Seite 27 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2013_04

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Bewertung des Einzelfalls und die Gewichtung
der einzelnen Kriterien entschieden wurde. Die-
ses sehr offene und einzelfallorientierte Verfahren
wurde für diesen Modellwettbewerb erstmalig so
definiert.
Zukunftswohnform Genossenschaft
Alle 19 eingereichten Projekte waren Belege für
die große Bedeutung der Genossenschaften als
Akteure der sozialen Stadtentwicklung. Die ge-
planten Wohnungen sind nicht nur überwiegend
generationengerecht, energetisch optimiert und
oft auch architektonisch innovativ; sie werden
vielfach um Zusatzangebote wie Gemeinschafts-
räume, Pflegestützpunkte, Kinderbetreuungs-
möglichkeiten oder Nachbarschaftscafés erwei-
tert.
Damit werden die Genossenschaften auch in den
neuen Quartieren – und darüber hinaus – eine
ausgeprägte Stabilisierungsrolle wahrnehmen.
Und: Allein durch die für den Neubauwettbe-
werb präsentierten Projekte werden dem Berli-
ner Wohnungsmarkt in den nächsten Jahren ca.
1.600 neue Wohnungen zugeführt. „Wir freuen
uns sehr über diese gute Resonanz“, so Berlins
Stadtentwicklungssenator Michael Müller bei der
Preisverleihung. Am 19. Dezember 2012 wurde
der Wettbewerbmit einem feierlichen Festakt ab-
geschlossen. Neun prämierte Genossenschaften
– acht von ihnen sind BBU-Mitgliedsunternehmen
– können nun als Förderprämien bei der Investiti-
onsbank des Landes Berlin (IBB) einen Finanzie-
rungsbeitrag zur Realisierung ihrer Bauvorhaben
von 1 bis maximal 1,5 Mio. € beantragen. Die
zinslosen und während der Laufzeit tilgungsfrei-
en Darlehen müssen spätestens nach 15 Jahren
zurückgezahlt werden, was einen hohen Zins-/
Barwertvorteil bringt.
Welchen Beitrag kann Neubau leisten?
Die rege Beteiligung, die große Zahl geplanter
Wohnungen und die hohe Qualität der eingereich-
ten Beiträge machten diesen seit vielen Jahren
ersten Berliner Neubauwettbewerb aus Sicht der
Wohnungswirtschaft zu einem Erfolg. „Das lässt
hoffen, dass auch zukünftige Wettbewerbe zu
ähnlich guten Ergebnissen führen werden“, so
BBU-Vorstand Maren Kern in ihrer Laudatio.
Auch wenn Wettbewerbsverfahren zu überzeu-
genden Ergebnissen führen: Sinnvoll für die Si-
cherung der Wohnraumversorgung gerade auch
einkommensschwacher Haushalte sind sie erst im
Rahmen einer ganzheitlichen Wohnungspolitik.
Denn auch das hat dieser Neubauwettbewerb ge-
zeigt: Selbst unter großen planerischen Anstren-
gungen und Ausschöpfung aller Kostensenkungs-
potenziale sind Nettokaltmieten von weniger
Bewohnergenossenschaft FriedrichsHeim eG: „Marchlewskistraße 81-87“
Die Nachverdichtung im Blockinnenbereich stellt laut Jury eine sinnvolle Ergänzung des genossen-
schaftlichen Wohnungsbestands dar. Sie zielt auf die Versorgung älterer Genossenschaftsmitglieder
und ermöglicht generationenübergreifendes Wohnen.
Mietergenossenschaft Unionplatz eG: „Neubauvorhaben Bremer Straße 49“
Im Erdgeschoss des Neubaus sind Räume für Nachbarschaftsinitiativen u. Ä. vorgesehen – in einem
schwierigen Viertel wird Verantwortung für die Quartiersentwicklung übernommen. Die Genossen-
schaft pflegt einen Park als Gegenleistung für ein überlassenes Erbbaurechtgrundstück. Die Öffnung
hin zu Quartier und Außenraum wertet die Jury als beispielhaft.
Möckernkiez eG: „Modellprojekt Möckernkiez“
Größe, städtebauliche Konzeption, angestrebte Nutzungsmischung und bürgerschaftliches Engage-
ment des Projekts (siehe DW 11/2012, S. 14) werden als herausragend beurteilt. Die Jury befürwor-
tet die Förderprämie zur Senkung der Genossenschaftsanteile als Subjektförderung.
Forum Kreuzberg Mietergenossenschaft eG:
„Neubauvorhaben Köpenicker Straße 172/Eisenbahnstraße 24“
Die Blockrandschließung wird als architektonisch und städtebaulich sehr gelungen beurteilt. Die
Vernetzung der Freiflächen benachbarter Grundstücke ist dabei von besonderer Qualität, so die Jury.
Herausgehoben wird die Verzahnung mit Angeboten im Kiez sowie die Antwort auf die mit Gentrifi-
zierungsprozessen verbundenen Probleme im Quartier.
Wohnungsgenossenschaft Treptow Süd eG: „Wohnanlage Dörpfeldstraße 75“
Die Jury würdigt den Schritt der Genossenschaft, erstmals Neubau zu betreiben und dabei ein
Wettbewerbsverfahren durchzuführen, welches eine hochwertige Architektur zum Ergebnis hatte.
Die nutzungsstrukturell aus dem Bestand heraus entwickelte Wohnnutzung wird durch eine kleinere
Gewerbeeinheit ergänzt.
Studentendorf Schlachtensee eG: „Akademisches Wohnen am Campus Adlershof“
Die innovative und zukunftsweisende Antwort auf die Wohnraumnachfrage von Studenten ist ein
Konzept, das die Vielfalt möglicher genossenschaftlicher Nutzergruppen aufzeigt. Es zeigt, so die
Jury, dass Genossenschaften auch Lösungen für zeitlich befristete Wohnverhältnisse bieten können.
Wohnungsbaugenossenschaft Köpenick Nord eG:
„Wuhlebogen – Anders Leben und Wohnen in Köpenick“
Das Projekt – laut Jury eine städtebaulich wie architektonisch gute Lösung – belebe mit seinen
vorgesehenen Nutzungen die Nachbarschaft und erweitere mit der Einbindung einer Demenz-Wohn-
einrichtung das genossenschaftliche Wohnangebot anspruchsvoll.
Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG:
„Wohnungsneubau an der Welterbesiedlung Schillerpark“
Hinsichtlich Architektur und Städtebau hat das Projekt eine besondere Qualität. Die Jury begrüßt die
Schaffung altengerechten Wohnraums in direkter Nachbarschaft zur Welterbesiedlung. Wohnungs-
typologien und Mietmodelle unterstützen das lebenslange Wohnen.
gewiwo Berlin Wittenauer Wohnungsbaugenossenschaft eG: „Seniorengerechtes Wohnen im
Reinickendorfer Rathausviertel“
Die Jury lobte, das seniorengerechte Wohnen werde konsequent und durchdacht umgesetzt. Ge-
nerationenübergreifendes Wohnen findet „über die Straße hinweg” statt. Zudem zeichnet sich die
Vermietungskonzeption durch eine Einheitsmieten-Lösung aus.
NEUBAUWETTBEWERB: GEWINNERPROJEKTE AUF EINEN BLICK
Mehr zu den Projekten unter:
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4|2013