Seite 58 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_11_2011

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Vereinigte Leipziger Wohnungsgenossenschaft eG (VLW)
Repräsentatives Bürgerhaus –
ein Bau mit besonderer Tradition
Die Renkwitzstraße in Leipzig-Gohlis ist eine ruhige Anliegerstraße. Nummer 2 ganz vorn bildet ein Doppelhaus mit der
Coppistraße 30. Es ist ein prachtvolles Eckgebäude mit verglasten Loggien, teilweise mit Rollläden. Wie viele Häuser in
Leipzig und besonders im gehobenen Stadtteil Gohlis steht es unter Denkmalschutz. Hier hatte die 1922 gegründete
Vereinigte Leipziger Wohnungsgenossenschaft eG (VLW), in deren Besitz das Haus noch heute ist, bis 1940 ihren Sitz. Wie
lebt es sich in einem Denkmal? Was ist das Besondere daran?
In der dritten Etage wohnt Hans-Peter
Hube mit seiner Frau. Der 61-Jährige lebt
gern hier: „Die Qualität der Wohnung ist
sehr gut.“ Beide wohnen seit vier Jahren in
einer 3-Raum-Wohnung in der Coppistraße
30. Zuvor hatten sie 30 Jahre eine andere
VLW-Wohnung, wegen Sanierungsarbeiten
sind sie ausgezogen. Sie haben sich einige
Wohnungen angesehen, auch von anderen
Vermietern, und waren letztendlich froh,
dass es mit der Wohnung in Gohlis geklappt
hat. 85 Quadratmeter, hell und relativ
ruhig gelegen. Besonders freut sich Hube
über den schönen Spielplatz direkt hinterm
Haus: „Für die Enkel ist das ideal.“
1920er, Biedermeier, Badezimmer
Das Haus Renkwitzstraße 2/Coppistraße 30
wurde 1923 errichtet und hat fünf Etagen.
„So hat man damals Anfang der Zwanziger-
jahre gebaut“, erzählt Eva-Maria Bergmann,
die als Verwalterin für dieses Haus und
1.800 andere Wohnungen der Genossen-
schaft zuständig ist. Gebaut hat das Haus
der Leipziger Architekt Fritz Riemann für die
„Baugenossenschaft für die Reichsfinanzbe-
amten in Leipzig“, wie die Genossenschaft
damals hieß.
Zu jener Zeit zogen viele Familien nach
Leipzig, die Wirtschaft boomte in den gol-
denen Zwanzigerjahren. Die Neueinrich-
tung mehrerer Finanzämter in Leipzig nach
dem Ersten Weltkrieg brachte es mit sich,
dass eine größere Zahl von Finanzbeamten
nach Leipzig versetzt wurde und aufgrund
des Wohnungsmangels keinen Wohnraum
fand. Für sie wurde die Genossenschaft
1922 gegründet.
Von Anfang an war Fritz Riemann für die
Genossenschaft als Architekt tätig. Typisch
waren Gebäudeensembles wie dieses in
Leipzig-Gohlis. Repräsentativ und groß
zur etwas belebteren Coppistraße, damals
Lothringer Straße, mit komfortableren Woh-
nungen, kleiner und bescheidener sind die
Häuser im weiteren Verlauf der Renkwitz-
straße. Nur drei Etagen geht es hier in die
Höhe, die 2-Raum-Wohnungen verfügen
über knapp 60 Quadratmeter. Stefan W.
Krieg vom Amt für Bauordnung und Denk-
Die Genossenschaft
Am 5. Juli 1922 wurde die Genossen-
schaft im Städtischen Kaufhaus zu
Leipzig als „Baugenossenschaft für
die Reichsfinanzbeamten in Leipzig“
gegründet. Nach weiterer Umbe-
nennung gehört sie heute mit mehr
als 7.400 Wohnungen und 9.200
Mitgliedern zu den großen Wohnungs-
unternehmen der Region. Die Genos-
senschaft verfügt über Wohnungen in
20 Leipziger Stadtteilen sowie in den
benachbarten Städten Schkeuditz und
Taucha.
Hans-Peter Hube schätzt die Qualität der
Wohnung in der Coppistraße.
Foto: Heidrun Böger
Treppenhaus in der Renkwitzstraße 6: Das obere Stück zeigt den Originalzustand aus dem Jahre
1922. Bei der Sanierung 2003 entschied man sich für ein kräftiges Lila.
Foto: Heidrun Böger
Die Wohnungswirtschaft
11/2011
Unternehmen
56
Wohnen im Denkmal