Seite 62 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2014_08

Basic HTML-Version

Kooperationen
Wohnungsgenossenschaften und Kommunen im Dialog
Wohnungsgenossenschaften fördern die Entwicklung ihrer Quartiere durch vielfältige Maßnahmen,
die auch dem Wohnstandort zugutekommen. Eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen ihnen und den
Kommunen ist für beide Seiten sinnvoll. Es gibt jedoch auch Probleme und Defizite in der Zusammenarbeit,
die auf unterschiedlichen Interessenlagen und Rahmenbedingungen beruhen. Daher sollte die
Kommunikation und die kooperative Realisierung der jeweiligen Potenziale gefördert werden.
In gemeinsamenWorkshops haben dieVertreter der
Wohnungsgenossenschaften im GdW Bundesver-
band deutscherWohnungs- und Immobilienunter-
nehmen e. V. und der FachkommissionWohnungs-
wesen des Deutschen Städtetages Ende 2010 in
Lünen undAnfang2014 inBerlin über die Potenzia-
le einer Zusammenarbeit zwischen den Städten und
den Wohnungsgenossenschaften diskutiert. Aus-
gangspunktwar die Empfehlung der Expertenkom-
mission an die Wohnungsgenossenschaften, „sich
für ihreWohnstandorte zu engagieren und sich ak-
tiv an der Entwicklung ihrer Städte undGemeinden
zu beteiligen”
1
. Dies geschieht bereits vielerorts
in wachsendem Maße und es gibt zahlreiche gute
Beispiele für eine konstruktive Zusammenarbeit
(siehe dieDW-Artikelserie zumInternationalen Jahr
derGenossenschaften,DW11/2011bisDW1/2013,
insbesondere DW 1/2013, S. 52).
Eine Befragung von Kommunen in Städten über
50.000 Einwohnern des Deutschen Instituts für
Urbanistik (Difu)
2
vermittelte allerdings ein he-
terogenes Bild der konkreten Erfahrungen und
Einschätzungen beider Seiten. So wurde auch
eine Divergenz zwischen den Erwartungen der
Kommunen an die Wohnungsgenossenschaften
und dem gewandelten Selbstverständnis der Ge-
nossenschaften sowie ihrer an den Mitgliederin-
teressen orientierten Tätigkeit registriert.
Mit den Workshops wurde ein Dialog begonnen,
um die Problemlagen und mögliche Lösungsan-
sätze zu diskutieren:
• Welche Potenziale und Grenzen einer Zusam-
menarbeit in den verschiedenen Handlungsfel-
dern der Wohnungs- und Stadtentwicklungspo-
litik gibt es?
• Wie kann die Kooperation von Wohnungsge-
nossenschaften und Kommunen verbessert und
organisiert werden?
• Wie kann das Verständnis für die jeweils andere
Seite gefördert werden?
• Welche Unterstützung ist durch politische Rah-
menbedingungen möglich?
Aus Sicht der Wohnungsgenossenschaften
Angesichts der Auswirkungen des demografischen
Wandels und der zunehmenden Ausdifferenzie-
rung der Märkte und Zielgruppen gibt es verschie-
dene, auch neue Kooperationsmöglichkeiten für
Wohnungsgenossenschaften und Kommunen. Die
Ressourcen der Genossenschaften und ihrer Mit-
glieder können vor allem dann nutzbar gemacht
werden, wenn Wege für das genossenschaftliche
Wohnen bereitet werden und die Bereitschaft be-
steht, diese in die Quartiers- und Stadtentwicklung
einzubeziehen. Hierzu bedarf es auch einer ande-
ren Wahrnehmung durch die Kommunen. Woh-
nungsgenossenschaften können nicht die kommu-
nale Verpflichtung zur Daseinsvorsorge imBereich
der sozialen Wohnraumversorgung ersetzen. Das
widerspräche ihrem zivilgesellschaftlichen und
gesetzlichen Auftrag zur Förderung ihrer Mitglie-
der. Es würde letztlich auch nicht den langfristigen
Interessen der Kommunen dienen, wenn dieWoh-
nungsgenossenschaften zu sehr für Aufgaben der
kommunalenWohnungs- und Sozialpolitik einge-
spannt würden. Wohnungsgenossenschaften sind
am Markt handelnde wirtschaftliche Unterneh-
men, deren Zweck vorrangig auf die Mitglieder-
förderung gerichtet ist.
Als Basis für dieKooperation solltendieKommunen
gemeinsam mit den Wohnungsgenossenschaften
und den anderen Wohnungsmarktakteuren ge-
samtstädtische Wohnungskonzepte und daraus
abgeleitete Handlungskonzepte für die einzelnen
Wohnquartiere erarbeiten. Die Wohnungsgenos-
senschaften werden bisher zumeist bei der Erstel-
lung integrierter Stadtentwicklungskonzepte in
Gebietenmit hohemLeerstand einbezogen, also in
Verbindungmit Stadtumbaumaßnahmen. IhreMit-
wirkung sollte aber breiter ansetzen, vor allemauch,
wenn ihreGrundstücke vonkommunalenPlanungen
betroffen sind. Durch die frühzeitige Einbindung
aller Akteure amWohnungsmarkt undeineVerstän-
digung auf gemeinsame Ziele kann die Akzeptanz
für die geplanten Vorhaben erhöht und damit die
erfolgreiche Umsetzung befördert werden.
RA Monika Kegel
Referentin Genossenschafts-
recht, Genossenschaftswesen,
Rechtsfragen neue Länder, GdW
Berlin
Gesine Kort-Weiher
Hauptreferentin für Wohnungs-
wesen und Hochbau
Deutscher Städtetag
Berlin
„Es sollte eine Kultur der guten Zusammenarbeit zwischen Wohnungsgenos-
senschaften und Kommunen entwickelt werden, um die Genossenschaften
gleichberechtigt mit anderen Marktteilnehmern bei der Stadtentwicklungs- und
Wohnungspolitik einzubeziehen. Dabei könnte die Kommunikation durch Maß-
nahmen wie Workshops, runde Tische, Kongresse verbessert werden.”
Ulrich Bimberg, Vorsitzender der BAG der Wohnungsgenossenschaften beim GdW,
Vorstandsvorsitzender Spar- und Bauverein Solingen eG
60
8|2014
MARKT UND MANAGEMENT