, „habe die Frei-
heit, mich zu entscheiden.“
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gefährliche Sache.“ „Das geht gar nicht“,
sagt er. Das Internet und seine unend-
lichen Weiten: Sie sind ihm nicht geheu-
er. Deshalb arbeitet der Immobilienver-
walter und Makler, der in einer kleinen
Stadt im Südwesten Deutschlands lebt,
ohne diese modernen Techniken. Dass
das ungewöhnlich ist, ist ihm klar - und
auch, dass er dafür abgestempelt werden
könnte. Deshalb möchte Richard Hom-
burger auch lieber nicht erkannt werden.
Er heißt in Wirklichkeit anders.
Ein Klick zu viel
Dass Richard Homburger das Internet
so suspekt ist, liegt vor allem an einer
schlechten Erfahrung, die er gemacht
hat. Ein Klick zu viel – und schon hatte
er einen Vertrag abgeschlossen, den er
eigentlich gar nicht wollte. 1.500 Euro
hat ihn das gekostet, „ich bin da nicht
mehr rausgekommen“. Seitdem ist er
vorsichtig.
Mit seinen Kunden telefoniert er
oder schickt ihnen Informationen mit
dem Faxgerät: „Damit haben sie sie auch
gleich auf dem Tisch.“ Ansonsten findet
Jelka Louisa Beule, Freiburg
06 I 2012
Gegen den Strom
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Ausscheren. Während sich die
Welt im World Wide Web tummelt,
geht ein Immobilienverwalter
eigene Wege – ohne Netz.
Gefährlich,
ganz
gefährlich ...
Alte Schule.
In den unendlichen Weiten des Internets, da kann man
sich schon mal verlieren. Ein makelnder Immobilienverwalter verzichtet
deshalb auf das Netz. „Es geht auch so“, meint er.