Seite 25 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2012_09

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Das NaWoh-Qualitätssiegel
Das Qualitätssiegel Nachhaltiger Wohnungsbau
wird für neue Wohngebäude, die den Kriterien
des Bewertungssystems NaWoh entsprechen, an
Bauherren vergeben, die sich einer freiwilligen
Vollständigkeits- und Konformitätsprüfung un-
terzogen haben. Die Einhaltung der Kriterien und
Qualitätsanforderungen bestätigt eine Urkunde.
Umgrößtmögliche Transparenz herzustellen, wer-
den nicht nur die Ergebnisse der Beschreibung und
Bewertung detailliert angegeben, sondern auch
ein Stärkenprofil des Neubaus erstellt.
Unabhängig von dem Siegel dient das zugrunde
liegende System zur Beschreibung und Bewer-
tung der Nachhaltigkeit aber auch als ein Leit-
faden und eine Planungshilfe, die zur Unterstüt-
zung der Qualitätssicherung im Neubauprozess
einsetzbar ist.
Bewertungssystem
Das Bewertungssystem wurde entwickelt, um
die verschiedenen Nachhaltigkeitsaspekte in der
großen Breite der Wohnungsneubauten beschrei-
ben und bewerten zu können. Es orientiert sich
stark an der wohnungswirtschaftlichen Praxis
und fokussiert die Handlungsmöglichkeiten von
Wohnungsunternehmen als Bestandshalter, be-
zieht aber auch die Interessen von Mietern mit
ein. Das System unterscheidet zwei Arten von
Kriterien:
bewertende Kriterien:
Anhand definierter
Bewertungsmaßstäbe ist die Erfüllung von
Mindestanforderungen nachzuweisen.
beschreibende Kriterien:
Entsprechend einer
Checkliste und unter Beachtung von Dokumen-
tationspflichten werden bauliche, technische
oder organisatorische Lösungen oder Vorge-
hensweisen beschrieben. Geprüft werden Art
und Umfang der Beschreibung vonMerkmalen,
Eigenschaften oder Maßnahmen.
Die zu bewertenden Qualitäten umfassen fünf
Obergruppen (Hauptkriteriengruppen), die wie-
derum in einzelne Indikatoren unterteilt sind:
1. Wohnqualität
2. Technisch-bauliche Qualität
3. Ökologische Qualität
4. Ökonomische Qualität
5. Prozessqualität
In Form von Steckbriefen (Kriteriensteckbriefe)
werden die zu dokumentierenden und zu bewer-
tenden Maßstäbe zusammengefasst (siehe Kas-
ten). Da sich jedoch etliche Entscheidungskrite-
rien von Bestandshaltern einer Bewertung über
Benchmarks oder Checklisten entziehen, fließt
die Beschreibung der wohnungswirtschaftlichen
Konzepte, Strategien und Ziele sowie des Stand-
orts samt Entwicklungsprognose mit ein. Um das
Qualitätssiegel Nachhaltiger Wohnungsbau zu er-
halten, muss der Bauherr die Unterlagen für das
Gebäude entsprechend des Bewertungssystems
zusammenstellen. Die einzelnen Kriterien können
durch unterschiedliche Personen, wie Architek-
ten, Dienstleister oder Mitarbeiter des Bauherrn,
erstellt werden.
Die ausführliche Behandlung des Bereiches Wohn-
qualität, das Herstellen eines methodischen Zu-
sammenhangs zwischen Gebäudestandort und
Umfeld, zwischen den planerischen und bauli-
chen Reaktionen auf Standort und Umfeld (siehe
Obergruppe 2), sowie die Einbeziehung der Wirt-
schaftlichkeit für den Bauherrn kennzeichnet das
NaWoh-System.
Quelle: Bayerische Hausbau
Gartenpark Höhenkirchen München der Bayerischen Hausbau Projektentwicklung GmbH
Das Qualitätssiegel erhielten im Febru-
ar 2012 auf der bautec die
Bayerische
Hausbau Projektentwicklung GmbH
(Eigentumswohnanlage „Gartenpark
Höhenkirchen”, München), die
GWG Städ-
tische Wohnungsgesellschaft München
mbH
(Geschosswohnungsbau „Harthof”),
die
ARGE Pforzheimer Wohnungsun-
ternehmen
(„Neue Nordstadt Nachbarn“,
genossenschaftliches Gemeinschaftspro-
jekt Salierstraße), die
Interhomes AG
(Eigentumswohnanlage „Horner Garten”,
Bremen), die
Baugruppe Giovanna
(Mehrfamilienhaus im Wohnquartier St.
Leonhards, Braunschweig) und die
GEWOBA
Aktiengesellschaft Wohnen und
Bauen Bremen („Georg-Bitter-Quartier”).
ERSTE UNTERNEHMEN MIT DEM
NAWOH-SIEGEL AUSGEZEICHNET
Das System ist so aufgebaut, dass alle Kriteriensteckbriefe zu bearbeiten
sind. Diese Steckbriefe sind unterteilt nach einzelnen Kriterien (Hauptkri-
teriengruppen) und Indikatoren und enthalten Mindestanforderungen, die
teils bewertend, teils beschreibend formuliert sind. Die einzelnen Anfor-
derungen sind zu erfüllen und nachzuweisen. Werden alle Anforderungen
eines Steckbriefs eingehalten, ist dieser erfüllt. Einige Kriterien können
„übererfüllt” werden, was dann für eine besondere Stärke des Gebäudes
spricht. Sind alle Steckbriefe erfüllt, liegt nach der Systematik ein nachhaltig konzipiertes
Wohngebäude vor. Hierfür wird das Qualitätssiegel vergeben. Als Anhang zum Siegel wird ein
Stärkenprofil vergeben, das die Kriterien nochmals einzeln darstellt und die „Übererfüllungen“
einzelner Kriterien – also die besonderen Qualitäten des Gebäudes – sichtbar macht.
Genauere Informationen zur Anwendung, zu den Kriterien sowie den einzelnen Steckbriefen
sind kostenfrei unter
finden.
KRITERIEN, STECKBRIEFE, FORMULARE UND MEHR…
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9|2012