Seite 35 - Immobilienwirtschaft_2012_06

Basic HTML-Version

35
wörter „energetische Sanierung“, „Ab-
wasserleitungsprüfung“, „Legionellen“...
Wir vermissen von der Politik bisweilen
die Sensibilität dafür, was die Wohnungs-
wirtschaft überhaupt leisten kann.
Kein Spannungsverhältnis scheint es
zwischen Ihnen und Banken zu geben.
Schultz:
Wir haben keine riesigen aus-
laufenden Kreditvolumina. Es geht bei
unserer Refinanzierung um die Opti-
mierung der Struktur. Wir hatten beim
Verkauf der LEG 2008 6.000 Darlehen
und 200 Gläubiger. Wenn ein Unterneh-
men den höchsten Managementstandard
der Kapitalmarktfähigkeit anstrebt, geht
es auch um eine transparente Finanzie-
rungs- und klar diversifizierte Risiko-
struktur. Deshalb refinanzieren wir die
gesamte Passivseite.
Wie ist der zeitliche Horizont?
Schultz:
Wir sindmit unserer Refinanzie-
rung Ende 2009 gestartet und gehen da-
von aus, dass wir Ende 2012 die gesamte
Passivseite – immerhin ein Volumen von
rund zwei Milliarden Euro – zukunftssi-
cher refinanziert haben werden.
Wie unmittelbar bevor steht denn der
Börsengang?
Hegel:
Ein von Private Equity gehaltenes
Unternehmen muss sich irgendwann mit
dem Exit seiner Gesellschafter ausei-
nandersetzen. Wie ein solcher Exit aus-
sehen und wann er stattfinden könnte,
ist offen. Ohne IFRS funktioniert Kapi-
talmarktfähigkeit nicht. Deshalb erstel-
len wir für 2011 den Konzernabschluss
das erste Mal nach IFRS. Auch ein IFRS
ermöglichendes IT-System ist essenziell.
Wir stellen die Software gerade auf den
SAP-basierten Blue Eagle um. Vorausset-
zung ist natürlich auch eine Organisati-
onsstruktur, die transparent darstellbar
ist, sowie eine geordnete Refinanzierung.
Deshalb haben wir ein sehr ausgefeiltes
Berichtswesen eingeführt.
Was hat sich denn im Verhältnis zu den
Banken verändert?
Schultz:
Sie schauen sich das Unterneh-
men viel tiefer an, als noch vor zwei Jah-
ren, gehen auch ins operative Geschäft
hinein, wollen verstehen, wie unser Pro-
perty- und das Asset Management vor
Ort funktioniert. Wir bringen Banker
zusammen mit Niederlassungsleitern,
mit Hausmeistern. Und überzeugen sie
so von unserem Geschäft.
Wie halten Sie es mit der Transparenz?
Schultz:
Als ich zur LEG kam, gab es
noch eine Diskussion darüber, ob wir
unseren Banken Quartalsberichte zur
Verfügung stellen sollten. Die war aber
schnell beendet. Die Finanzinstitute
geben uns Geld und wollen deshalb zu
Recht umfassend informiert sein.
Wie groß wollen Sie eigentlich werden?
Hegel:
Wir planen Zukäufe, und wer-
den Opportunitäten nutzen. 90.000 bis
100.000 Wohnungen, das ist eine Grö-
ßenordnung, die zu uns passt.
Verkäufe planen Sie nicht?
Hegel:
Keine in nennenswertemUmfang.
Allenfalls da, wo wir uns von kleineren
Randlagen trennen wollen ... Wir sind
jetzt auch in den neuen Strukturen wie-
der so weit, zukaufen zu können.
Was sind die Kriterien?
Hegel:
Wir suchen besonders an Stand-
orten, wo wir vertreten sind. Wichtig ist,
ob wir ein Portfolio gut in unsere Ver-
waltung integrieren können.
Ist die Suche auf NRW beschränkt?
Hegel:
Ja. Das ist tatsächlich eine stra-
tegische Entscheidung. Wir sind hier
flächendeckend an über 150 Standor-
ten vertreten. Prägend sind die Schwer-
punktregionen Münster, Bielefeld, das
Ruhrgebiet und die Rheinschiene.
Leiden Sie unter einem Mangel an neu-
en Ausbildungskräften?
Hegel:
Noch nicht. Aber wir müssen an-
fangen, um Auszubildende zu werben.
Wir haben deshalb ein umfassendes Per-
sonalentwicklungskonzept aufgebaut.
Ist das nicht etwas Normales?
Hegel:
Nein. Der GdW hat dazu aktuell
Untersuchungen angestellt. Die Anzahl
der Unternehmen, die über eine Perso-
nalentwicklungsstrategie verfügen, liegt
bei unter 30 Prozent.
I
|
„Ein Unternehmen ist nur dann wertvoll, wenn es nach den Maßstäben des Marktes diesen Wert
auch repräsentieren kann. Die Maßstäbe sind hohe Vermietungsquote, hohe Kunden-/Mieterzu-
friedenheit, angemessenes Preis-/Leistungsverhältnis, kein Instandhaltungsstau, schnelle Abar-
beitung von Reparaturen. Aber auch Wertschätzung ist wichtig. Innerhalb der Mitarbeiterschaft,
innerhalb der Führungsmannschaft und in der Zusammenarbeit mit den Eigentümervertretern.“
Thomas Hegel, CEO LEG, über den Wert eines Unternehmens:
06 | 2012