DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 4/2015 - page 46

Geothermie als extrem spannend bezeichne, heißt
das nicht zwingend, dass wir alle damit verbunde-
nen Aufgaben selber übernehmen müssen.
René Gansewig:
Ichmöchte noch einmal ausfüh-
ren, warum ich es für so wichtig halte, als Woh-
nungsunternehmen auch bei Energiefragen voran-
zugehen. ImHinblick auf denWohnungsleerstand
bei uns inMecklenburg-Vorpommern nahmenwir
als eines der ersten Unternehmen den Rückbau
unter bewohnten Umständen vor. Wir kürzten also
die Häuser von fünf auf drei Geschosse, während
die Mieter in den unteren Etagen in ihren Woh-
nungen blieben. Zunächst waren die Kollegen und
das Ministerium sehr skeptisch, ob das geht. Aber
dann übernahmen viele das Vorgehen in dieser
oder abgewandelter Form. Das Beispiel zeigt: Es
muss immer Innovationsführer geben, damit eine
Entwicklung in Gang gesetzt wird.
Ralf Schekira:
Innovation ist wichtig, aber meist
hat diese Tücken. Beispielsweise bei der Strom-
speicherung. Ich habe in meinem Statement auf
unser Projekt in diesem Bereich hingewiesen.
Wir haben uns schon in der Vergangenheit damit
befasst, waren damit aber zu früh. Wir mussten
nämlich feststellen, dass die Aufstellung der Spei-
cher im Gebäude brandschutztechnisch gar nicht
zugelassen war. Bei der Aufstellung der Speicher
außerhalb des Gebäudes hätten aber die Tempera-
turveränderungen und der Frost die Lebensdauer
des Speichers beeinträchtigt.
Deswegen stellten wir das
Projekt erst einmal zurück.
Die Entwicklung ist seither
in rasantem Tempo weiterge-
gangen, so dass wir glauben,
in einem nächsten Neubauvorhaben tatsächlich
eigenerzeugten Strom speichern und unseren
Mietern zur Verfügung stellen zu können.
Hans-Otto Kraus:
A propos Eigenstromversor-
gung. In München wurde mithilfe der Stadt eine
Initiative zur Eigenstromversorgung gegründet.
Diese Initiative wurde nach zwei Jahren wegen
Erfolglosigkeit und wirtschaftlicher Probleme
eingestampft. Die Absicht, die Eigenproduktion
über die Hausdächer stadtweit zu organisieren,
war zwar gut gemeint, scheiterte aber daran, dass
sie sich nicht rechnete und dass die Hauseigen-
tümer dafür nicht so leicht zu gewinnen waren.
IngoMalter:
Ichmöchte auf unser Tagesgeschäft
zurückkommen und ein ganz normales Moderni-
sierungsbeispiel betrachten. Dabei ergibt es sich,
dass etwa 1,60 €/m
2
und Monat auf den Mieter
umgelegt werden und auf der anderen Seite die
Nebenkosten um vielleicht 1 € sinken. Wenn ich
aber nicht die Anforderungen der EnEV erfüllen
müsste, müsste ich nur 1 € auf dieMiete umlegen –
die Modernisierung wäre also warmmieteneutral
zu schaffen. Das sollten wir mal diskutieren!
Axel Gedaschko:
Sie sprechen einen wichtigen
Punkt an, Herr Malter. Die Politik hat uns jahrelang
vor demHintergrund des Klimaschutzes eine Auf-
lage nach der anderen gemacht, was dazu geführt
hat, dass wir uns den günstigen Wohnraum sys-
tematisch wegsanierten. Die von Ihnen erwähnte
Umlage von 1,60 €/m
2
ist ja noch sehr maßvoll.
Häufig bleibt das Wohnungsunternehmen auf ganz
anderen Summen sitzen.
Als Verband führenwir deshalb über dieses Thema
viele Gespräche mit Politikern, wobei wir zumin-
dest bei den Baupolitikern durchaus Gehör fin-
den. Denn diese haben erkannt, dass übers Ziel
hinausgeschossenwurde. Mittlerweile wird sogar
diskutiert, ob man die EnEV 2016 optimiert, weil
erkannt wird, dass sie sozialpolitisch nicht mehr
geländegängig ist. Und es wird auch darüber dis-
kutiert, künftig nur noch diejenigen Maßnahmen
zu fördern, die am Ende eine große CO
2
-Einspa-
rung bei geringen Kosten bringen.
IngoMalter:
Eine andere Frage, die ichmir stelle:
Warum müssen wir in der Wohnungswirtschaft
eigentlich als Inkassounternehmen für Versorger
und Entsorger fungieren? Das Einzige, was direkt
abgerechnet wird, ist der Mieterstrom. Hört der
Thomas Ortmanns
Kristina Jahn
„Warum müssen wir in der Wohnungswirtschaft
eigentlich als Inkassounternehmen für Versorger
und Entsorger fungieren?“
Ingo Malter
Ralf Klöpfer
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ENERGIE UND TECHNIK
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