Seite 11 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2013_04

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Sicher ist Natur uns am liebsten.
Ob Bäume, Wege oder Spielplätze: Eigentümer
einer Wohn- oder Gewerbeimmobilie unterliegen der Verkehrssicherungspflicht.
Wir unterstützen Sie bei allen Themen rund um die Verkehrssicherung im Außen-
bereich und übernehmen zuverlässig die regelmäßigen Kontrollen von Bäumen,
Spielplätzen, Grün- und Freiflächen.
Die Grünflächenmanager.
Wipfelstürmer
Nachdruck: „Wir vereinbaren feste Ziele mit den
Teilnehmern. Wer diese nicht erfüllt, muss das
Projekt wieder verlassen. Jule ist kein Kuschel-
kurs, sondern fordert den jungen Menschen ei-
niges ab. Am Ende sollen sie in die Lage versetzt
werden, auf eigenen Füßen im Leben zu stehen
und ihre Kinder ernähren zu können.“ Für viele
Teilnehmer ist das eine einmalige Chance.
So brennen Sandra K. (22) und Susanne D. (26)
regelrecht dafür, sich diese einzigartige Chance
keinesfalls entgehen zu lassen. Sandra hat einen
zweijährigen Sohn, Susanne eine vierjährige Toch-
ter, beide alleinstehend, ohne weiteren familiären
Rückhalt, zwar mit Schul-, aber ohne Berufsab-
schluss und von Sozialleistungen voll abhängig.
Um in das Projekt integriert zu werden, gibt es
eine vierwöchige Probephase, denn alles muss
passen, sagt Astrid Egel: Der feste Wille muss
vorhanden sein, den Schul- oder Berufsabschluss
nachzuholen, das Kind fürsorglich zu umhegen
und auch sonst den Alltag zu meistern. Drogen
u. Ä. sind Ausschlusskriterien. Und alle wissen,
die Warteliste ist lang …
Herausforderung Alltag
Für Sandra und Susanne beginnt der Tag früh um
fünf oder sechs Uhr. Kindwecken, anziehen, früh-
stücken, in die Kita bringen, zur Lehre bzw. zur
Ausbildung fahren, nach sechs bis acht Stunden
Kind abholen, einkaufen, mit Timo oder Leonie
spielen, Abendbrot, Kind ins Bett... Feierabend ist
dann noch lange nicht, dannwird gelernt, der neue
Tag vorbereitet. Die energisch wirkende Sandra
absolviert eine Lehre als Einzelhandelsfachver-
käuferin, die eher zurückhaltende Susannemöchte
gerne Altenpflegerin werden. Bei dem vollen Ta-
gesprogrammbleibt wenig freie Zeit. Die widmen
beide ihren Kindern.
Sandra weiß, Jule ist ihre vielleicht letzte Chance,
mehrere Ausbildungen hat sie schon abgebrochen.
DieMiete für ihre Dreizimmerwohnungenmit Bad,
Balkon von 475,- € (warm) zahlen beide selbst,
die unterschiedlichen staatlichen Leistungen wie
u. a. ALG II oder Ausbildungsbeihilfen machen es
möglich. Susanne ist erst vier Wochen bei Jule und
– obwohl sie noch in der Probephase ist – jetzt
endlich glücklich, „gelöst”, wie sie sagt. Das ist
das große Plus: nie hätten die jungen Frauen (ein
junger Mann ist ebenfalls dabei) ohne Einkom-
men auf dem freien Markt eine Wohnung erhal-
ten. Ohne festenWohnsitz keine Ausbildung, keine
Arbeit – ein Teufelskreis. Die degewo macht es
möglich, diese zu durchbrechen. Das kommu-
nale Wohnungsunternehmen stellt in einem sa-
nierten Gebäude in der Golliner Straße 7-15 die
Wohnungen nebst einer 200 m
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großen, liebevoll
eingerichteten Gemeinschaftswohnung für die
jungen Eltern und ihre Kinder zur Verfügung. Die
3- und 5-Zimmer-Wohnungen werden ihnen für
den Zeitraum der Projektdauer zu vergünstigten
Konditionen überlassen.
Verschiedene Angebote
Das Jobcenter BerlinMarzahn-Hellersdorf und der
Marzahn-Hellersdorfer Wirtschaftskreis versu-
chen, einen Ausbildungs- bzw. Arbeitsplatz für die
jungenMütter und Väter zu vermitteln, siemachen
Angebote, fördern und geben Hilfestellung bei der
Suche nach einemKitaplatz. Letzteres ist gar nicht
mal so einfach, denn Marzahn-Hellersdorf ist ein
Bezirk mit hohen Geburtenzahlen. Verschiedene
Angebote wie Schuldnerberatung (somanche hat
einen negativen Schufa-Eintrag), Ernährungsbe-
ratung und Hilfen zur Erziehung unterstützen
die Projektteilnehmer. Dazu werden vorhandene
Netzwerke, Strukturen und Angebote im Bezirk
genutzt.
Nachahmung gewünscht
Damit später auch andere Städte oder Berliner Be-
zirke von Jule lernen können, wird das Projekt von
Beginn an durch die Alice-Salomon-Hochschule
wissenschaftlich begleitet. Doch eine Befürchtung
bleibt bei allen Initiatoren – das „Programm So-
ziale Stadt“ ist von erheblichen Mittelkürzungen
betroffen (siehe S. 10 in dieser DW).
Seit dem Jahr 2000 wird alle zwei Jahre
der Wettbewerb zum „Preis Soziale
Stadt“ ausgelobt, Träger sind der AWO
Bundesverband, der Deutsche Städtetag,
der GdW, die Schader-Stiftung, der vhw
Bundesverband für Wohnen und Stadtent-
wicklung und der Deutsche Mieterbund.
Der Wettbewerb wird unterstützt durch das
Bundesbauministerium.
Im Jahr 2012 wurden 171 Projekte aus
ganz Deutschland eingereicht. Im Januar
2013 sind zehn Preisträger gekürt und
zehn weitere Projekte mit einer Anerken-
nung ausgezeichnet worden (siehe
DW 3/2013, S. 8).
DER WETTBEWERB
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