Seite 34 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2014_08

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Glückwunsch zum Bauherrenpreis Moderni-
sierung! Mit der Zornedinger Straße und der
Badgasteiner Straße ist die GWG München
gleich zweimal beim Bauherrenpreis erfolg-
reich vertreten. Welche Chancen bietet die
Modernisierung?
Das übergeordnete Ziel unserer Maßnahmen
ist immer die städtebauliche, architektonische
Verbesserung. Da in München Wohnungsman-
gel herrscht, verdichten wir, wenn möglich, die
bestehenden Liegenschaften und verbessern
dabei gleichzeitig ihren Wohnwert. 1950er- und
1960er-Jahre-Bauten lassen sich oft sehr gut mo-
dernisieren. Unser 1940er-Jahre-Bestand wird
dagegen aufgrund schlechter Bausubstanz in der
Regel abgerissen und ersetzt. So haben wir auch
einen relativ hohen Neubauanteil. Bei der Zorne-
dinger Straße konnten wir mit Aufstockung und
Ergänzung durch Neubauten zwei Fliegen mit ei-
ner Klappe schlagen. Die neuen Lärmschutzbauten
schotten den Hof gegen starken Verkehrslärmab.
Den Mietern des Bestandes kommen die neuen
Balkone, die Aufwertung mittels Fassadensanie-
rung, die Tiefgaragenstellplätze sowie der ruhige
Freibereichmit hoher Aufenthaltsqualität zugute.
DieModernisierungsumlage wirkte sich nur gering
auf diese Mieten aus und die Bewohner sind nun
sehr zufrieden.
FolgenalleModernisierungengleichenMustern?
Beim Altbaubestand folgen wir keinem speziellen
Sanierungsverfahren. Insgesamt wird natürlich
die Barrierefreiheit – soweit möglich –, Energie-
effizienz, Brandschutz und Schallschutz auf einen
aktuellen Stand gebracht. Wir forcierenmit unter-
schiedlichen Wohnungsgrößen auch die Mischung
der Bewohnerstrukturen, von der Einzelperson bis
zur Familie.
Gleichwohl sind die Maßnahmen pro Quartier sehr
unterschiedlich. Die Sanierung Zornedinger Straße
erfolgte im Bestand. In einem anderen Projekt in
der Fernpassstraßemussten dieWohnungen – noch
mit Ofenheizung – dagegen bis auf die tragenden
Außenwände entkernt werden. Da blieb nur die
Grundstatik. In beiden Fällen sind Gebäude mit
modernemAussehen und hoherWohnqualität ent-
standen. BeideModernisierungenwurden in Leicht-
bauweise mit Holzkonstruktionen aufgestockt.
Interview mit GWG-Geschäftsführer
Hans-Otto Kraus
„Chancen und Aufgaben
bei der Modernisierung”
Quelle: GWG
risse, mit durchgesteckten Wohnungen und der
entsprechenden Anordnung von Fluren und Ne-
benräumen zur verkehrsbelasteten Straße hin ein
aufgelockertes Bild dieser Lärmschutzfassade. So
sind die Individual- undWohnräume zu den leisen
Innenhöfen und die „unsensiblen Räume“ zur lau-
ten Straßenseite orientiert. An den Versprüngen
der Neubauten sind die Giebelseiten des Bestands
zur Straße hin sichtbar und bleiben präsent. Hier
ließen die Architekten kleine Plätze entstehen,
die die Übergänge markieren. Die Nischen glie-
dern und rhythmisieren die den Ring begleitende
Straßenfront, die nun als attraktive „Visitenkarte“
wirken kann.
Die Haupterschließung der Gebäude erfolgt bar-
rierefrei über die geschützten Innenhöfe. Diese
haben eine völlig veränderte Qualität erhalten.
Wurden sie früher kaum benutzt, dienen sie den
Bewohnern nun als Spiel-, Aufenthalts- und Er-
schließungsräume. Trotz Lückenschluss ermög-
licht ein öffentlicher Durchgang im nördlichsten
Bauteil weiterhin einen fußläufigen Durchgang in
Verlängerung der Zornedinger Straße.
Alt und neu ergänzt sich gut
Das Wohnquartier blieb während der Baumaß-
nahme zu zwei Dritteln bewohnt. Die Modernisie-
rung der 84 bestehenden Wohneinheiten erfolgte
durch den Einbau großer Balkone, bodentiefer
Fenster und die Umsetzung nutzungsoffener
Grundrisse. Der Bestand wurde energetisch sa-
niert, erhielt einen Vollwärmeschutz und Fenster
mit verbessertem Dämmwert und Schallschutz.
Bestehende Balkone wurden im gleichen Zuge
durch thermisch getrennte ersetzt. Die ener-
getische Sanierung mit Augenmaß ermöglichte
trotz deutlich erweitertem Wohnungsbestand
die Weiterverwendung der bestehenden Heiz-
zentrale. Denn die Energieeinsparung, die die
gebündelten Maßnahmen an den Altbauten be-
wirkten, fiel so effizient aus, dass die drei vor-
handenen Heizungsanlagen nicht ausgetauscht
werden mussten, sondern auch die zusätzlichen
Wohnungen versorgen können.
Weitere 24 Wohneinheiten des Bestandes in den
ehemaligen Kopfbauten der Zeilen wurden kom-
plett umgebaut. Die an die Neubauten angren-
zendenWohnungen der Bestandsgebäude wurden
in der Weise umstrukturiert, dass die Wohnungs-
grundrisse die Innenecken übergreifen. Dadurch
konnte der Sozialkonflikt in den Gebäudeecken
vermieden werden. Alle Neubauwohnungen wer-
den über die neuen Aufzüge erschlossen, die je-
weils in den zentralen Treppenhäusern der neuen
Gebäude liegen. Auf diese Weise konnten die Ar-
chitekten auch die umgebauten Kopfwohnungen
des Bestandsgebäudes barrierefrei zugänglich
machen. Ferner wurden durch eine Aufstockung
auf den BestandsgebäudenWohnungenmit diffe-
renzierten Grundrissen geschaffen.
Aufstockung in Holzbauweise
Die Aufstockung der modernisierten Häuserzei-
len erfolgte mittels Holzbauweise. BeimRückbau
der geneigten Dächer musste zunächst die obers-
ten Geschossdecke als tragfähige Basis für den
Neubau ertüchtigt werden. Dann ließen sich die
vorgefertigten Holzelemente für das neue fünfte
Stockwerk zügig aufstellen. Die Holzkonstruktion
kommt dem Wunsch der GWG München nach ei-
ner nachhaltigen Bauweise mit nachwachsenden
Rohstoffen entgegen. Außerdem entsprach die
Konstruktion in Leichtbauweise den statischen
Bedingungen der 1960er-Jahre-Bauten. Nicht zu-
letzt bot die Vorfertigung der Wand- und Decken-
teile einen zügigen Bauablauf, der beimBauen im
Bestand unabdingbar ist. Die Bewohner erreichen
ihre Wohnungen via Aufzug über einen Lauben-
gang, der ihnen auch im neuen Staffelgeschoss
einen halböffentlichen Bereich bietet.
Aufenthaltsqualität
In den zwischen den Gebäuden entstandenen
geschützten Höfen wurden Grünflächen einge-
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NEUBAU UND SANIERUNG