Seite 36 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2012_11

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„Hier sitzenwir abends, trinken zwischen Blumen
und Kerzen in geselliger Runde ein Viertele“, denkt
sich FriedaMagura laut, während siemit leuchten-
den Augen die zukünftige Terrasse der Senioren-
WG imHerzen Stuttgarts begutachtet. BeimRund-
gang durch die entkernten Räume imErdgeschoss
stellt sich die 78-Jährige vor, wie sie hier schon
bald mit ihren Mitbewohnern frühstückt, sie die
Gesellschaftsspiele auspacken oder gemeinsam
fern schauen. „Nur keinen Krimi, dann klinke ich
mich aus“, gibt sie augenzwinkernd zu.
Kein Problem. Das ist schließlich der Sinn der Sa-
che, dass jeder in der Senioren-WG seine individu-
elle Rückzugsmöglichkeit hat. „Wenn man allein
sein möchte, geht man in sein Apartment. Wenn
einem langweilig ist oder es einem anderen Be-
wohner nicht so gut geht, ist man füreinander da,
kann sich gegenseitigmotivieren“, fasst dieWitwe
und Mutter von drei Kindern, denen sie nicht zur
Last fallen möchte, das Konzept zusammen. „Du
bekommst eine Wohnung und eine Gemeinschaft
und bist dennoch frei. Die Idee gefällt mir.“
Altes Konzept neu aufgelegt
Neu ist sie nicht, die Idee derWohngemeinschaft für
Senioren. Der 74-jährige ehemalige Bürgermeister
von Bremen, Henning Scherf, lebt schon seit 25
Jahren in einer WG. Weder allein noch im Heim.
Der Gedanke, diese alternativeWohnformauch für
ihre Mitglieder anzubieten, kam der Landes-Bau-
Genossenschaft Württemberg eG (LBG) – bei ihren
Mietertreffs, die jedenDonnerstag stattfinden und
immer sehr gut besucht sind, so Josef Vogel, kauf-
männischer Vorstand der LBG. „Ob Bootsfahrt auf
dem Neckar, Tipps von Sternekoch Vincent Klink
oder Gehirnjogging – die Mitglieder genießen die-
se Veranstaltungen in der Gemeinschaft so sehr,
dass manche abends ganz traurig sind, wenn sie in
ihre leere Wohnung zurück müssen.“ Frieda Ma-
gura und ihre Freundin Renate Fischer (beide 77)
bestätigen Vogels Eindruck: „Die Mietertreffs sind
wunderbar gemütlich. Man ist unter lauter netten
Leuten.Wenn das in derWGauch so ist, kann nichts
schiefgehen.“
Die LBG tut ihr Bestes, die perfekte Senioren-WG
ins Leben zu rufen. Sorgsam werden die zukünf-
tigen Mieter unter den bislang 52 Interessenten
ausgewählt und gemeinsame Kennenlern-Treffen
organisiert. Schließlich soll dieWG nicht an Zwis-
tigkeiten scheitern.
Zunächst galt es jedoch, die optimalen Räumlich-
keiten zu finden. „Zum einen sollte die WG gut
gelegen sein, im Herzen der Stadt und direkt an
das öffentliche Verkehrsnetz angebunden“, soMa-
thias Friko, technischer Vorstand der LBG. „Zum
anderen sollte dieWG imErdgeschoss sein und ge-
nügend Platz bieten für die einzelnen Apartments
und die großen Gemeinschaftsräume“, fährt er
fort. ImStadtteil Stuttgart-Nord, direkt neben der
LBG-Geschäftsstelle, sind sie fündig geworden.
Als ein dort beheimatetes Café auszog, war die
Gelegenheit da. Stadtbahn-Haltestellen liegen in
der Nähe, das Zentrum ist in zehn Minuten zu Fuß
erreichbar. Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten
sowie die großzügigen Parkanlagen des „Grünen
U Stuttgarts“ befinden sich in unmittelbarer Nähe.
Private Apartments –
großzügige Gemeinschaftsflächen
Das Erdgeschoss wird gerade kernsaniert und
gerüstet für ein großzügiges Gemeinschafts-
Senioren-Wohnen
Gemeinsam statt einsam – und dennoch selbständig
Leben wie Studenten. Davon träumen immer mehr Senioren. Laut einer Forsa-Umfrage finden 64% der über
60-Jährigen, dass es Wohngemeinschaften auch für Ältere geben solle. 18% würden in einer Senioren-WG
wohnen wollen. Gemeinsam statt einsam, und dennoch selbstbestimmt. Die Landes-Bau-Genossenschaft
Württemberg eG (LBG) folgt dieser Idee und eröffnet demnächst ihre erste Senioren-WG.
Kirstin Rüther
freie Journalistin
Hamburg
Die Senioren-WG der LBG liegt sehr zentral. In unmit-
telbarer Nähe entstehen in den nächsten Jahren viele
Neubauten des Projekts Stuttgart 21.
Gegründet:
1921, Sitz in Stuttgart
WE:
5.453 in ganz Baden-Württemberg
Mitglieder:
ca. 6.000
Mitarbeiter:
63
(sowie 112 geringfügig Beschäftigte)
Bilanzsumme (2011):
182 Mio. €
Umsatzerlöse (2011):
34 Mio. €
Bauinvestitionen (2011):
25 Mio. €
Eigenkapitalquote:
45%
Breites Servicespektrum
LANDES-BAU-GENOSSENSCHAFT
WÜRTTEMBERG EG (LBG)
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11|2012
NEUBAU UND SANIERUNG