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Sie wird als Mutter des Flugrouten-Pro-
tests gegen den Airport Berlin-Bran-
denburg-International (BBI) bezeichnet:
Marela Bone-Winkel, die Sprecherin der
Bürgerinitiative „Kein Fluglärm über
Berlin“. Die promovierte Wirtschafts-
und Politikwissenschaftlerin hatte vor
Jahren innerhalb nur weniger Stunden
eine erste Bürgerinitiative gegen Flug-
routen über Berlin auf die Beine gestellt.
Sie prangerte immer wieder intrans-
parentes Verhalten der Behörden an,
etwa, wenn es um die Flugrouten geht,
die in 2300 Metern über den Süden von
Berlin führen sollten. Weder die Politik
noch die Behörden hätten im Zuge der
BBI-Planung darauf aufmerksam ge-
macht.
Der Kampf für eine Verlängerung
der nächtlichen Pause am neuen Groß-
flughafen – aktuell gilt sie von 0 bis 5 Uhr
morgens – ist eines von mehreren Zielen
der Initiative. Kerninhalt bleibt der Wi-
derstand gegen die unerwartet starke
Belastung von Steglitz-Zehlendorf durch
die Wannsee-Route.
Das Engagement, mit dem sie ihr
Anliegen zu allen Zeiten – etwa auf der
Mipim – vortrug, war beachtlich. Doch
es hat ihr auch viele Feinde gemacht.
„Die Nervige“, so nennt sie etwa das
wertkonservative Lokal-Magazin Berlin-
Boxx. Bone-Winkel, Hausfrau aus dem
privilegierten Süden Berlins habe es als
primus inter pares der Protestler ge-
schafft mit penetranter Omnipräsenz die
29 anderen Sprecher in den Hintergrund
zu drängen. Auch die Berliner TAZ hat
sie geadelt.
Von der TAZ „geadelt“
„Sie war eine der ersten, die die Dimen-
sion dessen begriffen, was die Deutsche
Flugsicherung am 6. September 2010
vorstellte: Statt vom Flughafen gerade-
aus über Brandenburger Dörfer zu dü-
sen, sollten Flugzeuge auf einmal quer
über Südwestberliner Villengebiet flie-
gen. Innerhalb weniger Tage hatte die
promovierte
Unternehmensberaterin
eine Initiative aus dem Boden gestampft
und Kontakte zu Politikern geknüpft.
Sie forderte nicht, den Flughafenbau
einzustellen: Bone-Winkel kommt aus
der Wirtschaft und kann einschätzen,
was machbar ist. Als sie ihr Ziel erreicht
wähnte, verschwand sie aus der Öffent-
lichkeit so schnell, wie sie dort erschie-
nen war. Sie hat vier Kinder, sie arbeitet
an einer neuen beruflichen Perspektive.
Projektarbeit ist für sie Alltag.“ (TAZ
vom 25.1.2012).
Bone Winkel dürfte der Sache we-
gen angetreten sein und nicht, um sich
Freunde zu machen. Es gilt als gesichert,
dass sie die Verschiebung der Eröffnung
des Airports Berlin-Brandenburg-Inter-
national nicht allzu traurig macht.
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Gegen Flughafenausbau.
Wer sich dagegen ausspricht, kann mit „viel Ehr“
rechnen. Marela Bone-Winkel wird als Mutter des Flugrouten-Protests gegen
den Airport Berlin-Brandenburg-International (BBI) bezeichnet.
06 | 2012
Mutterglück
»Ihr Engagement hat
ihr viele Feinde ge-
macht. »Die Nervige«,
so nennt sie etwa
das wertkonserva-
tive Lokal-Magazin
Berlin-Boxx.«
Dirk Labusch, Freiburg