Seite 93 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2013_06

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Dabei muss der Bezug der Führungsleitlinien zu
den Unternehmensprinzipien gewährleistet wer-
den. Führungskräfte verantworten die Festlegung
von Zielsetzungen sowie die Kontrolle deren Um-
setzung. Dies betrifft auch die permanente Sicher-
stellung eines adäquaten Verhaltens gegenüber
den Stakeholdern. Die Vorbildfunktion der Füh-
rungskräfte hat hierbei eine besondere Bedeutung
für die Bereitschaft der Mitarbeiter, ihr Handeln
ebenfalls am Verhaltenskodex auszurichten.
Durch die Führungsleitlinien kann sichergestellt
werden, dass eine positive und kooperative Füh-
rungskultur durch den Kontakt der Mitarbeiter
mit Interessenten, Mietern und Lieferanten nach
außen getragen wird.
Verhaltensrichtlinien
Die Verhaltensrichtlinien legen fest, wie sich die
Mitarbeiter des Wohnungsunternehmens gegen-
über Kollegen, Mietern, Interessenten, Lieferan-
ten und sonstigen Bezugsgruppen zu verhalten
haben. Dabei richtet sich der Fokus zum einen
auf die gemeinsame Verantwortung, welche alle
Mitarbeiter gegenüber den Mietern und dem Un-
ternehmen haben, undwie sich diese im täglichen
Handeln widerspiegeln soll. Zum anderen legen
Vorgaben zum sozialen Miteinander fest, wie der
Umgang untereinander im Unternehmen zu ge-
stalten ist, umallen Beteiligten einmotivierendes
und angenehmes Arbeitsumfeld zu ermöglichen.
Auch der Umgangmit Themenwie Korruption und
Vorteilsnahme ist hier verbindlich vorzugeben.
Dabei sollte konkret definiert werden, welche
Vorstellungen das Unternehmen hinsichtlich des
Umgangs mit Interessenten und Mietern hat. So
wird sichergestellt, dass sich Mietinteressenten
ab dem ersten Kontakt mit demWohnungsunter-
nehmen „gut aufgehoben“ fühlen und die Mieter
durch die positive Wahrnehmung des Unterneh-
mens dauerhaft Kunden bleiben.
Integration in das Ziel-
und Wertgerüst des Unternehmens
Der Verhaltenskodex existiert nicht als abstraktes
Regelwerk, losgelöst vomUnternehmen, sondern
muss spezifisch in das Ziel- und Wertegerüst des
Wohnungsunternehmens integriert werden. Das
bedeutet, der Kodex resultiert aus den Zielen des
Wohnungsunternehmens und stellt neben der
Unternehmenspolitik und dem Leitbild ein zu-
sätzliches Instrument dar, um diese Ziele in das
operationale Handeln zu implementieren.
Die Unternehmensziele, die Unternehmenspolitik
und das Leitbild stellen dabei die Grundlage des
Verhaltenskodex dar. Dies bedeutet nicht, dass
dieser keine neuen Aspekte bezüglich des Wirkens
und Handelns der Führungskräfte undMitarbeiter
beinhalten darf, jedoch dürfen die Aussagen des
Kodex nicht diametral entgegen den bestehenden
strategischenMaximen und Zielsetzungen stehen.
So macht ein Kodex, der eine ausgeprägte indi-
viduelle Betreuung des Kunden und die Erbrin-
gung von außergewöhnlichen Serviceleistungen
fordert, wenig Sinn, wenn das Unternehmen eine
Preisführerschaftsstrategie verfolgt, aufgrund
derer wenig Ressourcen für derartige Dienstlei-
tungen zur Verfügung stehen.
Die Unternehmenskultur kann durch den Verhal-
tenskodex impositiven Sinne beeinflusst werden,
stellt aber gleichzeitig auch immer den Rahmen
des Veränderungsprozesses dar. Generell muss
sichergestellt werden, dass sich die getroffenen
Festlegungen in der Strategie des Wohnungsun-
ternehmens widerspiegeln.
Umsetzung
Der erste Schritt des Umsetzungsprozesses ist
die Definition der Unternehmensprinzipien. Diese
werden auf Basis der Unternehmensziele konzi-
piert, in Form von grundsätzlichen Vorgaben und
Werten, welche die Erreichung der langfristigen
Zielsetzungen des Unternehmens unterstützen.
Denkbare Aspekte sind hierbei die strategische
Entwicklung des Bestandes, der Wohnungsan-
gebote und Dienstleistungen sowie der Organi-
sation.
Anschließendwerden, daraus abgeleitet, die Füh-
rungsleitlinien definiert. Wichtig ist es, hierbei
möglichst alle Führungskräfte in den Prozess zu
integrieren, umeine anschließende Akzeptanz und
Umsetzung der Arbeitsergebnisse zu gewährleis-
ten. Die Verhaltensrichtlinien stellen das Kern-
stück des Verhaltenskodex dar.
Für ihre Konzeption sind nach Möglichkeit alle
Mitarbeiter mit einzubinden. Dies gestaltet sich
aus organisatorischer Sicht, insbesondere bei
größerenWohnungsunternehmen, jedoch oftmals
schwierig. Mögliche Lösungsansätze sind Work-
shops mit von den Mitarbeitern ausgewählten
„Vertretern“ der Abteilungen oder die gemein-
same Diskussion eines im Vorfeld entwickelten
Vorschlags.
Sind alle Bestandteile des Verhaltenskodex ge-
meinsam fixiert, sollte das Ergebnis sprachlich
und gestalterisch ansprechend veröffentlicht wer-
den. Abschließend erfolgt die Präsentation und
Kommunikation des Verhaltenskodex. Es muss si-
chergestellt sein, dass der Verhaltenskodex nicht
als einmaliges Projekt gesehenwird, sondern seine
Umsetzung und die daraus resultierenden Erfolge
kontinuierlich evaluiert werden.
Fazit
Eine erfolgreiche Implementierung und das aktive
„Leben“ des Verhaltenskodex bewirkt eine positi-
ve Veränderung der Wahrnehmung des Wohnungs-
unternehmens nach außen und innen. Innerhalb
des Unternehmens wird das Miteinander bewusst
gestaltet und gestärkt. In der Außendarstellung
fördert ein angemessenes Verhalten der Mitarbei-
ter ein positives Bild des Unternehmens, welches
das Vertrauen seines Umfeldes stärkt. Durch das
Wissen der Stakeholder über den Kodex wird der
Anspruch an dieMitarbeiter erhöht, die Richtlinien
im Tagesgeschäft dauerhaft umzusetzen.
Integration des Verhaltenskodex in das Ziel- und Wertgerüst
Unternehmensprinzipien
Unternehmenskultur
Unternehmensstrategie
Führungsleitlinien
Verhaltensrichtlinien
Unternehmenspolitik/
Leitbild
Verhaltenskodex:
Führung &
Zusammenarbeit
Unternehmenskultur
Unternehmensziele
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