Seite 26 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2012_09

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Was hat die Gründungsmitglieder dazu bewo-
gen, einen Verein zu gründen und ein Siegel
zu vergeben? Gibt es nicht schon genug Qua-
litätssiegel?
Das Bewertungssystem, das dem Qualitätssiegel
NachhaltigerWohnungsbau zugrunde liegt, wurde
in einer Arbeitsgruppe des runden Tisches „Nach-
haltiges Bauen” entwickelt. In der AG haben Ver-
bände der Immobilien- und Wohnungswirtschaft,
Unternehmen der Wohnungswirtschaft, Vertreter
der relevantenAkteursgruppen sowie Forschungs-
einrichtungen, das Bundesministeriumfür Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und das Bun-
desinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung
(BBSR) zusammengearbeitet. In der Arbeit der AG
mit ihrenwohnungswirtschaftlichen Schwerpunkt-
themen spiegelte sich das öffentliche Interesse
am Wohnungsbau. Das Bewertungssystem wurde
innerhalb der AG bis zur Anwendungsreife wei-
terentwickelt. Die Vergabe eines Qualitätssiegels
erfordert aber einen organisatorischen Rahmen,
und diesen schafft der Verein NaWoh.
Es gibt in der Tat einige international bekann-
te Qualitätssiegel wie LEAD oder BREAM. Aus
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VEREIN ZUR FÖRDERUNG DER NACHHALTIGKEIT IM WOHNUNGSBAU
Gründungsmitglieder
AWI
– Akademie der Wohnungs-
und Immobilienwirtschaft GmbH
BBA
– Akademie der Immobilienwirtschaft e. V.
BFW
Bundesverband Freier Immobilien- und
Wohnungsunternehmen e. V.
DMB
Deutscher Mieterbund e. V.
EBZ
– Europäisches Bildungszentrum der
Wohnungs- und Immobilienwirtschaft
GdW
Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V.
Haus & Grund
Deutschland
SFA
Südwestdeutsche Fachakademie der Immobilienwirtschaft e. V.
VPB
Verband Privater Bauherren e. V.
Weitere Mitglieder
DGFM
Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau e. V.
ESWiD
Evangelischer Bundesverband für Immobilienwesen in Wissenschaft und Praxis e. V.
Deutschland kommen das DNGB-Zertifikat und
das BNB-Siegel. Diese Siegel eignen sich jedoch
noch nicht für die Bewertung der Nachhaltigkeit
bei neuen Wohngebäuden von Bestandshaltern,
da sie wesentliche wohnungswirtschaftliche As-
pekte nicht genügend abbilden. Insbesondere die
soziokulturellen und ökonomischen Komponenten
werden innerhalb dieser Systeme aus unserer Sicht
nicht ausreichend berücksichtigt.
Das Ziel des Vereins ist es, den Gedanken der
Nachhaltigkeit im Wohnungsbau zu etablieren
und in die Planungsprozesse einzubinden. Das
Zertifikat ist dabei eher Mittel zum Zweck. Es ist
kein Green-Label, sondern steht für ein ausge-
wogenes Verhältnis aller drei Säulen der Nach-
haltigkeit – keine darf auf Kosten einer anderen
maximiert werden. Wichtige Eckpfeiler sind res-
sourcenschonender und energieeffizienter Neu-
bau, aktive Einbeziehung zukünftiger Bewohner
sowie eine hohe Bau- und Wohnqualität im Rah-
men langfristiger wirtschaftlicher Rentabilität.
Den Nachhaltigkeitsgedanken in planerischen
Prozessen zu verankern gelingt, wenn das System
auch als Leitfaden oder Planungshilfe gewertet
und zur Unterstützung der Qualitätssicherung
herangezogen wird. Das eigentliche Siegel ist
freiwillig und optional. Allein die Anwendung
der Steckbriefe kann schon für mehr Transparenz
in einer Vielzahl notwendiger Entscheidungen
sorgen. Somit werden die Ergebnisse verbessert
und die Qualität gesichert.
Die Gründungsmitglieder des NaWoh
Quelle: GdW
Interview
„Ein auf die Handlungsmöglichkeiten
von Wohnungsunternehmen als
Bestandshalter zugeschnittenes
System fehlte.”
Ingeborg Esser, WP/StB, Hauptgeschäftsführerin des GdW und Vorstandsvorsitzende des Vereins zur
Förderung der Nachhaltigkeit im Wohnungsbau (NaWoh), erläutert, warum die verschiedenen auf dem
Markt befindlichen Nachhaltigkeitsbewertungssysteme für Wohngebäude für die bestandshaltende
Wohnungswirtschaft zu kurz griffen.
Foto: Lichtbildwerke Thomas Schaekel
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24
9|2012
NEUBAU UND SANIERUNG