Seite 52 - Immobilienwirtschaft_2012_06

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David gegen
Goliath
Gegen den Strom
Tipps
Dirk Labusch, Freiburg
Dämmgegner. Er ist aber längst nicht
mehr allein mit seiner Kritik. Mehr und
mehr Medien springen auf die kritischen
Äußerungen Fischers auf. Eine Sendung
des NDR über das Problem der Feuerge-
fährlichkeit von Wärmedämmverbund-
systemen fand bundesweit Beachtung.
Allerdings … zum Thema findet ein
Glaubenskrieg statt. Der Mainstream
fließt immer noch in die andere Rich-
tung, denn der Gesetzgeber steht noch
voll hinter dem Dämmen. Und Fischer
schwimmt immer noch dagegen an.
Ob er mehr Mitstreiter bekommt, wird
man sehen. Ob er recht hat mit seinen
Thesen, wird man mangels statistischer
Auswertungen erst in vielen Jahren er-
fahren.
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machten das Thema im Jahr 2002 zu un-
serer Titelgeschichte.
Bei WDV-Systemen werden wärme-
dämmende Materialien (Styropor, Stein-
wolle et cetera) an den Außenwänden
eines Gebäudes befestigt und anschlie-
ßend mit einer Beschichtung versehen,
um Heizenergie zu sparen. Bei Fischers
Kritik geht es um Algenbefall und
Allergien, Umweltgefährdung durch
schädliche Dämmstoffmaterialien und
Brandgefahr (mehr auf:
scher-info.de). Es geht um die alte Streit-
frage: Sind Wärmedämmstoffplatten, die
an alten Gebäuden von außen angebracht
werden, nutzlos oder gar schädlich?
Inzwischen ist er zwar immer noch
vielleicht Deutschlands streitbarster
Wärmedämmung spart Energie, und so
etwas stand im Fokus vor zehn Jahren.
Die Energieeinsparverordnung war am
1. Februar 2002 in Kraft getreten. Jeder,
der an der Sinnhaftigkeit von Energie-
sparen um jeden Preis zweifelte, rüttelte
an den Grundfesten des energetischen
Mainstreams. Eine zumindest außerge-
wöhnliche Beharrlichkeit gehört dazu.
Eine solche Beharrlichkeit legt Konrad
Fischer an den Tag, ein Architekt aus
dem oberfränkischen Hochstadt. Er ist
ein Pionier des Widerstands gegen Wär-
medämmverbundsysteme (WDVS).
„Einpacken = vorsätzliche
Körperverletzung“
Mit Thesen wie: Das „Einpacken“ der
Häuser sei eine vorsätzliche schwere
Körperverletzung zulasten der Bürger,
ein Verbrechen gegen die Gesundheit
unserer Kinder, war er zur Jahrhundert-
wende in einige Schlagzeilen gekom-
men, wenn auch nicht in allzu viele.
Volksvertreter, mit denen er seinerzeit
das Gespräch suchte, wandten sich oft
genauso ab wie Journalisten, als Fischer
mit seinen Thesen über die Schädlichkeit
der WDV-Systeme die Medienpräsenz
suchte. Als unser Magazin damals nach
einem zehnminütigen Telefongewitter
nicht sofort bereit war, einen Beitrag
über seine Initiative gegen das Dämmen
zu bringen, wurde uns vorgehalten, auch
wir seien schon von der Wärmedämmin-
dustrie gekauft worden. Aber wir wollten
es uns nicht zu leicht machen: Auch
Querulanten können ja recht haben. Wir
Ist Goliath schlecht?
Jedenfalls ist er groß. In unserem Fall ist er die
Wärmedämmverbundsystem-Industrie, gegen die ein streitbarer Architekt
schon seit Jahren zu Felde zieht.
»Mit Thesen
wie: das „Einpacken“
der Häuser sei eine
vorsätzliche schwere
Körperverletzung zulasten
der Bürger, war er
in die Schlagzeilen
gekommen.«
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Graffiti
06 | 2012
Fotos: Michael D Brown; Redshinestudio/shutterstock.com