Seite 52 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_11_2011

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125 Jahre bbg Berliner Baugenossenschaft eG
Vom „Jedermann Hausbesitzer“ zu
„bei uns wohnt sich’s gut“
In diesem Jahr feierte die Berliner bbg ihr 125-jähriges Bestehen. Sie ist die älteste Genossenschaft Berlins, einst gestartet
mit dem Aufruf „Baut Arbeiterhäuser“. Ein Portrait über eine Genossenschaft mit Beständen in Ost- und Westberlin, die
Mitgliederorientierung unter sich wandelnden Bedingungen umsetzt: anfangs mit dem eigentumsorientierten Bau von
Wohnungen – heute durch Zukäufe, Neubauprojekte mit Selbsthilfecharakter, komplexe Sanierungsmaßnahmen und ein weit
entwickeltes Sozialmanagement.
Rund 5.000 Mitglieder und Gäste, darunter
Berlins Oberbürgermeister Klaus Wowereit
und GdW-Präsident Axel Gedaschko, fei-
erten im Mai 2011 das 125-jährige Jubi-
läum. „Liebe alte bbg …“, hieß es in der
Ansprache des Vorstandes zum großen
Mitgliederfest im eigens angemieteten
Strandbad Wannsee. Die Atmosphäre
dieses Festes war von großer Herzlichkeit
geprägt, die bbg gab als Verzehrgeld „bbg-
Taler“ aus und etliche Mitglieder hatten
Darbietungen vorbereitet. Eine musika-
lische und kulinarische Zeitreise machte
Genossenschaftsgeschichte und Wohn-
kultur vergangener Zeiten für die Gäste
lebendig.
„Schade, dass die Altvorderen, unsere
Gründungsväter, nicht hier sind …“, so die
Vorstände, Thomas Frohne und Jörg Wol-
lenberg, die in einer Art Zwiegespräch
auf Gründungszeit und Gründungsideale
zurückblickten: Jörg Wollenberg trat als
Gründer Karl Schrader kostümiert auf die
Bühne und erinnerte an die ersten Bauten
der bbg, an die Ausstattung mit Bibliothek,
Gaststätte und Kindergarten, und an die bis
heute verankerte soziale Verantwortung.
Die Genossenschaf t, die 1886 mit
dem Aufruf „Baut Arbeiterhäuser“ und
dem Motto „Jedermann Hausbesitzer“
gegründet wurde und anfangs noch zum
Typ der eigentums­orientierten Genossen-
schaften zählte, baute die ersten Häuser in
Adlershof, damals am Berliner Stadtrand.
Sie entstanden für Arbeiter, Handwerker
und gering verdienende Beamte – zum
Selbstkostenpreis. Die ersten Nutzer und
Mitglieder konnten nur geringe Anteile
einbringen, doch prominente Förderer, dar-
unter inkognito auch Kaiser Friedrich III.,
spendeten großzügige Summen. Bis 1899
wurde 55 Wohnungen in Ein-, Zwei- und
Dreifamilienhäusern gebaut und gingen
nach einigen Jahren in den Besitz der Mit-
glieder über.
Prägende Bauten
Ein bis heute wichtiges Ensemble ist der
erste Mietswohnungsbau, das nach einem
der Gründer, dem bekannten Reformer
Karl Schrader, benannte Haus im Stadt-
teil Wedding. 192 Wohnungen wurden in
Ecklage gebaut: mit zwei innenliegenden
Wohnhöfen und einem in der Mitte befind-
lichen Eingangshof. Die Anlage zeichnete
sich nicht nur durch hohen Wohnstandard
aus, sondern auch durch die Einrichtung
eines der ersten Genossenschaftskinder-
gärten, einer Bibliothek mit Versammlungs-
saal, einer Badeanstalt und – wie schon im
Gründungsgebiet – einem Gasthaus. Karl
Schrader, schon zu dem Zeitpunkt mit einer
Büste vor dem Haus verewigt, wünschte bei
der Eröffnung 1906: „Ein genossenschaftli-
ches, freundliches, friedliches Leben soll im
Haus bestehen.“ Der Reformwohnungsbau
der bbg zeigte, gestaltet durch den Archi-
tekten und Vorstand Hans Kraffert, zwar
Distanz zur damals angesagten Avantgarde
des Neuen Bauens, brachte aber dennoch
den Mitgliedern preisgünstige Wohnungen
und hohen Standard. Als architektonisches
Kleinod gilt bis heute beispielsweise der
von Kraffert gebaute Ilsenhof mit grünen
Innenhof und seiner Nähe zu einem Stadt-
park im Stadtteil Neukölln.
bbg-Vorstand Thomas Frohne, Berlins Regierender Oberbürgermeister Klaus Wowereit, Berlins
Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer, GdW-Präsident Axel Gedaschko und
bbg-Vorstand Jörg Wollenberg (1. Reihe v. l.).
Quelle: bbg
Die bbg
Wohnungen:
6.600 in neun von
13 Berliner Bezirken, rund 1.400
Wohnungen davon im Ostteil der Stadt
Mitglieder
(Stand Sept. 2010)
:
8.016
Mitarbeiter:
70 Vollzeit und 53 Teilzeit
Jahresüberschuss 2009/2010:
2.737.820,70 Euro
Vermietungsquote
: 98,86 Prozent
Fluktuationsquote:
8,55 Prozent
Eigenkapitalquote:
21,9 Prozent
Investitionen in den Wohnungs­
bestand 2009/2010:
rund 11,6 Millionen Euro
Internet:
www.bbg-eg.de
Die Wohnungswirtschaft
11/2011
Unternehmen
50
Jubiläum