zentrale Energiemanagement wurde 2012 um die
intuitive Bedienungseinheit RIEcon Touch ergänzt
und in die Home Service Plattform von Connected
Living integriert (siehe Kasten).
Adaptive Heizungssteuerung spart Kosten
Über denWohnungsmanager auf der Home Service
Plattform können die Mieter der 44 Wohnungen
der WVW seither genau definieren, wann welcher
Raum ihrer Wohnung wie warm sein soll. Diese
Informationen gehen direkt an die Heizzentrale
des Gebäudes, so dass zu jedem Zeitpunkt die
Temperatur vorgehalten werden kann, die nötig
ist, um sämtliche Temperaturwünsche zu erfüllen.
Auf diese Weise wird die Heizungsanlage immer
amenergetischenMinimumgefahren. „Das adap-
tive Systemvermeidet das klassische Überheizen“,
erläutert Beucker.
Das zahlt sich aus. Laut Dr. Manfred Riedel,
Gründer der gleichnamigen Automatisierungs-
technikfirma, ist der Heizungsenergieverbrauch
der Gebäude in Weißenfels durch die adaptive
Heizungssteuerung in Kombination mit der Con-
nected-Living-Plattform und der Bedienungs-
einheit mit Touchscreen insgesamt um 30,2%
zurückgegangen (siehe Grafik). Knapp 40 kWh/
m
2
jährlich wurden eingespart. Bei einem Ener-
giepreis von 0,07 €/m
2
fallen die Heizkosten in
einer 60 m
2
großen Wohnung pro Jahr um 168 €
geringer aus. Demgegenüber steht eine jährliche
Erhöhung der Kaltmiete von 11% der Investiti-
onskosten in Höhe von 1.500 € je Wohneinheit,
also 165 €. Unter dem Strich sei das System also
mietkostenneutral, machte Riedel den Vertretern
der Wohnungswirtschaft deutlich.
Investition ist mietkostenneutral
Wie wichtig einfache Bedienbarkeit und Zusatz-
dienste sind, zeigt sich daran, dass der Verbrauch
allein durch die Einführung des RIEcon Touch
2012 um 4% gesenkt werden konnte. Über die
Home Service Plattform von Connected Living
werden in den Wohnungen Energieverbräuche
dargestellt und Tarifinformationen verbreitet.
Beim Pilotprojekt in Weißenfels nutzte die WVW
das System zudem, um den Mietern Nachrichten
zukommen zu lassen. Außerdem stellt der örtliche
Energieversorger im Rahmen des Projekts varia-
ble Stromtarife bereit, über die ebenfalls via HSP
informiert wird.
Das große Interesse der Wohnungswirtschaft am
dezentralen Energiemanagement in Verbindung
mit der Heimvernetzung erklärt sich Beucker
u. a. dadurch, dass sich durch die Optimierung
der Heizungssteuerung vergleichsweise kos-
tengünstig Energie sparen lässt. „Eine adaptive
Heizungssteuerung schlägt mit etwa 30 €/m
2
Wohnfläche zu Buche. Das ist deutlich kosten-
günstiger als beispielsweise eine Wärmedäm-
mung. Gleichzeitig lassen sich dadurch über 30%
Heizenergie sparen“, so der Wissenschaftler vom
Borderstep-Institut. In der Vergangenheit habe
man diese Möglichkeit zur Energieeinsparung
nicht so sehr im Fokus gehabt. „Nun tragen die
aktuellen Diskussionen um die Wärmedämmung
dazu bei, dass die Heizungsoptimierung als wei-
terer wichtiger Handlungsstrang erkannt wird.“
Nachfolgeprojekt soll
Kraft-Wärme-Kopplung einbeziehen
Ab Oktober 2013 soll die in SHAPE entwickelte
Heimautomatisierungsplattform zur Energie-
effizienzsteigerung im Nachfolgeprojekt ProS-
HAPE zu einer technischen Lösung entwickelt
werden, die die Energiekosten in
mit Blockheizkraftwerken versorg-
ten mehrgeschossigen Wohnbauten
minimiert. „Das ist für Wohnungs-
gesellschaften sehr interessant, da
diese sich zunehmend mit dem Be-
trieb von Anlagen zur Kraft-Wärme-
Kopplung beschäftigen“, so Beucker.
Bisher würden solche KWK-Anlagen
ausschließlich wärmegeführt betrie-
ben, das heißt der Wärmebedarf des
Gebäudes bestimmt die Laufzeiten.
„Gebäude sind aber ganz gute Wär-
mespeicher, daher könnte es sinnvoll
sein, zu einem Zeitpunkt mit hohem
Strombedarf im Netz und damit ho-
hen Preisen die KWK-Anlage laufen
zu lassen und sie dann anschließend
zwei Stunden komplett abzuschal-
ten“, erläutert Beucker. Diese Be-
trachtung führt zu einem komplexen
Optimierungsproblem.
Ausschlaggebend für die Optimierung ist die
Gesamtkostenbetrachtung für die Betreiber
und die Bewohner der Gebäude. „Zukünftig
müssen variable Preise für Gas, Strom und die
Rückspeisung von Energie aus dem BHKW in die
lokale Netzinfrastruktur gegeneinander abge-
wogen werden“, heißt es dazu in der ProSHAPE-
Projektbeschreibung. Um dieses Proplem zu
lösen, werde der Connected-Living-Ansatz zur
integrierten Heim- und Gebäudeautomation um
agentenbasierte Mehrwertdienste erweitert, die
diese Zustände abbilden und die Gesamtkosten
optimieren.
Noch ist die Entscheidung für eine Förderung des
Nachfolgeprojektes nicht gefallen. Severin Beu-
cker ist jedoch zuversichtlich.
Über 30% der Heizenergie sparte das Energiemanagementsystem ein,
davon allein 3% durch die intuitiv bedienbare Benutzerschnittstelle
CONNECTED LIVING: INNOVATIONEN FÜR DIE HEIMVERNETZUNG
Das Innnovationszentrum „Connected Living“ arbeitet mit knapp 50 Mitgliedsunternehmen
und -organisationen aus Wirtschaft und Wissenschaft daran, Innovationen rund um die intelli-
gente Heimvernetzung umzusetzen. Auf der Cebit 2013 in Hannover präsentierte die Initiative
erstmals ihre integrierte Systemlösung „Connected Living Innovation Component Kit“, kurz
CLICK, der breiten Öffentlichkeit. Dahinter verbirgt sich ein Baukasten für unterschiedliche
Heimvernetzungsszenarien.
Einer der Bausteine ist das „Connected Living Home Control Center“, das dem Nutzer einen
zentralen Zugang auf die vernetzte Heimumgebung bietet. Eine übersichtliche Benutzer-
oberfläche präsentiert die angeschlossenen Geräte und bietet intuitive Konfigurations- und
Steuerungsmöglichkeiten. Neben den Geräten findet man im „Home Control Center“ die ins-
tallierten „Connected Living Assistenten“ – die Mehrwertdienste der Heimumgebung. Beispiele
sind fertig programmierte Regeln für die Einstellung verschiedenster Geräte in bestimmten
Szenarien – etwa gedimmte Lichter und leise Musik im Szenario „Romantik“ – oder Assistenten
für die Erstellung eigener Regeln und Szenarien. Das Design und das intuitive Interaktionskon-
zept des „Home Control Centers“ wurden mit dem IF-Design-Award 2012 ausgezeichnet.
Quelle: Dr. Riedel Automatisierungstechnik
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6|2013