Seite 38 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2014_08

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Wohnungslüftung
Welche Lüftung braucht das Wohnen?
Wohnräume müssen gelüftet werden, die Frage ist nur wie: Fensterlüftung oder Lüftungsanlage?
Energieeffiziente Gebäude brauchen zum Nachweis meist eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.
Die DW erklärt Vor- und Nachteile verschiedener Lüftungslösungen und was es zu beachten gilt.
Eine ausreichende Belüftung von Aufenthaltsräu-
men ist unzweifelhaft wichtig, umunsere körper-
liche und geistige Leistungsfähigkeit zu erhalten,
zur Vermeidung gesundheitlicher Beschwerden
sowie zum Schutz der Bausubstanz. Lüftung ist
jedoch immer auch ein Zielkonflikt zwischen Hy-
giene und Energieeinsparung, d. h. zwischen:
• der Minimierung von Wärmeverlusten durch
Konvektion (Austausch erwärmter Luft gegen
kältere Außenluft) und
• der Sicherstellung der Abfuhr nutzungsbeding-
ter Feuchteeinträge und von Schadstoffen aus
der Raumluft über ausreichende Lüftung an-
derseits.
Schadstoffe können z. B. flüchtige organische Ver-
bindungen (VOC), Formaldehyd, Schimmelpilze
und CO
2
sein. CO
2
wird vomMenschen ausgeatmet.
Das Umweltbundesamt empfiehlt Raumluftkon-
zentrationen unter 2.000 ppm.
Immer wieder stellt sich bei der Planung von Neu-
bauten und von Modernisierungsmaßnahmen im
Bestand die Frage: Fensterlüftung oder Lüftungs-
anlage? Wenn Lüftungsanlage: Abluftanlage oder
Zu- und Abluftanlagemit Wärmerückgewinnung?
Welche Entscheidung ist passend? Die Vor- und
Nachteile werden im Folgenden aus technischer
Sicht erläutert. Eine rechtliche Bewertung wird
hier nicht vorgenommen.
Lüftungssysteme
Neben der Fensterlüftung gibt es verschiedene
Lüftungsmöglichkeiten mit oder ohne Ventilator.
In der Wohnungswirtschaft werden amhäufigsten
folgende Varianten eingesetzt:
• Fensterlüfter ohne Ventilator,
• wohnungszentrale Abluftanlage ohne Wär-
merückgewinnung (WRG) mit Fensterlüftern/
Zuluftelementen in den Räumen,
• gebäudezentrale Abluftanlagen mit Zuluftele-
menten in den Räumen (vor allem bei fenster-
losten Bädern und/oder Küchen) und
• wohnungszentrale Zu- und Abluftanlagen mit
WRG.
In vermieteten Wohnungen ist Lüftung Mietersa-
che. Der Vermieter stellt – wie beim Heizen auch
– die Möglichkeit dazu zur Verfügung. Eine Lüf-
tungsanlage kann den Mieter unterstützen. Das
Fensteröffnen hat viele psychologische Aspekte:
• frische Luft hereinlassen (auch wenn die Luft
außerhalb schlechter sein sollte),
• fühlen, dass andere Luft hereinkommt,
• Kontakt zur Außenwelt, nicht eingesperrt sein,
• Schlafen bei geöffnetem Fenster.
Es ist unbestritten, dass mit Wärmeschutz bzw.
Luftfeuchtigkeit verbundene Schimmelprobleme
reduziert werden können, wenn durch luftfeuch-
tegeregelte Lüftungsanlagen die Raumluftfeuch-
Quelle: Autorin
Zielkonflikte bei der Wohnraumlüftung
Ingrid Vogler
Referentin Energie, Technik,
Normung
GdW, Berlin
Luftwechsel h
-1
0,1
0,3
0,5
0,6
0,7
Grundlüftung
Bedarfsl. Ergänz. L.
Ziel: Verminderung Lüftungswärmeverluste
Notwendigkeit:
Schutz vor feuchtebedingten Schäden
Sicherung raumhygienischer Erfordernisse
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8|2014
ENERGIE UND TECHNIK