Seite 16 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2012_09

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Bewohner in die sozialen Belange ihres Viertels
einzubeziehen, fördert das Miteinander, wie ein
Beispiel aus Karlsruhe zeigt: Im Quartier Rint-
heimer Feld – seit 2008 Fördergebiet des Bund-
Länder-Programms Soziale Stadt – wurde nicht
nur von Partizipation geredet, sondern der Begriff
auch mit Leben gefüllt. Bedeutsam hierbei ist,
dass Wohnungsunternehmen und Quartiersakteu-
re nicht die ohnehin artikulations- und durchset-
zungsstarken Gruppen einbezogen haben, sondern
so genannte „Problemjugendliche” – mit Erfolg!
Ausgangssituation
ImRintheimer Feld gab es häufig Streit zwischen
älteren und jüngeren Quartiersbewohnern. Viele
erwachsene Stadtteilbürger nahmen die jungen
Menschen als störend wahr, die dort „untätig
herumlungerten“. Vermehrt auftretende verbale
Rangeleien und Streitigkeiten zwischen den Ge-
nerationen führten zu zahlreichen Beschwerden
bei der Volkswohnung und zu Polizeieinsätzen
im Quartier. Auch für die Jugendlichen war die
Situation unbefriedigend: Von den erwachsenen
Stadtteilbürgern als „negativ“, „schlecht“ oder
„bösartig“ wahrgenommen zu werden. Keine
Wertschätzung zu erfahren, verstärkte ihr auf-
fälliges Verhalten. Zusätzlich fehlte im Rinthei-
mer Feld eine Anlaufstelle für junge Menschen. Im
Jahr 2008 ließ die Volkswohnung ihren komplet-
ten Gebäudebestand analysieren und führte dar-
über hinaus eine repräsentative Mieterbefragung
durch. Aus den Ergebnissen entwickelte sie ein
Quartierskonzept und einen zehn Punkte umfas-
senden Masterplan, der neben der Sanierung und
Modernisierung des Gebäudebestands – die Mehr-
Quartiersentwicklung
Partizipation wirkt Wunder
Die Volkswohnung GmbH aus Karlsruhe hat in ihrem Wohngebiet Rintheimer Feld jungen Menschen er-
möglicht, die Räume eines ehemaligen Polizeipostens in „ihren“ Jugendtreff umzuwandeln und am Umbau
mitzuwirken. Mit dem Konzept, Bewohner in die sozialen Belange ihres Quartiers einzubeziehen, geht das
städtische Immobilienunternehmen neue Wege. Und im Falle des neuen Jugendtreffs gab es nur Gewinner.
Das Rintheimer Feld – Programmgebiet der Sozialen Stadt – ist eine typische Großsiedlung der 1950er bis 1970er Jahre – und mittlerweile ein Paradebeispiel
für integrierte Stadtteilentwicklungsstrategien.
Quelle: Volkswohnung
Ulrike Jocham
freie Autorin, Stuttgart
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
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9|2012