Seite 28 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2013_04

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im nichtgeförderten Neubau kaum
zu erreichen.
Vertrauen durch Verlässlichkeit:
Stellschrauben
Für mehr mietengünstigen Neubau sind mindes-
tens fünf Stellschrauben von Bedeutung:
1. Zuvorderst ist eine Zieldefinition notwendig:
Was soll mit dem Neubau bezweckt werden?
Welchen Beitrag kann und soll er zur Stabili-
sierung vonWohnungsmärkten, insbesondere
aber auch zur Wohnraumversorgung einkom-
mensschwacher Haushalte, realistischerweise
leisten? Welche alternativen Instrumente sind
hierzu noch einsetzbar – beispielsweise der Er-
werb von Belegungsbindungen?
2. Auf Grundlage dieser Diskussion wäre dann ein
langfristiges und verlässlich angelegtes Förder-
programm für den Neubau zu entwickeln. An-
gesichts vielfältiger negativer Erfahrungen von
WohnungsunternehmenmitWohnungsbauför-
derungsprogrammenwird es dabei auch darum
gehen, bei diesen um Vertrauen zu werben.
3. Darüber hinaus wäre auch der Ausbau der sub-
jektorientierten Förderung notwendig, diese
insbesondere mit Blick auf das Haushaltsein-
kommen. Ansatzpunkte hierzu sind beispiels-
weise eine realitätskonforme Gestaltung der
Richtsätze für die Kosten der Unterkunft oder
der Ankauf von Belegungsbindungen in Neu-
bau und Bestand. Attraktiv wären hierbei auch
quotale Modelle.
4. Auch eine zügige Verbesserung der Neubau-
Rahmenbedingungen ist erforderlich – bei-
spielsweise durch eine personelle Aufstockung
in den bezirklichen Bauämtern, um kostenin-
tensive, sehr lange Genehmigungszeiten für
Bauvorhaben zu reduzieren. Zu diesem Kom-
plex gehört auch die konsequente Umsetzung
der Neuausrichtung der Berliner Liegen-
schaftspolitik mit der Vergabe von landesei-
genen Grundstücken anhand von Konzepten,
nicht mehr nur nach dem Höchstpreis. Von
besonderer Bedeutung ist angesichts neu-
baukritischer Bürgerinitiativen auch ein kla-
res Bekenntnis der Politik zumehr Neubau und
Nachverdichtung, auch und gerade in inner-
städtischen Lagen.
5. Und schließlich ist von großer Bedeutung, dass
Neubau und Wohnen im Neubau nicht durch
staatliche Auflagen immer weiter verteuert
wird. Ein Beispiel hierfür sind die EnEV 2014
mit ihrer drastischen Erhöhung der energeti-
schen Standards für den Neubaubereich sowie
hohe Grunderwerbs- und Grundsteuern oder
Überlegungen zu Auflagen für Bauherren, bei
Bauprojekten auch für die Errichtung sozialer
Infrastruktur verantwortlich zu sein. Steigende
Baukosten können nur durch entsprechend hö-
here Neubaumieten angemessen refinanziert
werden.
Ausblick
Das Wachstum der Ballungsräume in Deutsch-
land, und hier vor allem auch Berlins, dürfte in
den nächsten 20 Jahren anhalten. Wesentliche
Herausforderung für die Wohnungspolitik wird
dabei sein, einerseits die Wohnraumversorgung
einkommensschwacher Haushalte weiterhin zu
sichern, ohne andererseits die Dynamik des Woh-
nungsmarkts durch eine Überregulierung der In-
vestitionsbedingungen zu beschädigen. Am bes-
tenwird sich diese Balance erreichen lassen, wenn
die Politik dabei den Schulterschluss mit sozial
verantwortlichen Unternehmen sucht.
Das Projekt „Seniorengerechtes Wohnen im Reinickendorfer Rathausviertel bei der GEWIWO Berlin”
der Architekten „nps tchoban voss GmbH & Co. KG“ ist eines der ausgezeichneten Neubauprojekte
Quelle: GEWIWO
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NEUBAU UND SANIERUNG