Seite 57 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_11_2011

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jedoch schon vor der Fusion eine Photovolta-
ikanlage für die Erzeugung von Solarstrom
und eine Solaranlage für die Gewinnung
von Warmwasser auf den Dächern instal-
liert worden. Das Geld für den Strom fließt
in die Kasse der Genossenschaft und die
Warmwassergewinnung bringt eine Entlas-
tung der Nebenkosten für die Mitglieder
und Mieter. Vor Jahren hatte die Wohnungs-
Genossenschaft Graal-Müritz bereits ein
Müllsystem organisiert, das den Restmüll
in einer so genannten Müllschleuse nach
Gewicht erfasst und den einzelnen Woh-
nungen im Ostseering zuordnet. Deshalb
liegen die Müllkosten für die Genossen-
schaftswohnungen durchschnittlich um
die Hälfte unter den Kosten anderer Miet-
wohnungen im Land – zudem ist die strikte
Mülltrennung in den Haushalten umwelt-
freundlich. „In einer Großstadt wie Rostock
lässt sich dieses System jedoch noch nicht
umsetzen“, bedauert Stoll.
Geschäftsbesorgung vor Ort
Wolfgang Boer ist Geschäftsführender
Gesellschafter der Wirtschafts-GmbH Graal-
Müritz und besitzt einen Geschäftsbesor-
gungsvertrag mit der WG S-H: „Wir arbeiten
in allen Belangen für die Mitglieder und
Mieter der Wohnungsgenossenschaft Schif-
fahrt-Hafen Rostock eG in Graal-Müritz. So
nehmen wir vor Ort Aufträge von ihnen ent-
gegen und kümmern uns um die Ausfüh-
rung. Bei größeren Arbeiten stimmen wir
uns aber natürlich mit der Geschäftsstelle
in Rostock-Reutershagen ab. Das läuft rei-
bungslos.“ Zu ihm und seiner Mitarbeiterin
Kerstin Heymann gehören auch Hauswarte,
die vor Ort in Graal-Müritz arbeiten. Zudem
müssen die Handwerker bei der Wohnungs-
genossenschaft gelistet sein.
Um die Interessen der Mitglieder in Graal-
Müritz kümmern sich ehrenamtlich zwei
Mitgliedervertreter und ein Ersatzvertreter.
Natürlich ist es auch positiv, dass die beiden
Vertreter der Wirtschafts-GmbH viele Mit-
glieder persönlich kennen. Viele sind alte
Graal-Müritzer, die meisten sind seit Grün-
dung der Wohnungsgenossenschaft 1979
in der Wohnanlage zu Hause. Sie hängen
an ihren Wohnungen, bringen sich mit ein
und kümmern sich um vieles. Die Woh-
nungen sind eingebettet in viel Grün, alles
ist gepflegt und die Mitglieder achten auf
Ordnung und Sauberkeit. Warum Warte-
listen, aber kein Wohnungsleerstand exis-
tieren, erklärt Wolfgang Boer: „Bei uns
wohnt man gut und preiswert. Es gibt auch
einen Personenaufzug, der für ältere Leute
wichtig ist. Und in Zukunft sollen noch
weitere nachgerüstet werden.“
Stabilere Größe, höhere Finanzkraft
Ein Vorteil der Vereinigung beider Genos-
senschaften ist auch die größere Auswahl
preiswerter Wohnungen an attraktiven
Orten für alle Genossenschaftsmitglieder.
„Die relativ günstigen Mieten bewirken
zudem im Ostseeheilbad einen regelrechten
Zulauf von Bewerbern, so dass hier Woh-
nungsleerstand nicht zu befürchten ist“,
freut sich der Vorstandsvorsitzende Werner
Stoll. Sicherlich spielen auch Ostsee- und
Strandnähe, der Küstenwald, die Fitness-
und Erholungsangebote und die Fährver-
bindung nach Warnemünde eine Rolle.
Rückblickend war die Verschmelzung
ein voller Erfolg: Bereits der einstimmige
Beschluss des Verschmelzungsvertrags
durch die Mitgliederversammlung der Graal-
Müritzer Genossenschaft im Mai 2006 und
die ebenfalls einstimmige Zustimmung der
Vertreterversammlung der WG S-H macht
dies deutlich. Die wenigen Widerstände
der Genossenschaftsmitglieder und im Auf-
sichtsrat konnten im Rahmen einer inten-
siven und transparenten zwölfmonatigen
Vorbereitung ausgeräumt werden.
„Die Fusion ist auch ein Ausdruck der
funktionierenden Solidarität der Genossen-
schaften im Verbandsgebiet. Sie fand daher
auch die Unterstützung des VNW“, betont
Werner Stoll. Der Wertzuwachs im Grund-
stücks- und Wohnungsbestand war für die
WG Schiffahrt-Hafen insgesamt ein Gewinn,
so Stoll. Wenn eine Fusion sich rechne und
regional günstig läge, würde man einen
solchen Schritt nochmals gehen, erklärt er:
Der Vorstand könne allerdings nur Empfeh-
lungen aussprechen und Beschlüsse aus-
führen, entscheiden müssten die gewählten
Gremien.
„Die Fusion der beiden Genossenschaften
vor fünf Jahren war ein guter Schritt. Eine
kleine Genosenschaft hat Vorteile, wenn sie
mit einer großen fusioniert“, resümiert auch
Mitglied Klaus Graf, der mit seiner Frau seit
2007 in der Graal-Müritzer Dr.-Leber-Straße
in einer Dreiraumwohnung lebt: „Wir sind
sehr zufrieden. Alles wurde hochwertig
saniert. Wir haben relativ geringe Heiz-
kosten, der Balkon wurde verglast, denn
Wind haben wir hier immer. Außerdem
konnten wir bei der Sanierung auch eigene
Wünsche anmelden und den Grundriss der
Wohnung verändern lassen.“
Monika Käning, Rostock
Elke und Klaus Graf mit Enkel Karl vor ihrem
Haus in der Dr.-Leber-Straße. Klaus Graf
engagiert sich wie seine Genossenschaft
im gemeinnützigen Verein „Stiftung Graal-
Müritz“, der sich für soziale Belange einsetzt.
Foto: Monika Käning
Wolfgang Boer
und Kerstin
Heymann von
der Wirtschafts-
GmbH Graal-
Müritz am neu
angebauten
Aufzug im
Ostseering 21.
Foto: Monika Käning
Die Wohnungswirtschaft
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