Seite 12 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2012_09

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che Wohnungen, Mietwohnungen der SAGA GWG
sowie Wohnungen für Behinderte.
Die Genossenschaft Wohnwarft wurde dabei ei-
gens für dieses Projekt gegründet. Zwar habeman
ursprünglich in Erwägung gezogen, das Vorhaben
unter dem Dach einer bestehenden Genossen-
schaft zu realisieren, sagt Licht; man habe sich
letztlich aber für die Gründung einer eigenen Ge-
nossenschaft entschieden, um die Autofreiheit in
der Satzung verankern zu können. Nachteil dieser
Lösung ist, dass die Genossenschaft von ihrenMit-
gliedern einen hohen Genossenschaftsanteil von
200 €/m
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Wohnfläche verlangen muss. Das stellt
laut Licht viele Interessenten vor Schwierigkeiten,
zumal die Wohnungen öffentlich gefördert sind
und ihre Nutzung somit an Einkommensgrenzen
gebunden ist.
Autoarm ist nicht autofrei
„Wir wollen nicht autoarm sein, sondern richtig
autofrei“, betont Licht. Natürlich können aber
auch in der Saarlandstraße Feuerwehrautos und
Umzugswagen die Siedlung befahren. Außerdem
gibt es eine geringe Zahl von Parkplätzen für Be-
sucher, und in besonderen Fällen lässt die Genos-
senschaft eine Ausnahme von der Autofreiheit zu.
Nicht autofrei, sondern lediglich autoreduziert ist
hingegen das ökologische Vorzeigeviertel Vauban
in Freiburg. Dort sind Genossenschaftsmitglieder
und Wohnungseigentümer mit Auto verpflichtet,
in einer der zwei Quartiersgaragen einen Stellplatz
zu erwerben. Wer hingegen kein Auto hat, wird von
dieser Pflicht befreit, sofern er über den Verein
für autofreies Wohnen einen Stellplatznachweis
erbringt. Diese Stellplätze existieren aber nur the-
oretisch: Der Verein verfügt über ein Grundstück,
auf dem er im Bedarfsfall ein weiteres Parkhaus
errichten könnte.
Der Vorteil für die nicht motorisierten Bewohner
von Vauban: Der Vertragsabschluss mit dem Ver-
ein kostet nur 3.700 €, während für einen Stell-
platz rund 20.000 € zu entrichten sind. Die nicht
unerwartete Folge ist, so Hannes Linck vomVerein
für autofreies Wohnen in Freiburg, dass immer
wieder einzelne Bewohner versuchen, die Kosten
für den obligatorischen Stellplatz zu sparen und
ihr doch vorhandenes Auto irgendwo auf der Stra-
ße zu parken.
Keine solchen Konflikte erwartet die Genossen-
schaft Möckernkiez, die imHerbst 2012 mit dem
Bau eines 400 Wohnungen großen Quartiers in
Berlin-Kreuzberg beginnen will. Das Modell ist
jedoch ähnlich wie in Freiburg: Wer in eine der
Genossenschaftswohnungen einziehen möchte,
darf zwar durchaus ein Auto haben, muss sich
dann aber verpflichten, einen Stellplatz in der
Tiefgarage zu erwerben. 50 bis 60 Stellplätze
für die 400 Haushalte sind laut Genossenschafts-
vorstand Aino Simon vorgesehen; dies entspricht
dem Bedarf, wie er in einer Befragung der In-
teressenten ermittelt wurde. Komplizierte Ver-
handlungen mit den Behörden brauchte es für
diese Lösung nicht, da Berlin die Stellplatzpflicht
abgeschafft hat.
Im Gegenzug wird es tausend Fahrradstellplätze
geben und außerdemeine genossenschaftseigene
Flotte an Elektrofahrzeugen, die über die Photo-
voltaikanlage auf den Dächernmit Stromversorgt
werden. „Wir wollen“, sagt Aino Simon, „ein at-
traktives Angebot schaffen, das dazu verlockt, das
eigene Auto abzuschaffen, weil man es gar nicht
mehr braucht.“ Das haben übrigens schon viele
Hauptstädter getan, die gar nicht in offiziell au-
tofreien Siedlungen wohnen: In Berlin besitzt nur
etwa jeder zweite Haushalt ein Auto.
Modellprojekt in Münster: die autofreie
Gartensiedlung Weißenburg.
In der Gartensiedlung Weißenburg in Münster
wird ganz auf Mobilität ohne Auto gesetzt.
Quelle: LEG Wohnen NRW GmbH
Quelle: LEG Wohnen NRW GmbH
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG