Seite 9 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2014_08

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tenwürden die Probleme lebensnah abgearbeitet
und in den Städten gebe es „Toleranz, Offenheit,
Diversität“. Das hohe Lied der Stadt sang auch
Charles Landry, Gründer des britischen Think
Tanks Comedia, der in immer neuen Wendungen
betonte, dass Wissen, Ideen und Kultur „die DNA“
von Urbanität seien – ohne allerdings vertieft auf
die Konflikte einzugehen, die ebenfalls zumWesen
der Stadt gehören.
Chancen für Migranten
Konkreter waren die Anregungen, die der kanadi-
sche Journalist Doug Saunders in Bezug auf die In-
tegration von Zuwanderern gab. Saunders ist Autor
des viel beachteten Buches „Arrival City“, das auf
der Analyse zahlreicher Slums in unterschiedlichen
Ländern basiert. Solche Slums, so Saunders´ These,
böten Zuwanderern aufgrund ihrer Dichte und ihrer
zahlreichen Möglichkeiten, ein Geschäft zu eröff-
nen, guteVoraussetzungen für denwirtschaftlichen
Aufstieg. Ähnliches gelte für Zuwanderer in Europa:
In innerstädtischen Vierteln mit hoher Dichte und
einem großen Angebot an Gewerbeflächen hätten
Migranten wesentlich bessere Chancen, Fuß zu
fassen als in Nachkriegssiedlungen am Stadtrand.
Bezogen auf Berlin attestierte Saunders Wedding,
Kreuzberg und Neukölln – also innerstädtischen
Gründerzeitvierteln mit hohem Migrantenanteil –
das Potenzial, solche „Arrival Cities“ zu sein.
Warum sich allerdings ausgerechnet in diesen
Vierteln über Jahrzehnte Armut und Bildungsferne
vonmigrantischen Familien verfestigte, wurde auf
der Tagung nicht weiter erörtert.
Mittlerweile sind in der Tat auch diese Stadtteile
vom Aufbruch auf dem Berliner Wohnungsmarkt
erfasst worden – mit der Folge, dass „Menschen,
die seit 20 Jahren in Kreuzberg wohnen, sichmitt-
lerweile die Miete nicht mehr leisten können“, wie
Moderatorin Dunja Hayali, selbst in Kreuzberg
wohnend, anmerkte. Burkhard Kieker, Geschäfts-
führer der Tourismus-Marketinggesellschaft Visit
Berlin, erklärte, er sei sich sicher, dass sich die
Plattenbaugebiete am Stadtrand zu Banlieu-
es entwickeln würden. Dem widersprach nicht
nur degewo-Chef Bielka; auch Lukas Siebenkot-
ten, der Direktor des Deutschen Mieterbundes,
machte darauf aufmerksam, dass in Deutschland
das Zusammenleben unterschiedlicher sozialer
Schichten noch immer deutlich enger sei als in
anderen Ländern.
Eher an der Oberfläche blieb eine Podiumsdiskus-
sion zum Thema „Technik oder Lebensstil – was
wird sich ändern?“. Wenn Mario Tobias, General-
sekretär des Institute for Advanced Sustainability
Studies (IASS) Potsdam, das Potenzial der Technik
und der intelligenten Vernetzung lobte, drängte
sich die Frage auf, ob nicht genau dieses Potenzial
eine Gegenbewegung zur Renaissance der Städ-
te auslösen könnte. Gewiss, die Erwartungen an
Telearbeit haben sich bisher bei Weitem nicht er-
füllt – aber die Möglichkeit, auf dem Land oder in
Kleinstädten zu leben und zu arbeiten und trotz-
demmit der Großstadt verbunden zu bleiben, wäre
auf einer Tagung über die „Stadt 2050“ durchaus
einer Erörterung wert gewesen.
Auch wenn für einige Teilnehmer zudem die Ana-
lyse der künftigen Entwicklungen der Städte und
ihrer sozialen Struktur zu kurz kam – eine Aussa-
ge aber dürfte die gastgebende degewo mit Ge-
nugtuung zur Kenntnis genommen haben. „Für
die Stadt Berlin sind die wichtigsten Partner die
kommunalen Wohnungsbaugesellschaften“, be-
tonte Engelbert Lütke Daldrup als Vertreter des
Berliner Senats, der vor wenigen Jahren noch
kommunaleWohnungen imgroßen Stil veräußert
hatte. „Ich bin ganz sicher, dass wir auch 2050
noch eine kommunaleWohnungswirtschaft haben
werden.”