Seite 46 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_11_2011

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Und App geht die Post
Wohnungswirtschaft
kommt bei Apps auf den Geschmack
Bislang sind Unternehmen der Wohnungswirtschaft noch zurückhaltend bei der Entwicklung von so genannten Apps.
Das sind Miniprogramme, die auf Smart-Phones und Tablet-PCs laufen. Eine Vorreiterrolle hat die Berliner Gesobau einge-
nommen. Dort können Mieterinnen und Mieter Schäden in ihren Wohnungen seit August nicht mehr nur per Webanwen-
dung, sondern auch mit ihren iPhones oder iPads melden.
Für die Kunden ist der Umgang mit Apps
ganz simpel: Sie können diese zumeist kos-
tenlos herunterladen. Bei der Gesobau
müssen die Mieter vor der ersten Nutzung
einmalig die E-Mail-Adresse beim Kunden-
service des Unternehmens hinterlegen. „Seit
Einführung haben das bereits mehr als 120
Interessierte getan“, berichtet Ulf Lenner-
mann, Bereichsleiter Immobilienmanage-
ment der Gesobau. Die Meldung durchläuft
automatisch das SAP-System und landet
direkt bei dem jeweilig zuständigen, durch
Verträge gebundenen Handwerksbetrieb.
Von dort wird das Reparaturmanagement
gestartet und die Firma meldet sich wenig
später beim Kunden, um einen Termin zu
vereinbaren. Man habe sich für Apple ent-
schieden, weil das Unternehmen eine stabile,
verfügbare Plattform bereithalte, die vielfäl-
tige Anwendungen biete, erklärt Lenner-
mann weiter. Man beobachte die Nachfrage
und prüfe, ob man die Applikation weiteren
Plattformen zur Verfügung stelle, ergänzt
er. Er sieht dabei nicht nur junge und tech-
nikaffine Personen als Smartphone-Nutzer.
Auch Leute, die beruflich viel unterwegs
sind, werden immer öfter auf solche mobilen
Onlineangebote zurückgreifen, betont er. Die
Mieter können aber nach wie vor auch die
traditionellen Kontaktmöglichkeiten nutzen.
Ein spezieller Support bei den Apps ist nicht
vorgesehen. Ein Flyer gibt Hilfestellung zu
Installation und Anwendung.
Apps von der Wohnungswirtschaft
Daniel Girl, der bei der Agentur Five and
Friends mobile Anwendungen für die Immo-
bilienbranche entwickelt, findet, dass sich
die Gesobau mit der Schadensmeldung eine
Anwendung herausgegriffen hat, die sich
sehr gut für eine App eignet. Er sieht dies
als ein Indiz, dass die Vorbehalte der Woh-
nungswirtschaft gegenüber Anwendungen,
die auf Mobilgeräten laufen, langsam
schwinden. Sein Unternehmen arbeite
derzeit an Lösungen für zwei Wohnungsbau-
gesellschaften, die in den nächsten zwei bis
drei Monaten online gehen sollen. Das sei
aber das Bohren dicker Bretter gewesen: „Es
hat lange gedauert, den Unternehmen klar-
zumachen, dass es kein Gimmick, sondern
eine Weiterentwicklung des Internet ist und
es notwendig ist, in diesem Bereich zu inves-
tieren.“ Simple Lösungen seien dabei für
5.000 bis 10.000 Euro in der Entwicklung
zu haben, für komplexere mit einer umfang-
reicheren Integration von externen Inhalten
könnten es auch 50.000 Euro werden. Um
Wohnungsunternehmen eine Vorstellung
geben zu können, was möglich ist, hat er
einen Demonstrator namens WBG-App ent-
wickelt.
Der Berater kann sich eine ganze Reihe von
Anwendungen vorstellen, die Kundenbin-
dung und einen Mehrwert bringen. Dazu
zählt er zum einen Lösungen, die direkt den
Kundenkontakt optimieren wie der Kontakt
zum Hausmeisterservice mit Schadensmel-
dungen. „Möglich ist auch die Integration
von Kamerafunktionen, um die Schäden
direkt zu dokumentieren“, ergänzt er. Sinn-
voll seien auch Services, die es den Kunden
erleichtern, die Stände ihrer Gas- und Strom-
zähler zu übermitteln. „Hier kann eine Iden-
tifikation über das Handy erfolgen, dann
müssen die Nutzer den Zähler nur noch
abfotografieren“, beschreibt Girl eine mög-
liche Lösung. Zum Kundenservice gehört
aus seiner Sicht auch die Unterstützung
beim Ein- und Auszug. Hier seien Lösungen
in Kooperation mit Dritten möglich. So
können Wohnungsunternehmen besondere
Tarife mit Umzugsunternehmen aushandeln
und die günstigen Konditionen teilweise an
die Mieter weitergeben. „Denkbar sind hier
Apps von Wohnungsunternehmen, in denen
sich die Mieter alle Dinge, die beim Umzug
notwendig sind, zusammenklicken können“,
sagt Girl. Eine weitere App-Lösung könnte
ein Mieterkonto sein, in dem alle Doku-
mente wie Mietvertrag oder Abrechnungen
hinterlegt sind. Doch nicht nur in der Kun-
denpflege, auch bei der Akquise neuer
Mieter sind mobile Anwendungen nützlich.
„Wohnungsbaugesellschaften können bei-
spielsweise mit QR-Codes arbeiten, wenn
sie neue Kunden gewinnen wollen“, rät Girl.
Diese QR-Codes können dann auf Bautafeln
oder Plakaten aufgedruckt sein. Potenzielle
Interessenten fotografieren den Code und
erhalten dann sofort nähere Informationen
wie Grundrisse oder Innenansichten.
Apps für die Wohnungswirtschaft
Apps aus der Wohnungswirtschaft gibt es
noch kaum, Anwendungen, die für die Woh-
nungswirtschaft selbst spannend sind, aber
mittlerweile eine ganze Reihe.
Zunächst sind es die großen
Online-Immo­
bilien-Portale
. Sie haben Apps, mit denen
sich nach Wohnungen oder Häusern suchen
lässt. Immowelt.de bietet die kleinen Pro-
gramme Apples iPhone für Smartphones
mit Android-Betriebssystem sowie für
Nokia- und Vodafone-Handys an, Immobi-
lienscout24.de für iPhone und für Android-
Handys. Und Immonet.de hat Apps für
Smartphones von Samsung und ebenfalls
eine Version für iPhones. Teilweise werden
dabei sogar schon Funktionen von Wikitude
genutzt – ein Augmented-Reality-Browser
Die Gesobau-App
Quelle: Thomas Manss & Company, GESOBAU
Die Wohnungswirtschaft
11/2011
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