Seite 15 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2012_09

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schwieriger als heute. Für Leipzig können wir Gott sei Dank feststellen,
dass heute Gründerzeithäuser saniert werden, denen vor fünf Jahren
noch eine schwierige Zukunft prognostiziert wurde. Ich gebe Ihnen aber
insofern recht, als wir unsere Konzepte überprüft habenmit demZiel, die
Kernstadt weiter zu stärken. Das heißt jedoch nicht, dass wir nicht weiter
Anstrengungen unternehmen, um auch Grünau und andere Plattenbau-
gebiete zu stabilisieren.
Leipzig ist seit einigen Jahren wieder eine wachsende Stadt. Ist der
Stadtumbau Ost für Sie damit überhaupt noch ein Thema?
Durchaus. Dennwir haben immer noch 30.000 leer stehendeWohnungen,
und wir wollen und müssen weiter aktiv sein.
Wie sollte das ProgrammStadtumbau Ost ausgestaltet werden, um
die künftigen Herausforderungen bewältigen zu können?
Angesichts des Umstands, dass wir mittlerweile sehr differenzierte
Entwicklungen haben, sollte das Programm flexibler gestaltet werden.
Insbesondere sollte die Bewilligung der Fördergelder über mehrere Jahre
gelten. Denn wir erleben immer wieder, dass sich gewisse Maßnahmen
verschieben. Wichtigwäre es zudem, Verlässlichkeit in der Finanzierung
herzustellen. Jedes Jahr neu zu diskutieren, mit wie viel Mitteln das
Programmausgestattet wird, ist nicht unproblematisch. Stadtumbau ist
kein Thema von Jahresscheiben, sondern von kontinuierlichen Prozessen.
Sie sind auch Vorsitzender des Bau- und Verkehrsausschusses des
Deutschen Städtetages. Inwiefern können Ihre Kollegen in den al-
ten Bundesländern von den Erfahrungen lernen, die in Leipzig und
anderen ostdeutschen Städten beimStadtumbau gemacht wurden?
Ich glaube schon, dass wir eine Reihe von Hinweisen und Anschauungs-
beispielen geben können. Trotzdem muss man sich vor Augen führen,
dass die alten Bundesländer nicht diese dramatische Entwicklung durch-
gemacht habenwie die neuen Bundesländer. Aber ich halte es für wichtig,
den Erfahrungsaustausch weiterzuführen. Wenn man das, was man von
anderen gehört hat, auf die eigenen Verhältnisse ummünzt, hat man
gute Voraussetzungen, erfolgreich zu sein. Das gilt in beide Richtungen.
Herr zur Nedden, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Christian Hunziker.
Das Programm Stadtumbau Ost trägt auch zur Sicherung und Sanierung von
Beständen in innerstädtischen Gründerzeitquartieren bei.
Die Siedlung Leinefelde-Südstadt in Thüringen ist eines der Musterbeispiele für den
Teilrückbau von Plattenbauten zu modernen, individuell gestalteten Stadtvillen.
Quelle: IRS
13
9|2012