Seite 17 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2012_09

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familien- und Hochhäuser werden seit 2009 nach
Dringlichkeit energieeffizient saniert – weitere
Ziele für das Gebiet beschreibt. Er sieht u. a. vor,
Senioren darin zu unterstützen, möglichst lange in
den eigenen vier Wänden wohnen zu können. Aber
auch eine gemischte Mieterstruktur im Quartier,
passende Wohnungsangebote für junge Familien
und die Aufwertung der Grünflächen stehen auf
der Prioritätenliste. Hinzu kamen beispielsweise
die Eröffnung eines Mieterservice-Büros vor Ort
und die Schaffung neuer Begegnungsstätten. Und
zu guter Letzt war das Partizipationsprojekt Teil
des Quartierskonzeptes, bei dem Jugendliche am
Umbau und der Gestaltung „ihres“ neuen Treff-
punkts beteiligt wurden.
Partizipationsprojekt
Für Reiner Kuklinski, Geschäftsführer der Volks-
wohnung, war es wichtig, die Wünsche der Ju-
gendlichen für den neuen Aufenthaltsraum nicht
nur theoretisch zu kennen, sondern sie bei der Pla-
nung und Ausführung auch praktisch zu beteiligen.
„Wennwir unsereMieter bei Veränderungsprozes-
sen gleich zu Beginn ins Boot holen, können sie
einen Bezug zum neu Entstehenden entwickeln,
undwir als Wohnungsunternehmen erleben deut-
lich weniger Widerstände. Wir wollen, dass die
Mieter sich wohlfühlen und die Möglichkeit zur
Mitbestimmung erhalten“, sagt er.
Um auch die ortsansässigen Vereine und Organi-
sationen mit der Beteiligungsidee vertraut zu ma-
chen, lud die Volkswohnung sie im April 2009 zu
einem Runden Tisch ein. Es kamen u. a. Vertreter
des Bürgervereins Rintheim, dermitwirkendenOr-
ganisationen der Sozialen Stadt, des Kinder- und
Jugendhauses Oststadt sowie der Polizei. Jürgen
Schubert, Sozialmanager der Volkswohnung, stell-
te das Projekt vor. Mitten im Wohnviertel konnte
das städtische Immobilienunternehmen im März
2010 dann die Räumlichkeiten eines ehemaligen
Polizeipostens amStaudenplatz erwerben, der sich
hervorragend für die Umnutzung eignete.
Planungsphase mit Informationsfluss
Die Volkswohnung kooperiertemit verschiedenen
Unternehmen und drei sozialen Institutionen – dem
Kinder- und Jugendhaus Oststadt sowie demBeo-
Netzwerk (beide vom Stadtjugendausschuss e.V.
Karlsruhe) und der Kompetenzagentur, die sozial
benachteiligten Jugendlichen bei der Integration
in den ersten Arbeitsmarkt zur Seite steht. Auch
der Bürgerverein Rintheim, der sich bereits 2006
für die Schaffung eines Jungendtreffs eingesetzt
hatte, brachte sich immer wieder mit Anregungen
ein. Es entstand ein enges Netzwerk, das alle vor-
handenen Ressourcen geschickt bündelte.
Jürgen Schubert übernahm die Projektsteuerung
und koordinierte die Zusammenarbeit. Die Volks-
wohnung brachte ihr technisches und kaufmänni-
sches Know-how in den Umbau ein und investier-
te rund 60.000 €. Die jungen Menschen konnten
Vorschlägemachen, welcheWände abgerissen, wo
neue Fenster eingesetzt oder wie die unterschied-
lichen Räume farblich gestaltet werden sollen. In
gemeinsamen Gesprächenmit den Fachleuten der
Volkswohnung erarbeiteten sie dann die Lösun-
gen. „Besonders wichtig bei diesem Prozess war,
die Jugendlichen ernst zu nehmen und die in den
Planungstreffen besprochenen Schritte bis zum
nächsten Termin auch einzuhalten. Wir wollten
ihnen vermitteln: Ihr werdet gebraucht, und die
Zusammenarbeit mit euch liegt uns am Herzen“,
berichtet Schubert.
Das Stadtteilmanagement der Sozialen Stadt, das
sich ebenfalls als Partner am Projekt beteiligte,
ermöglichte denmitwirkenden Jugendlichen u. a.,
die aktuellen Projektentwicklungen im „Arbeits-
kreis kulturelles und soziales Miteinander“ regel-
mäßig vorzustellen – angesichts der „belasteten“
Vorgeschichte stellt die kontinuierliche Informa-
tion der Bürger im Quartier ein wichtiges, akzep-
tanzförderndes Element dar. Auch der engagierte
Mieterbeirat der Volkswohnung unterstützte das
Partizipationsprojekt und informierte die anderen
Mieter über die unterschiedlichen Schritte beim
Bau des neuen Treffpunktes.
Tatkräftige Unterstützung beim Bau
Ein Mauerdurchbruch am9. Juni 2010 läutete die
Umbauarbeiten symbolisch ein: Stellvertretend
für die anderen Jugendlichen imRintheimer Feld
machten vier der freiwilligen Helfer den Zugang
zur Baustelle frei. An diesem Ereignis nahmen
neben allen beteiligten Organisationen auch
Im Rintheimer Feld, einer der sechs Großwohnsiedlungen im Bestand der Volkswohnung, be-
sitzt die Gesellschaft rund 1.000 Wohnungen in 30 Mehrfamilien- und Hochhäusern, die in den
Jahren 1954 bis 1974 errichtet wurden. Das Wohngebiet in allen Bereichen fit für die Zukunft
zu machen, ist Ziel der Volkswohnung mit dem Quartierskonzept Rintheimer Feld. Damit sollen
über die energetische Modernisierung hinaus auch die Anziehungskraft der günstig gelegenen
Siedlung für die Bewohner und die Perspektive der Liegenschaften bezüglich Leerstand und
Mietpreis langfristig gesichert werden. Das Quartierskonzept umfasst auch Themen wie das
Einrichten von Begegnungsstätten für Jung und Alt sowie die Einbindung von Jugendlichen in
soziale Belange des Quartiers.
WOHNGEBIET RINTHEIMER FELD
Jugendliche mit Enthusiasmus beim Mauerdurch-
bruch, der die Umbauarbeiten symbolisch einläutete.
Kochkurse im Jugendtreff – gesunde
und schmackhafte Gerichte zubereiten.
Quelle: Volkswohnung
Quelle: Volkswohnung
Quelle: Volkswohnung
Die Jugendlichen konnten sich bereits während der Plaungsphase mit
Vorschlägen einbringen – schließlich ging es um „ihren” Jugendtreff.
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