und Bürger frühzeitig an Planungsvorhaben
teil, wächst ihr Verständnis für notwendige
Abwägungsprozesse. Information, Kommu-
nikation und Transparenz sind die Voraus-
setzungen für eine erfolgreiche Beteiligung
– und letztlich für eine erfolgreiche nach-
haltige Stadtentwicklung. Die Initiative für
Veränderungen in Richtung Nachhaltigkeit
geht dabei oft nicht von Politik und Ver-
waltung aus, sondern von Akteuren aus der
Gesellschaft. Ein Beispiel hierfür sind die
Prozesse der Lokalen Agenda 21, in denen –
meist angestoßen und getragen von bürger-
schaftlichem Engagement – Bürgerinnen
und Bürger, Unternehmen, Politik und
Verwaltung gemeinsam an Lösungen
für eine zukunftsfähige Kommune
arbeiten.
Es geht aber nicht nur um die Ein-
beziehung von Bürgerinnen und
Bürgern: Kommunale Nachhaltig-
keitsstrategien werden im Idealfall
auch mit der Wirtschaft entwickelt.
Betriebe und Unternehmen leisten
mit ihren Arbeits- und Ausbildungs-
plätzen einen wichtigen Beitrag zur
zukunftsfähigen Entwicklung. Sie
verbrauchen täglich Energie und Res-
sourcen, kaufen Güter und Dienstleis-
tungen und führen Transporte durch.
Die Unternehmen vor Ort prägen
zudem mit ihrer Praxis die Lebensqualität
in einer Stadt.
Kommunale Unternehmen
in der Verantwortung
Kommunale Unternehmen – Stadtwerke,
Wohnungsbaugesellschaften, Wasserbe-
triebe und so weiter – erbringen einen
erheblichen Anteil der Daseinsvorsorge
in den Städten und Gemeinden. Unter-
nehmen, an denen die Städte beteiligt sind
oder die ihnen vollständig gehören, inves-
tieren viel in die
k o m m u n a l e
Infrastruktur –
häuf ig sogar
mehr als die
Städte selbst
im Rahmen
ihrer Kernhaus-
halte. In den
kommu n a l e n
N a c h h a l t i g -
keitsstrategien
kommt diesen
Unt ernehmen
dahe r e i ne
wichtige Rolle zu. Sie sind gefordert, ihr
Kerngeschäft am Prinzip der Nachhaltigkeit
auszurichten, gegenüber der Öffentlichkeit
transparent über ihr Nachhaltigkeitsenga-
gement zu berichten und sich dabei an Vor-
reiterunternehmen zu messen.
Grundsätzlich bilden die strategischen Leit-
linien einer Kommune und damit auch das
Leitbild Nachhaltigkeit den Orientierungs-
rahmen, an dem ein kommunales Unter-
nehmen seine wirtschaftliche Tätigkeit
ausrichtet. Es ist wichtig, dass die Politik
und die Führungsspitzen der kommunalen
Unternehmen die Leitlinien der Aufgaben-
wahrnehmung gemeinsam entwickeln und
vertreten. Wenn eine Kommune Stadtwerke,
städtische Abwasser- und Müllentsorger,
Kulturbetriebe, Wohnungs- und andere kom-
munale Unternehmen in ihren Nachhaltig-
keitsprozess aktiv einbindet, werden diese
die Ziele eher mittragen. Oftmals kommen
von Seiten der kommunalen Unternehmen
sogar entscheidende Impulse.
Kommunale Unternehmen sind besonders
erfolgreich, wenn sie ökonomische Inter-
essen mit Nachhaltigkeitszielen verbinden.
Ein Beispiel dafür ist die energetische
Sanierung von Wohngebäuden bei der
Städtischen Wohnbaugesellschaft Lörrach
mbH („Wohnbau Lörrach“). Der durch die
Sanierung gesunkene Energieverbrauch
führt zu niedrigeren Betriebskosten und
steigert die Attraktivität der Wohnungen.
Die „Wohnbau Lörrach“ stellt sich neben
der Aufgabe der energetischen Sanierung
auch anderen neuen Herausforderungen
wie der gezielten Umschichtung des
Bestandes und der Quartiersentwicklung.
Damit trägt das Unternehmen zu verschie-
denen Aspekten einer nachhaltigen Stadt-
entwicklung bei.
Rahmenbedingungen
müssen stimmen
Wenn sich Kommunen erfolgreich für eine
zukunftsfähige Entwicklung vor Ort ein-
setzen, ist eine wichtige Voraussetzung für
den Weg zu einem nachhaltigen Deutsch-
land erfüllt. Städte und Gemeinden haben
den Anspruch, den Menschen gute Lebens-
bedingungen und der Wirtschaft ein funkti-
onierendes Umfeld zu bieten, im Einklang
ökologischer, sozialer und ökonomischer
Belange. Städte und Gemeinden
können diesem Anspruch aber nur
gerecht werden, wenn die Rahmen-
bedingungen stimmen. Es geht dabei
beispielsweise um umweltgerechte
Verkehrskonzepte, um ein angemes-
senes baurechtliches Instrumenta-
rium zur Schaffung energieeffizienter
klimagerechter Städte, um Vorausset-
zungen für eine dezentrale Ver- und
Entsorgung sowie um Rechtssicher-
heit und Vereinfachungen einer nach-
haltigen öffentlichen Beschaffung.
Kommunen brauchen ein zukunfts-
fähiges Gemeindefinanzsystem, das
ihnen mehr Freiräume für eigenver-
antwortliches Handeln verschafft.
Um eine nachhaltige Entwicklung
voranzubringen, bedarf es zudem einer bes-
seren Abstimmung zwischen Kommunen,
Bund und Ländern bis hin zur EU. Wenn
in Deutschland deutliche Fortschritte in
Richtung einer nachhaltigen Entwicklung
gemacht werden sollen, dann ist eine neue
Art des Dialoges zwischen den staatlichen
Ebenen notwendig, ein Dialog auf Augen-
höhe.
Dr. Busso Grabow
Deutsches Institut für Urbanistik (Difu)
grabow@difu.de
Schnittmenge nachhaltiger Stadtentwicklung und Wirtschaft in der Stadt.
Grafikgestaltung: büro bert odenthal, Münster
Managementkreislauf in der nachhaltigen Entwicklung.
Grafikgestaltung: büro bert odenthal, Münster
Die Wohnungswirtschaft
11/2011
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