Marktreport wohnungswirtschaftliche IT
Aktueller Überblick über den ERP-Softwaremarkt
der Wohnungswirtschaft
Die Softwarelandschaften der Unternehmen der Wohnungswirtschaft sind in den letzten Jahren
zunehmend komplexer und vernetzter geworden. Kaum ein Unternehmen begnügt sich noch mit einem
einzigen wohnungswirtschaftlichen Zentralsystem (ERP-System). Die das eigentliche ERP-System
begleitende Software wird immer differenzierter. Auf die ERP-Software der Wohnungswirtschaft ausge-
richtete Marktübersichten, wie beispielsweise der HMC-Marktreport, müssen sich diesem Trend anpassen.
Die wesentliche Marktveränderung des vergan-
genen Jahres war die Übernahme der ESS EDV-
Software-Service AG durch die Haufe-Lexware
Real Estate AG im Sommer 2012. Haufe-Lexware
hat damit seine auf umfassenden Service für die
Wohnungswirtschaft ausgerichtete Unterneh-
mensstrategie auch im Softwarebereich weiter
umgesetzt und ist in diesemJahrmit drei Produkten
imHMC-Marktreport vertreten. Ebenfalls mit drei
Softwareprodukten ist die Aareon AG dabei, deren
Strategie dies schon seit geraumer Zeit ist.
Der eine oder andere Anbieter bereitet sein
Produkt auf die technologische Zukunft vor.
Zwei Softwarehäuser, die lange im Marktreport
vertreten waren, möchten dieses Jahr mit ihrer
Teilnahme aussetzen, da sie ihre Produkte um-
gestalten. Die neuen Produkte sollen erst 2014
lanciert werden. Man darf gespannt sein, welche
neuen Techniken und Funktionalitäten dadurch
realisiert werden. Die Domus Software AGmit dem
Kundenfokus auf kleine undmittelgroße Hausver-
waltungen ist wieder im Report vertreten.
Die aktuelle Markteinschätzung
In den Markt für die mittelgroßen Unternehmen
ist ein wenig Bewegung gekommen. So lässt sich
durchaus beobachten, dass einzelne Kunden von
GES zu einem neuen Programm wechseln, wo-
bei sie überwiegend dem bisherigen Lieferanten
Aareon AG treu bleiben und als neues Produkt
Wodis Sigma wählen.
Durch die eingangs erwähnte Ausweitung der
Softwareaktivitäten der Haufe-Lexware Real
Estate AG könnte sich allmählich ein Gegenge-
wicht zur Aareon AG aufbauen. Ob und wie eine
solche Entwicklung gegeben ist, wird zu beob-
achten sein.
Die Anzahl der Softwarehäuser, die SAP-basierte
Software anbieten, hat sich in diesem Jahr nicht
weiter verringert. Der Trend der Übernahme ei-
niger dieser Anbieter durch Konkurrenten scheint
vorerst gebrochen.
Ein bestimmender Faktor des ERP-Softwaremark-
tes im Jahre 2013 wird die Umstellung des Zah-
lungsverkehrs, aber auch der unternehmensin-
ternen betriebswirtschaftlichen Abläufe auf die
SEPA-Systematiken sein. Den Softwarehäusern
verlangt die Umstellung der Bestandskunden, die
ja auch oft mit betriebswirtschaftlicher Beratung
und Anleitung zur Vorgehensweise verbunden ist,
nennenswerte Beratungskapazität ab. Auf der an-
deren Seite scheuen die Anwenderunternehmen
einen ERP-Systemwechsel im gleichen Zeitraum
mit anderen für die Unternehmen bedeutsamen
Veränderungen. Beide Effekte dürften dafür ge-
sorgt haben, dass einige für 2013 geplante Sys-
temwechsel nach 2014 verschoben wurden.
Geänderte Strukturen wohnungswirtschaft-
licher IT-Landschaften
Wurden in der Vergangenheit fast alle wohnungs-
wirtschaftlichen Verwaltungsvorgänge imzentra-
len EDV-Systemabgebildet, so hat sich dies in den
letzten zehn Jahren zunehmend geändert. Wohl
dominiert das wohnungswirtschaftliche Haupt-
system (ERP-Software) rund um die Kernanwen-
dungsgebieteMietverwaltung, Mietbuchhaltung,
Technik und Rechnungswesen immer noch die
jeweiligen IT-Landschaften der Unternehmen,
aber die Satellitenanwendungen wie elektro-
nisches Archiv, Geo-Informationssysteme und
Portalanwendungen sowie Spezialanwendungen
(z. B. zur Verkehrssicherungspflicht oder zur hoch-
qualifizierten Liegenschaftsverwaltung) ergänzen
es umfangreich. Manche ERP-Software-Systeme
decken diese Ergänzungsgebiete selbst mit ab,
andere binden Kooperations-Software über
Schnittstellen an. Auf jeden Fall wird der Funkti-
onsumfang, den ein Anwenderunternehmen heute
mit den eingesetzten Softwareprodukten abbilden
möchte, von Jahr zu Jahr umfangreicher.
Angepasste Form des Marktreports
Selbst die in der Vergangenheit zeitweise über
2000 im HMC-Marktreport gestellten Fragen
können diese Funktionsfülle nicht abdecken.
Natürlich wäre es möglich gewesen, die Fragen
des Anforderungskatalogs auszuweiten, was in
Ingo König
SVI – Sachverständigenbüro für
die IT der Immobilienwirtschaft
Bad Neuenahr-Ahrweiler
Dr. Klaus Höring
HMC – Höring Management
Consulting
Bergisch Gladbach
88
6|2013
MARKT UND MANAGEMENT