Seite 47 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2013_04

Basic HTML-Version

erwiesen, der die 1.200 m
3
Eis fasst. Der Kölner
Speicher benötigt eine Baugrube von 7 m Tiefe,
der Speicher selbst ist 4m tief, 14m lang und 9m
breit. Um die Wärmeverluste zu minimieren und
Dämmung durch das Erdreich zu haben, musste er
außerdemausreichend Abstand zur Tiefgarage ha-
ben. Das sei, so der Wärmepumpen-Lieferant Wa-
terkotte, derzeit der größte Eisspeicher Europas.
Ein noch größerer ist für einen Wohnkomplex mit
500Wohneinheiten in Hamburg derzeit in Planung
(siehe Foto rechts).
Installation
Weniger schwierig ist die Installation der Kollek-
toren. Die werden als Bündel schwarzer Rohre
einfach auf den Dächern der Gebäude ausgelegt.
Zu Anfang gab es nur Lösungen für Flachdächer,
mittlerweile gibt es die Systeme auch für Steil-
und Schrägdächer. Die Absorberleitungen nutzen
nicht nur direkte Sonneneinstrahlung, sondern
ziehen auch Energie aus den Unterschieden zwi-
schen der Temperatur der Absorberflüssigkeit
und der umgebenden Luft. Neben diesen Absor-
bern kommt die Wärme für die neuen Gebäude
in Köln aus der Abluft und dem Wärmeeintrag in
den Speicher direkt aus demErdreich. „Wir haben
Wärmemengenzähler installiert, umauswerten zu
können, welche Mengen wir aus welchen Berei-
chen zur Regeneration des Speichers erhalten und
demSystemzuführen können“, berichtet Farwick.
Der Jahresendenergiebedarf der Siedlung soll bei
lediglich 26,1 kWh/m
2
a liegen bei einemCO
2
–Aus-
stoß von 7,399 kg/m
2
a.
Kosten und Kosteneinsparung
Gegenüber einer fossilen Heizung könne man mit
einer Lösung auf Basis eines Eisspeichers bis zu
50% der Kosten sparen und auf einen Preis pro
Kilowattstunde zwischen 4-5 ct kommen, so Mo-
ritz Pfannkuch, Projektingenieur beim Hersteller
Isocal, der die Systeme entwickelt und installiert.
In der Wohnungswirtschaft ist das Kölner Projekt
das Erste. EinWeiteres in Hamburg für knapp 500
Wohnungen ist fertig. DieWärmepumpe wird dort
nach Ende des Winters installiert, der Vollbetrieb
erfolgt im Sommer 2013. Pfannkuch geht davon
aus , dass sich das System im Heizbetrieb in der
Wohnungswirtschaft in sechs bis sieben Jahren
amortisiert. Setze man es auch zur Kühlung ein,
rechne es sich noch schneller, da kein stromfres-
sender Kompressor zur Kühlung gebraucht wird,
sondern der Eisspeicher.
Nicht nur bei der Technik, auch bei der Abrechnung
will Vivawest bei den vier neuen Gebäuden mit
insgesamt 112 Wohneinheiten mit einer Größe
zwischen 46 und 166m
2
neueWege gehen. Warm-
wasser und Heizung sind Teil der Betriebskosten,
werden nicht nach Verbrauch abgerechnet. „Wir
rechnen mit Heizkosten von 56 ct/m
2
Wohnflä-
che“, sagt Ulrich Farwick.
Technik
Die Firma Isocal ist mit großen Eisspeichern und
der Kombination mit Luftkollektoren derzeit
noch alleine auf dem Markt. Ein weiteres Unter-
nehmen, das Eisspeicher nutzt, allerdings in einer
kompakten Form und in Kombination mit einer
Wärmepumpe, ist Consolar. Bei diesem System
kommen Hybridkollektoren zum Einsatz. Bei
genügend Einstrahlung arbeiten sie wie nor-
male Flachkollektoren. Ist der Himmel bedeckt,
befördert ein Gebläse im Kollektor Luft durch
einen Wärmetauscher des Absorbers und er-
wärmt die Absorberflüssigkeit, der die Wärme per
Wärmepumpe entzogen wird. Im Winter erhöht
eine spezielle Abtaufunktion den Kollektor. Die
Wärme des unteren Bereichs im Kombispeicher
wird genutzt, um Schnee auf dem Kollektor zu
schmelzen. „Dadurch erhöhen wir die Erträge und
brauchen keinen so großen Speicher“, sagt And-
reas Siegemund, Vertriebschef bei Consolar. Man
könne mit dem System eine komplette Nacht mit
dem Eisspeicher überbrücken, da die Kollektoren
zuverlässig tagsüber die benötigte Wärme aus der
Sonne oder der Luft liefern. „Der Heizstab
Blick in die Baugrube
des Eisspeichers, der in
Hamburg entsteht und
500 Wohneinheiten
versorgen soll
Systeme mit Eisspeicher lagern
überschüssige Sonnenenergie in einen
Wasserbunker ein. Er ist meist als großer
Wassertank in den Boden eingelassen,
die umgebende Erdwärme ermöglicht
dann die Speicherung der Energie über
längere Zeit. Es gibt aber auch kompak-
te Bauformen für die Montage im Keller.
Mit Beginn der Heizperiode wird die
Wärme entzogen. Eine Wärmepumpe er-
zeugt die für dem Warmwasser und Hei-
zung notwendigen Temperaturen. Der
Eisspeicher nutzt außerdem Kristallisa-
tionswärme. Die entsteht freigesetzt,
wenn ein Stoff seinen Aggregatzustand
von flüssig nach fest ändert.
SO FUNKTIONIERT EIN EISSPEICHER
Quelle: Consolar
Quelle: Isocal
45
4|2013