der Konversionsmaßnahme wurden die belasteten
Bodenbereiche entsorgt sowie das beim Gebäu-
deabbruch anfallende Material vor Ort recycelt.
Es wurde später als Straßenunterbau verwendet.
1 Mio. € habe allein die Altlastenbeseitigung ge-
kostet, so Strenger. Auch das Bauen war nicht
einfach. Da der Untergrund nicht tragfähig ist,
stehen alle Häuser auf Stelzen. Und aufgrund
des niedrigen Grundwasserspiegels waren weiße
Wannen nötig – Außenwände und Bodenplatten
wurden unter anderem aus wasserundurchlässi-
gem Beton hergestellt.
Die Gartenstadt als Grundidee
Das Produkt „Arkadien“ hat das Bauunternehmen
schon mehrfach verwirklicht. Zum ersten Mal in
Asperg, nördlich von Stuttgart. Die Siedlung war
2002 fertig, dann kamSteinheiman der Murr und
schließlich Winnenden. Die Idee ist, keine An-
sammlung von Häusern, sondern eine Art Garten-
stadt zu bauen, in der funktionierenden Nachbar-
schaften entstehen können. Es sollen möglichst
vieleWohnformen verwirklicht werden, Geschoss-
wohnungsbau, preisgünstige Reihenhäuser, Ei-
gentumswohnungen. So auch in Winnenden: Die
163 Einheiten sind inzwischen alle verkauft. 74
Eigentumswohnungen gingen zu Preisen zwischen
2.400 und 2.850 €/m
2
an neue Besitzer, die 26
Reihenhäuser kosteten überwiegend 260.000 €.
Zudem gibt es 63 frei stehende Häuser, davon 21
größere mit Wohnflächen zwischen 140 und 160
m
2
. Die Mietwohnungen – etwa 25%, im Besitz
von Privatpersonen – werden entsprechend dem
örtlichenMietspiegel zu durchschnittlich 9,20 €/
m
2
vermietet. Auch ein Gemeinschaftsraum ist
vorhanden. Die Verwendung wird von den Be-
wohnern bestimmt, zumBeispiel für gemeinsame
Hausaufgaben der Schulkinder.
Der Projektentwickler verwaltet die Einheiten
weiterhin und bietet Eigenheimbesitzern wie
auch Mietparteien Dienstleistungen an, die von
der Hausbewirtschaftung und Pflege der Siedlung
bis zur Verwaltung und Vermietung für betreutes
Wohnen im Alter reichen. Diese Eigenverwaltung
durch die Strenger Gebäudemanagement GmbH
diene dazu, langfristig die Werthaltigkeit zu si-
chern, sagt Unternehmenssprecher Andreas Mar-
tin. Die Kosten entsprächen einer durchschnittli-
chen Verwaltergebühr. Angeboten und genutzt
werden vor allemHousekeeping, Verwaltung von
Mietwohnungen, Gartenpflege sowie Hausreini-
gung.
Thema: Nachhaltigkeit
Ein nachhaltiger Umgangmit Ressourcen und um-
weltverträgliche Produkte sindwichtige Bestand-
teile des Konzepts. SowurdenWasserlacke und -la-
suren verwendet (allein dies habe zu Mehrkosten
von etwa 5.000 € pro Haus geführt), mineralische
Putze sowie heimische Hölzer. Die Außenmauern
sind aus Muschelkalk und nicht aus Beton, das
Granitpflaster ist gebraucht und hat Rasenfugen,
die Dächer sind mit gebrannten Ziegeln gedeckt.
„Es wurden keine Materialien verwendet, die aus-
dünsten oder in irgendeinerWeise krankmachen“,
versichert Strenger. Für die Energieversorgung
wurde ein Blockheizkraftwerk errichtet mit Wär-
merückgewinnung und Solarunterstützung. Die
Häuser entsprechen den Vorgaben der EnEV 2009.
Thema: Wasser
Eine große Rolle spielt das Wasser. Es ist nicht nur
in Form eines renaturierten Bachs und gefasster
Quellen vorhanden, es fließt auch in offenenRinnen
entlang derWege oder quer über sie hinweg. Ein See
bildet eine „Naturoase” im Herzen des Viertels, er
dient zudem als Retentionsraum für Regenwasser
und nutzt ein abgestuftes Reinigungssystem. Sein
Überlauf fließt gedrosselt in ein angrenzendes,
renaturiertes Bachbiotop. Auch der Anteil versie-
gelter Flächen konnte erheblich reduziert werden.
Regenwasser kann u.a. aufgrund durchlässiger
Bodenbefestigungen besser versickern, was einen
großen Beitrag zum Hochwasserschutz in der von
Überschwemmungen geplagten Region Stuttgart
darstellt. Das Bepflanzungskonzept konzentriert
sich auf heimische Arten, umauch Vögeln und Bie-
nen einen Lebensraum zu bieten. Bei dem Projekt
konnten eine Reihe von Zielen erreicht werden:
attraktive Freiräume, die soziale Kontakte der Be-
wohner fördern, ein intelligentes Regenwasserma-
nagement sowie die Verwendung heimischer oder
recycelter Materialien, die auch den ästhetischen
Gesamtcharakter der Siedlung unterstützen“, so
Dieter Grau, Partner im Atelier Dreiseitl.
Fazit und Ausblick
Für das Unternehmen Strenger ist dieAuszeichnung
mit dem Green Dot Award eine Anerkennung der
seit 30 Jahren gelebten Firmenwerte. „Die Aus-
zeichnung bestärkt uns darin, dass der von uns ein-
geschlagene Pfad der richtige ist. Bei allem was
wir tun, müssen wir daran denken, dass sich auch
nachfolgende Generationen in dem wohlfühlen,
was wir ihnen hinterlassen“, sagt Karl Strenger.
Weitere Arkadien-Projekte würde Strenger gerne
auch außerhalb der Region Stuttgart realisieren.
Er sucht nach etwa drei bis fünf Hektar großen
Grundstücken im Speckgürtel von Großstädten.
Diese dürften allerdings nicht weiter entfernt sein
als beispielsweise Frankfurt undMünchen. Bis dahin
würden dieHandwerksbetriebe,mit denen er größ-
tenteils schon rund 20 Jahre zusammenarbeitet,
ihm folgen.
Größe:
3,4 ha
Wohneinheiten:
163
davon:
74 Geschosswohnungen,
26 Reihenhäuser, 63 frei stehende Häuser
Investitionsvolumen:
55 Mio. €
Design:
2006-2008
Ausführung:
2007-2011
Bauträger:
Strenger Bauen und Wohnen GmbH
Städtebaulicher Entwurf:
Joachim Eble Architektur
Entwurfsarchitekten:
Eble Architektur,
Dreibund-Architekten,
Willwersch Architekten, Wolfgang Niche
Freiraumplanung & nachhaltige
Siedlungsentwässerung:
Atelier Dreiseitl
Steckbrief
Quelle: Jessica Read, Atelier Dreiseitl, Überlingen
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8|2012