Seite 71 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2013_06

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nutzen. Wärmepumpen etwa nutzen als Energie-
quelle Umweltwärme aus der Luft oder demBoden
und heben deren Temperatur mit Hilfe von Strom
auf ein höheres Temperaturniveau. Je höher die
benötigte Vorlauftemperatur, desto mehr Strom
muss eingesetzt werden, um sie zu erreichen. Bei
Flächenheizungen als Wärmeverteiler ist der be-
nötigte Temperaturhub vergleichsweise gering,
daher arbeiten Wärmepumpen damit besonders
effizient. Gleiches gilt für die Kombination aus
modernem Öl- oder Gasbrennwertgerät und So-
larthermieanlage. Hier sorgen niedrige Vorlauf-
temperaturen dafür, dass die Sonnenkollektoren
den Kessel häufiger unterstützen können.
Strahlungswärme ist angenehm
Flächenheizungen sind aber nicht nur effizienter,
sie sorgen auch für mehr Behaglichkeit. Strah-
lungswärme wird als angenehmer empfunden,
außerdem wird weniger Staub aufgewirbelt als
bei der Heizung mit Heizkörpern. Hinzu kommt
die Optik: Es verstellen keine Heizkörper mehr
den Blick, was besonders bei raumhohen Fenstern
positiv auffällt. „Raumhohe Fenster sind für uns
ein Grund, Flächenheizungen auch im Mietwoh-
nungsbau einzusetzen“, berichtet etwa Berthold
Hartmann, Geschäftsführer der Kreisbaugesell-
schaft Tübingen mbH. Allerdings kommen bei
der Kreisbau nur vereinzelt Fußbodenheizungen
zum Einsatz, und das auch nur in frei finanzierten
Wohnungen, die zur örtlichen Vergleichsmiete
vermietet werden. „Im Bereich der geförderten
Wohnungen lässt sich das derzeit nicht vertreten“,
begründet Hartmann, der ansonsten voll des Lobes
ist über den Komfortgewinn durch Flächenheizun-
gen. Auch im Sanierungsbereich sind Flächenhei-
zungen für die Kreisbau schlicht zu teuer.
Damit steht das Tübinger Wohnungsunternehmen
nicht allein. Auch für Wohnungsunternehmenwie
Vivawest Wohnen aus Gelsenkirchen sind Flächen-
heizungen bei der Sanierung ihres Gebäudebe-
standes kein Thema. „Fußbodenheizungen sind
in der Sanierung von Bestandsgebäuden sehr
kompliziert. Da muss man sehen, ob die erfor-
derlichen Konstruktionshöhen vorhanden sind.
Zur Verlegung der Rohrleitung und der benötigten
Dämmungen muss der Estrich komplett entfernt
werden. Der Aufwand ist einfach zu hoch“, berich-
tet Thomas Ulrich, bei Vivawest für die Fachbau-
leitung Technische Gebäudeausrüstung zuständig.
Im Gebäudebestand für viele keine Option
Tatsächlich reichen die in bestehenden Gebäuden
verfügbaren Aufbauhöhen oft nicht für den Einbau
konventioneller Fußbodenheizungen aus. Einwei-
teres Problem sind mögliche Belastungsgrenzen.
Dem Bundesverband Flächenheizungen und
Bisher können die Anbieter von Flächenheizungen und Flächenkühlungen im Modernisie-
rungsmarkt kaum punkten. Neue Systeme mit niedrigen Aufbauhöhen und geringem Gewicht
sollen das ändern. Geringere Aufbauhöhen sind auch im Neubau ein Thema. Auf den Messen im
Frühjahr waren eine ganze Reihe entsprechender Produkte zu sehen. Hier eine Auswahl.
Das
Trockenbau-System ClimaComfort
der Buchenauer Roth Werke kommt mit einer
Minimalaufbauhöhe von 43 mm inklusive
Überdeckung aus. Die Installation sei einfach,
schnell und montagefreundlich, da nur ein
Systemplattentyp zum Einsatz kommt. Die
Platten können entsprechend der Raumgeo-
metrie variabel zugeschnitten werden, ihre
Struktur erlaubt die einfache Fixierung der
Wärmeleitlamellen in verschiedene Richtun-
gen und Positionen. Laut Hersteller weist
das System zudem ein niedriges Eigengewicht auf und kann auf vorhandenem ebenen und
tragfähigen Untergrund ebenso verlegt werden wie auf Holzbalkenkonstruktionen. Es kann mit
handelsüblichen Trockenestrich-Elementen kombiniert werden, so dass lange Trocknungszei-
ten entfallen.
Ebenfalls trocken verlegt wird das System
Renovis
von
Uponor. Die Renovis Trockenbauelemente können mit einer
Unterkonstruktion aus handelsüblichen CD-Profilen direkt auf
bestehende Wände und Decken montiert werden. Ein Element
besteht aus einer 15 mm starken Gipskartonplatte, in die
ein PE-Xa-Rohr integriert ist. Die Heizleistung gibt Uponor
mit bis zu 120 W/m
2
an der Wand und 60 W/m
2
an der Decke
an. Damit könne eine Bestandsimmobilie auch während der
Nutzung schnell saniert werden, so der Hersteller. Als weite-
ren wesentlichen Vorteil der Trockenbaulösung gibt Uponor
an, dass damit auch Einzelräume mit einer Flächenheizung
temperiert werden können. Dazu wird das System in ein be-
stehendes Hochtemperatursystem mit Radiatoren integriert.
Mit dem
xnet-C15-Dünnschichtsystem
von Kermi sind
Fußbodenaufbauhöhen ab 17 mm bei gleichzeitig sehr gerin-
gem Gewicht zu realisieren. Die Höhe der Elemente beträgt
lediglich nur 14 mm. Dabei erweist sich das System dem
Hersteller zufolge als außerordentlich montagefreundlich,
denn aufwändige vorbereitende Arbeiten wie Stemm- oder
Abbrucharbeiten entfallen. Für die Nachrüstung einer Fuß-
bodenheizung in einzelnen Bereichen wie Bad oder Küche in
Kombination mit einem Heizkörper lässt sich xnet C15 mit der
Anschlussgarnitur xlink kombinieren. In diesem Fall genügt
das Vorhandensein eines normalen Heizkörperanschlusses.
Über diesen wird der Heizkörper und die Fußbodenheizung mit Hilfe der Anschlussgarnitur
xlink an den Heizkreislauf angeschlossen.
Das Iserlohner Unternehmen Schlüter-Systems bietet mit
Bekotec 12 FK
ein System für
Keramikböden an, das mit 25 mm Aufbauhöhe zuzüglich Belag auskommt. Dabei wir die Est-
richnoppenplatte auf einem geeigneten lastabtragenden Untergrund verklebt. Die Heizrohre
haben einen Durchmesser von 10 mm. Die Variante
Bekotec-EN 18 FTS 5
ist zusätzlich mit
einer 5 mm starken Trittschalldämmung versehen, die Rohre haben hier einen Durchmesser
von 12 mm, die Mindestaufbauhöhe beträgt 36 mm plus Belag.
PRODUKTINNOVATIONEN:
GERINGERE KONSTRUKTIONSHÖHEN, EINFACHERE VERLEGUNG
Das System Renovis wird montiert
wie eine Trockenbauplatte
Quelle: Uponor
Niedrige Aufbauhöhen sind bei
Fußbodenheizungen entscheidend
Quelle: Kermi
Panelsystem ClimaComfort für Boden, Wand
und Decke
Quelle: Roth
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