die Jury das Projekt mit einer Silbermedaille und
einem Preisgeld von 75.000 €.
Preisgeld für neues Projekt genutzt
„Was machen wir mit dem Geld?“, fragten sich
die Verantwortlichen, darunter Carmen Kayser,
Projektmanagerin bei der WIWOG, und Stadtfor-
scher WolframWallraff. Der Stadtplaner und Sozi-
alwissenschaftler begleitet die Stadtentwicklung
in Wittenberg seit fast 20 Jahren. Er fungierte als
Berater für die Wohnungsunternehmen. Carmen
Kayser:„Wir brauchten einen Treffpunkt, einen
Ort, wo man sich zum Kaffee trinken und zum
Spielen verabreden kann und wo sich auch die
Mitarbeiter der Wohnungsunternehmen zu Ver-
anstaltungen treffen können.” Mieter-Workshops
wurden organisiert. Gemeinsam sammelte man
Ideen und schmiedete erste Pläne. Beflügelt von
der Silbermedaille für die energetische Sanie-
rung zuvor, war ein Gebäude schnell gefunden:
Ein ehemaliges Ladenlokal in der Dessauer Straße.
Es liegt zentral und ist für alle Bewohner schnell
erreichbar.
Eröffnung im September 2010
Der Umbau des Gebäudes verschlang das Preisgeld
schnell. 15.000 € mussten zusätzlich investiert
werden. Hinzu kommen jährlich 55.000 € Be-
triebskosten. Auch hier fungierten WIWOG und
WBG gemeinsam als Geldgeber. Sponsorengel-
der kamen hinzu – u. a. von den Stadtwerken, der
Sparkasse, der Volksbank. Mit demErgebnis, dass
im September 2010 das Begegnungszentrummit
einem breiten Angebot für Senioren, Kinder und
junge Eltern seine Pforten öffnen konnte. „Wichtig
war die Gründung des Trägervereins”, erinnert
sich Carmen Kayser. Der gemeinnützige Verein
mit seiner Vorsitzenden Antje Bitter, die auch im
Vorstand der WBG sitzt, organisiert und finanziert
den Betrieb der Begegnungsstätte. Eine Quartiers-
managerin wurde eingestellt.
Der Treff ist sehr schnell zu einer gefragten Be-
gegnungs- und Kommunikationsstätte im Gebiet
geworden. Das ist vor allem das Verdienst von
Quartiersmanagerin Birgit Maßny, die mit ihrem
überdurchschnittlichen Engagement die Einrich-
tung mit Leben füllt. Täglich finden Veranstal-
tungen statt, die das gesamte Spektrum von Be-
ratung, Bildung, Gesundheit und Kommunikation
sowie vielfältige Freizeitaktivitäten umfassen. Ge-
genseitige nachbarschaftliche Unterstützungwird
organisiert. Sehr gut kommen auch Programm-
angebote an, bei denen Senioren und Kinder zu-
sammentreffen. Auch die Vernetzungmit anderen
städtischen Akteuren inWittenberg- West und den
benachbarten Stadtteilen klappt gut.
Ausgebucht
Der Clou: Das gesamte Programm basiert auf ei-
nemehrenamtlichen bürgerschaftlichen Engage-
ment. Zwischen September 2010 und Juni 2012
wurden insgesamt 539 Arbeitsstunden geleistet.
„Ohne unsere ehrenamtlichen Helfer würde der
Nachbarschaftstreff nicht funktionieren”, ist
Carmen Kayser überzeugt. „Wir bekommen der-
zeit kaum einen Termin für Meetings in unserem
Gebäude, weil täglich etwas los ist”, lächelt die
Projektmanagerin: „Wir freuen uns sehr über die
gute Resonanz auf unser Projekt und sind für die
Zukunft des gesamten Quartiers sehr zuversicht-
lich.” Dies hat auch positive Auswirkungen auf
die Vermietung, die Leerstandsquote liegt heute
bei 2%.
Entwicklung gestalten
Beeindruckt war die Jury, wie sich hier „eine
Wohnungsgenossenschaft und eine kommunale
Wohnungsgesellschaft zusammentun, umdie Ent-
wicklung eines ganzen Wohngebiets gemeinsam
mit den Bewohnern voranzutreiben”. Und es geht
weiter. Carmen Kayser: „2014 entstehen in Wit-
tenberg-West 40 barrierefreieWohnungen. Hierzu
läuft aktuell ein Architektenwettbewerb. Gerade
begonnen hat der Neubau eines Ärztehauses, das
die Infrastruktur deutlich verbessern wird.” Die-
se Quartiersentwicklung kann als Vorbild dienen:
Themen wie Überalterung, die damit nötig wer-
denden Umbauten sowie das Vorbereiten eines Ge-
nerationswechsels sind in Siedlungen von Flens-
burg bis zum Bodensee von hoher Aktualität.
Das Angebot im Nachbarschaftstreff ist vielseitig: von Computerseminaren für Senioren, über Koch- und Ernährungskurse für Jugendliche
bis zu Nachhilfe- und Vorlesestunden für die Kleinen. Wichtig dabei: das ehrenamtliche Engagement
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6|2013