In der Dichtersprache der Antike ist Arkadien ein
Hirtenland, ein Land der Seligkeit und des Glücks.
Etwas von der Stimmung dieses friedvollen, hei-
teren Ortes umzusetzen, hatten auch die Erbauer
eines modernen Arkadien imSinn: Es steht inWin-
nenden, im Großraum Stuttgart. Hier ist nach er-
folgreicher Konversion einer ausgelaugten Indus-
triebrache eine ökologisch nachhaltige Siedlung
entstanden. Von 2007 bis 2011 hat das Ludwigs-
burger Unternehmen Strenger Bauen undWohnen
das 3,4 ha große Gelände nahe der Winnender
Innenstadt entwickelt, 163 Wohneinheiten sind
entstanden, 55 Mio. € wurden investiert. Warme
Farben, viel Wasser und auch die Form mancher
Gebäude erinnern an die Toskana, weniger aller-
dings an das reale Arkadien auf dem griechischen
Peloponnes, das eine recht karge Landschaft ist.
Der freundliche Charakter des modernen Dor-
fes mit seinen kleinen Platznischen soll das Ge-
meinschaftsgefühl und ein Dorfleben fördern.
Die Straßen haben Fußgängercharakter; Kinder
sollen hier sicher spielen können. Dennoch ist die
Siedlung nicht autofeindlich. Das Wohngebiet ist
vollständig mit dem Fahrzeug zugänglich – mit
Parkmöglichkeiten in einer Tiefgarage, Carports
und Einzelparkplätzen.
Der Standort wird verjüngt
und aufgewertet
Auch die Stadt profitiert von demneuen Stadtteil:
Der Standort werde insgesamt aufgewertet und
demografisch verjüngt, sagt Daniel Güthler, Leiter
des Stadtentwicklungsamts Winnenden.
Für das Siedlungsprojekt Arkadien Winnenden
bekamen das Ludwigsburger Unternehmen so-
wie das Atelier Dreiseitl und Eble Architektur den
internationalen Umweltpreis „Green Dot Award“
in der Kategorie „Bauen“. Entgegengenommen
hat ihn Karl Strenger, geschäftsführender Gesell-
schafter von Strenger Bauen und Wohnen, in Los
Angeles, USA. Der „Green Dot Award“ zeichnet
Produkte und Dienstleistungen aus, die im Sinne
einer ökologischen, ökonomischen und sozialen
Nachhaltigkeit entwickelt wurden. Die Jury be-
gründete ihre Wahl „mit der visionären Kraft, mit
der auf einer Industriebrache unter Verwendung
umweltfreundlicher Materialien und durch eine
ökologische Infrastruktur eine lebendige Nachbar-
schaft mit ausgesprochen hoher Lebensqualität
geschaffen wurde”.
Die Konversionsfläche
Zwei Jahre lang war das ehemalige Gelände
des Holzverarbeitungsbetriebs Nusser auf dem
Markt, keiner wollte es haben. Er anfangs auch
nicht, berichtet Karl Strenger. Winnenden mit
seinen 28.000 Einwohnern habe damals nicht als
Standort gegolten, an demman unbedingt inves-
tieren müsse. 2005 schließlich hat Strenger das
Areal doch erworben. Die Stadt Winnenden hat
einen städtebaulichen Wettbewerb ausgeschrie-
ben und den Bebauungsplan konzipiert. Im Zuge
Ökologisch und sozial
Umweltpreis für die Arkadien Winnenden
Im Großraum Stuttgart ist auf 3,4 ha Fläche ein ungewöhnliches Wohnquartier entstanden: 163 Einheiten
mit unterschiedlichen Wohnformen, einer lebendigen Nachbarschaft, einem ressourcenschonenden Bau-
konzept auf einer Konversionsfläche. Und mit einer internationalen Auszeichnung, dem „Green Dot Award”.
Sabine Richter
freie Wirtschafts-
und Immobilienjournalistin
Hamburg
20
8|2012
Neubau und Sanierung