OB – Das KompetenzzentrumGroßsiedlungen e.V. hat sich daher vor 11 Jah-
ren zur Aufgabe gemacht, für ganzheitliche Konzepte zur städtebaulichen
Erneuerung, energetischen Sanierung und sozialen Stabilisierung sowie für
die Anwendung innovativer baulicher und sozialer Methoden zu werben,
Kompetenzen zu bündeln, als Kooperationsnetzwerk zu fungieren und den
Austausch darüber zu fördern, wie die großenWohnsiedlungenwirtschaftlich
tragbar weiterentwickelt werden können.
fachkonferenz in Nürnberg
Aus diesemGrund fand am21. Juni 2012 eine Fachkonferenz des Kompetenz-
zentrums in Nürnberg statt. Die diesjährige Tagung debattierte, welche Rolle
die Siedlungen bei der klimagerechten Innenentwicklung der Städte spielen
undwelchenBeitrag sie zuKlimaschutz und Energieeinsparung leisten können.
Dr. Bernd Hunger, Vereinsvorsitzender des Kompetenzzentrums, wies dar-
auf hin, dass die großen Siedlungen kreativ und effektiv energetisch erneu-
ert werden könnten. Dies bewiesen Beispiele aus Nürnberg, Wernigerode
und Hannover, die auf der Konferenz vorgestellt wurden. Zum Nulltarif
sei dies jedoch nicht zu haben. Und es müsse für die Mieter bezahlbar
bleiben. Die Anforderungen von Klimaschutz und Energiewende führten
daher zu einem neuen Blick auf die Zukunftschancen der Großsiedlungen,
betonte er. Dr. Ulrich Hatzfeld vom Bundesbauministerium verwies auf die
Initiativen des Bundes zum klimagerechten Stadtumbau: Vor allem das
neue KfW-Programm zur energetischen Stadtsanierung könne der Ebene
ganzer Wohnquartiere die gebäudebezogene Erneuerung unterstützen.
Xaver Kroner, Verbandsdirektor des VdW Bayern, mahnte, die Anforderun-
gen im Bereich der Energieeffizienz oder des barrierefreien Bauens nicht
immer höher zu schrauben, insbesondere wenn die Förderung hinter dem
für bezahlbares Wohnen erforderlichen Maß zurückbleibe. Für eine sozial-
verträgliche Erneuerung sei eine stringente Politik erforderlich. Lutz Basse,
Vorstandsvorsitzender der SAGA GWG Hamburg, betonte den zentralen
Beitrag der Wohnsiedlungen für die integrierte Stadtentwicklung: Ohne
die behutsame Erneuerung und Weiterentwicklung der Wohnsiedlungen sei
weder eine verantwortungsvolle soziale Wohnraumversorgung zu gewähr-
leisten noch ein stadtstrukturell bedeutsamer Beitrag zum Klimaschutz
und zur Energiewende zu erbringen.
Öffentliche Wahrnehmung
Die großen, seit den 1920er Jahren errichteten Wohnsiedlungen spielen
für die integrierte Stadtentwicklung sowie die Wohnraumversorgung brei-
ter Schichten der Bevölkerung eine erhebliche Rolle. Obwohl sie für die
Lebens- und Wohnrealität eines erheblichen Teils der städtischen Bevöl-
kerung in Ost- und Westdeutschland große Bedeutung haben, werden sie
in der Öffentlichkeit vielfach nur problematisierend und stigmatisierend
dargestellt. Wie undifferenziert und mit welchen Klischees in den Medien
über Großsiedlungen berichtet wird, wie stark Stereotypen von Betonsilos,
Arbeiterschließfächern oder sozialen Brennpunkten reproduziert werden und
das vielerorts sehr erfolgreiche Erneuerungsgeschehen ausgeblendet wird,
ist leider immer wieder festzustellen (siehe hierzu auch den voranstehenden
Beitrag). Einen besseren Beweis für die Relevanz eines Kompetenzzentrums
Großsiedlungen kann es kaum geben.
Kompetenzzentrum Großsiedlungen
Wohnsiedlungen leisten zentralen Beitrag zum Klimaschutz
Die Tagung führte rund 80 Experten aus Wohnungs- und Bauwirtschaft, Politik und Planung zusammen.
Anlässlich der Konferenz erschien die Pub-
likation
„Klimaschutz und Energiewende
– das Potenzial der großen Wohnsied-
lungen”
(ISBN 978-3-00-038446-2),
Auf rund 150 Seiten widmet sich der Band
– anhand beispielhafter Projekte – dem
Erneuerungsgeschehen bei den Siedlungen
der 1920er und 1930er Jahre, den nach
dem Leitbild der gegliederten und aufge-
lockerten Stadt errichteten Wohngebieten der 1950er und 1960er
Jahre sowie den nach dem Leitbild „Urbanität durch Dichte“ und in
industrieller Bauweise errichteten Siedlungen. Diese Best-Practice-
Sammlung wird ergänzt durch Beiträge namhafter Fachleute, die
sich mit der Einordnung der Großsiedlungen in das Konzept der
europäischen Stadt, mit der Bedeutung zweier europäischer Projekte
zur Erforschung integrierter Umbau- und Weiterentwicklungskon-
zepte befassen sowie den Wandel von öffentlicher Wahrnehmung
und Images von Großsiedlungen reflektieren.
Das Buch kann beim Kompetenzzentrum Großsiedlungen e.V.
kostenfrei bestellt werden
VErÖffENTLICHUNG
Quelle: Kompetenzzentrum Großsiedlungen
9
8|2012