Seite 35 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2014_08

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richtet und Sitzplätze aufgestellt.
Diese Maßnahmen sollen die nach-
barschaftliche Verbundenheit der
Mieter mit ihrem Quartier fördern.
Im Rahmen der Neugestaltung der
Freiflächen wurde auch ein alter
Garagenhof entfernt. Eine neue
Tiefgarage bietet stattdessen Park-
möglichkeiten. Insgesamt umfasst
die Wohnanlage der GWG in der
Zornedinger Straße nach der Mo-
dernisierung, der Aufstockung und
dem Neubau 147 Mietwohnungen
sowie zusätzlich eine Räumlichkeit
für soziale Zwecke. Auf beispiel-
hafte Weise sind in der Anlage 63
geförderte Wohnungen sowie 68
Tiefgaragenstellplätze entstanden.
Das gesamteWohnquartier hat jetzt
eine Gesamtwohnfläche von rund
9.014 m
2
. Das mit dem Bauherren-
preis Modernisierung ausgezeichne-
te Projekt belegt eindrucksvoll, dass
Wohnungsbaubestände der 1960er
Jahre auch an lärmseitig problemati-
schen Lagen grundlegend ertüchtigt
und zukunftsfähig gestaltet werden
können.
Sie sind innovativ, was die Planung und die
Bauweise der Projekte anbelangt?
Wie Holzkonstruktionen im Wohnungsbau um-
gesetzt werden können, treibt mich als Architekt
persönlich schon lange um. Wir konnten hier be-
weisen, dass mit dem nachwachsenden Rohstoff
Holz ansprechende Architektur zu realisieren ist.
Die Konstruktionen sind etwas teurer, punkten
aber bei der Nachhaltigkeit. In der Fernpassstra-
ße kamals Öko-Komponente zur Verdichtung und
Modernisierung noch eine Holzfassade hinzu; auch
ein Ergänzungsneubau war ein Holzbauprojekt,
mit massiven Holzdecken. Für diese Architektur
braucht man Spezialisten, das erfordert eine sys-
temorientierte Herangehensweise. Wir haben hier
einen ungewöhnlichen Versuch unternommen und
das Projekt als Semesteraufgabe von Studenten
bei Professor Hermann Kaufmann an der Fakul-
tät für Architektur im Institut für Entwerfen und
Bautechnik, Fachgebiet Holzbau der TUMünchen,
entwickeln lassen. Heraus kamen phantasievolle
Ideen, getragen von viel Können und großer Be-
geisterung. Der beste Entwurf war tatsächlich
Grundlage für die konkrete Entwurfsplanung.
Drei aktuelle Auszeichnungen, dieser Erfolg
spornt sicher an?
Wir freuen uns natürlich über Architekturpreise
bzw. Bauherrenpreise, aber noch wichtiger ist,
wenn die Bewohner rundum zufrieden sind. Bei
der Modernisierung im Bestand sind anfängliche
Störungen schnell verklungen, wenn hinterher
eine optimaleWohnsituation bei günstigenMieten
erreicht ist. Für uns als Bauherr ist der wichtige
Punkt Nachhaltigkeit nicht ganz billig. Doch wir
arbeiten wirtschaftlich im Unternehmen, was
uns ermöglicht, 8 Mio. € p.a. direkt wieder zu in-
vestieren. Allerdings können wir das meiste nur
leisten, weil die Stadt als unser Gesellschafter
auf die Ausschüttung einer Dividende verzichtet.
Einen wesentlichen Baustein zum Erfolg verdan-
kenwir auch dem spürbaren Engagement unserer
400Mitarbeiter, die sich imUnternehmen Hand in
Hand für die Bewohner und guten Wohnungsbau
einsetzen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Susanne Ehrlinger.
Über 27.000 Mietwohnungen und knapp
600 Gewerbeeinheiten bewirtschaftet die
GWG, Städtische Wohnungsgesellschaft
München mbH. Beim Neubau sowie bei der
Modernisierung geht das 1918 gegründete
Unternehmen immer wieder beispielhaft
voran und erhält dafür entsprechende Aus-
zeichnungen (s. auch: Bauherrenpreis Neu-
bau, DW 5/2014, S. 38). Als älteste von
zwei städtischen Wohnungsgesellschaften,
an denen München zu 100% beteiligt ist,
prägt die GWG seit Jahrzehnten die Archi-
tektur- und Baugeschichte der bayerischen
Landeshauptstadt. Bei allen Aktivitäten
steht immer die Wohn- und Lebensqualität
der Bewohner im Mittelpunkt.
PORTRÄT
Weitere Informationen:
Lageplan: Gut sichtbar sind die übergreifenden Grundrisse
am Übergang zwischen Bestands- und Neubauten
Quelle: Felix+Jonas Architekten GmbH
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8|2014