Seite 36 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2013_06

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ersetzt. Die Beleuchtung der Anlage wurde mit
denkmalgerechten Laternen erweitert. Mit einer
neu errichteten Straße erfolgt die behinderten-
gerechte Erschließung der denkmalgeschützten
Wohnanlage, zu der auch ein neu errichteter Spiel-
platz und PKW-Stellplätze für jede Wohneinheit
gehören. Hinsichtlich der Objektgestaltung lag
das Hauptaugenmerk der Behörde auf der original-
getreuen Wiederherstellung der Treppenhäuser
und Eingangstüren. Im Speziellen stimmten sich
hierbei die Genossenschaft, die Architekten und
die Denkmalschutzbehörde zum Aussehen der
Hauszugangstüren, zu den Wohnungseingangs-
türen und zu den Treppengeländern ab. Außer-
dem wurden vorab gemeinsam die Aufgaben zur
Gliederung, Materialität und zur Farbigkeit der
geplanten neu errichteten schwellenarmen Balko-
nanlagen definiert. Zur Realisierung zeitgemäßer
Schallschutzanforderungen waren weitere auf-
wändigeModernisierungen notwendig. So erfolg-
te zur Verbesserung die Ertüchtigung der Decken-
konstruktion mit Gussasphalt. Die Kellerdecken
wurden durch den Einbau einer Ziegeldecke mit
einer Dämmung erweitert. Da an der denkmalge-
schützten Klinkerfassade keine Veränderungen
vorgenommen werden durften, kam zur Verbes-
serung der bauphysikalischen Eigenschaften eine
Innenwanddämmung zur Anwendung.
Selbstverständlich erfolgte in dem gesamten
Wohnkomplex die Erneuerung der Sanitär- und
Heizungsanlage in Verbindung mit einem mo-
dernen Abluftsystem und Frischwasserstationen
in den Wohneinheiten sowie die Erneuerung der
kompletten Altanlage – ein aufwändiger Part im
denkmalgeschützten Altbau. Ein weiterer Schritt
war die Anbindung der Heizungsanlage an das
Fernwärmenetz der Stadt Chemnitz. Hierdurch
wurde ein erfolgreicher Beitrag zur energetischen
Sanierung sowie zur Reduzierung der so genann-
ten 2. Miete geleistet.
Altes neu
Der Startschuss für die Sanierungsarbeiten erfolg-
te nach den umfangreichen Vorbereitungen und
Abstimmungen letztendlich im Frühjahr 2012.
In diesem Rahmen reduzierte sich die Anzahl
der Wohnungen von 47 auf 43. Darunter sind
elf 2-Raum-, 22 3-Raum- sowie zehn 4-Raum-
Wohnungen bzw. Maisonetten. DieWohneinheiten
imErdgeschoss wurden barrierearmgestaltet. Die
Wohnflächengrößen reichen von 58 bis 109 m
2
.
Alle Wohnungen erhielten einen Balkon. Neben
dem oben genannten Spielplatz entstehen im
Außenbereich Gemeinschaftsflächen, zur Ent-
spannung und zur Erholung dienen und künftig
zur Festigung des genossenschaftlichen Lebens
beitragen sollen. Der erste Bauabschnitt wurde
Ende April 2013 fertiggestellt, der Zweite folgt
bis Ende Juli 2013.
Die Kaltmiete liegt zwischen 6,50 und 7,00 €/
m
2
. Zielgruppe und Nachfrager der entstande-
nen/entstehenden 3- und 4-Raum-Wohnungen
sind Familien (mit/ohne Kinder) mit einem ge-
regelten Einkommen aus der Mittelschicht. Die
Genossenschaft reagierte bei diesem Projekt auf
die sich in den letzten Jahren veränderte Nachfra-
gesituation auf demChemnitzer Wohnungsmarkt.
Es ist zu beobachten, dass der Bedarf nach grö-
ßeren Wohneinheiten mit individuell gestalteten
Grundrisslösungen stetig zunahm bzw. noch im-
mer zunimmt. Mit den barrierearmen 2-Raum-
Wohnungen richtet sich die Genossenschaft einer-
seits an Alleinstehende jedes Alters, andererseits
aber auch an kinderlose Paare und Eheleute. Eine
Die Wohnanlage „Am Karbel 1-15“ wurde 1927/28 durch die
Siedlungsgesellschaft Altendorf e.G.m.b.H. errichtet. Die Bau-
genossenschaft beauftragte die Architekten Theodor Keller und
Kurt Hermann Wittlinger mit dem Entwurf und der Gestaltung
des Kreuzungsbereiches Am Karbel/Talanger/Ammonstraße. Mit
ihrer expressionistischen Gestaltung der Objekte Am Karbel 1-15
entstand eines des interessantesten Architekturensembles der
1920er Jahre in Chemnitz.
Die Wohnanlage umfasst drei Gebäude mit je zwei Hausein-
gängen sowie zwei dahinter frei stehenden Häusern. Die in sich
geschlossene Anlage ist zur Ammonstraße durch einen Höhen-
versatz abgegrenzt und über Durchgänge mit Spitzbögen zu er-
reichen. Diese Spitzbögen finden sich bei der in Klinker gefassten
Fenstergestaltung des in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen
Objektes „Talanger 2-6“ und am Fußwegdurchgang „Ammonstraße 2“ wieder. Leider reichte
damals das vorhandene Geld nicht mehr aus, um den Block „Talanger 1-7“ mit zu errichten.
Dieser wurde erst 1936 zwar noch mit Klinkerverzierungen, aber ohne die Spitzbogenzitate
erbaut. Die errichteten Häuser hoben sich nicht nur architektonisch, sondern auch vom Wohn-
komfort von anderen Siedlungswohnungen ab. U. a. beinhalteten die Wohnungen ein eigenes
Bad mit Innen-WC sowie eine Wohnküche.
Durch mehrere Umstrukturierungen und durch territoriale Bereinigungen im Rahmen der
Bildung von so genannten Groß-AWGs kam die Siedlung 1984 in den Bestand der AWG „Soli-
darität“ und letztendlich durch die Übernahme der AWG „Solidarität“ durch die Chemnitzer
Siedlungsgemeinschaft eG in den Bestand der Genossenschaft. 1993 wurde die Wohnanlage
in ihrer Gesamtheit zum Wohndenkmal erklärt.
HISTORISCHES ZUR WOHNANLAGE „AM KARBEL 1-15“
Bei der Sanierung der Anlage Am Karbel legte der
Denkmalschutz besonderen Wert auf die Außengestal-
tung sowie Treppenhäuser und Eingangstüren
Aufgrund der denkmalgeschützten Klinkerfassade
kam eine Innendämmung zum Einsatz
Die Durchgänge mit Spitzbö-
gen sind charakteristisch für
die Anlage
Quelle: CSg
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NEUBAU UND SANIERUNG