CONTROLLER Magazin 4/2015 - page 112

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„Moderne Wertorientierung“: ICV zum Führungskulturwandel
Wie findet Nachhaltigkeit Eingang in Investitionsentscheidungen?
Mit seiner neuesten Publikation „Moderne
Wertorientierung“ greift der ICV den Wandel
in der wirtschaftlichen Führungskultur auf.
Dieser ist eine Folge von Entwicklungen in
der Unternehmenspraxis – wie Vernetzung,
Globalisierung, Digitalisierung, Nachhaltig-
keit und Industrie 4.0 – und macht die
aktive Teilhabe der Menschen an der Wert-
schöpfung und an den sozialen Prozessen
zu einem zentralen Wettbewerbsfaktor.
Mit den daraus folgenden Auswirkungen auf
das Controlling befasst sich die neue Publika-
tion. In seinem Geleitwort schreibt der ICV-Vor-
sitzende Siegfried Gänßlen: „So wie sich die tra-
ditionelle Gütererzeugung allmählich zur
‚Industrie 4.0‘ verändert, beginnt auch für die
betriebswirtschaftliche Führungsaufgabe der
Zielsetzung, Planung und Steuerung der Über-
gang zum ‚Controlling 4.0‘.“
Im Kern geht es um folgende Elemente:
Q
Controller müssen das Geschäft, den Leis-
tungskern ihres Unternehmens verstehen:
Wie wird aus eigenen Produkten und Leis-
tungen ein „Gut“ für andere und welche
„erlaubten Kosten“ ergeben sich daraus?
Q
Controller gestalten wirtschaftlich relevante
Qualität als Transformations-Prozess von
Produkten und Leistungen in begehrens-
werte Güter.
Q
Controller verbinden die Zahlungsströme des
Unternehmens mit den daraus generierten
Einkommen der beteiligten Stakeholder und
einer dynamischen Balance der damit ver-
bundenen Interessen.
Q
Controller befassen sich mit den Wirkungen
der Tätigkeit ihres Unternehmens auf alle
Stakeholder und Vermögensarten, ein-
schließlich soziale Beziehungen und Natur.
Q
Controller betrachten die Volatilität der Pro-
zesse als normal, nutzen moderne Metho-
den der Korridor- und Breitbandplanung und
beziehen Abweichungen auf die erfassten
Verteilungen der Risiken.
Q
Controller nehmen die „Wertschöpfung über
die Zeit“ als Ausgangsbasis für Zielsetzung,
Planung, Reporting.
Q
Controller streben in ihrer eigenen Arbeit
nach einer datenbasierten Partnerschaft mit
den Führungskräften ihres Unternehmens,
um gemeinsam an vernetzten, wettbe-
werbsfähigen Geschäftsmodellen zu arbei-
ten und die Menschen auf allen Ebenen in
diese Prozesse einzubeziehen.
Die Schrift ist Höhepunkt eines bislang einmali-
gen interdisziplinären ICV-Projekts. Dem Auto-
renteam unter Leitung von Dr. Walter Schmidt
gehören neben Thorsten Kempe, Peter Lorson,
Stefan Müller, Rainer Vieregge, Roland Bardy,
Christopher Storck und Karl-Heinz Steinke die
Leiter von fünf ICV-Fachkreisen an: Andreas
Krimpmann (Controlling und IFRS), Frank Ahl-
richs (Controlling und Qualität), Dr. Reimer
Stobbe (Kommunikations-Controlling), Rainer
Kalwait (Controlling und Risikomanagement),
Sebastian Berlin (Green-Controlling).
Q
Die Publikation „Moderne Wertorientierung“ ist
im Haufe-Verlag erschienen. Der Vertrieb erfolgt
über den Haufe-Verlag und über den ICV (Bestel-
lungen in der ICV-Geschäftsstelle). Eine Lese-
probe ist auf der ICV-Website im Bereich „Con-
trolling-Wissen“ -> „Fachthemen“ online.
Das neue Whitepaper „Investitionscontrol-
ling 2.0 – Planung und Umsetzung von
Investitionen zur Erreichung der Nachhal-
tigkeitsziele“ hat der ICV-Fachkreis „Green-
Controlling“ erarbeitet. Es ist auf der ICV-
Website zum kostenlosen Download und im
ICV-ControllingBlog zur Diskussion online.
Ökologische und soziale Ziele zu erreichen ist
für Unternehmen immer bedeutsamer. Vor
allem Investitionen (z. B. in Maschinen oder
Gebäude) entfalten eine langfristige und nur
sehr schwer korrigierbare Wirkung auf die
Nachhaltigkeits-Performance von Unterneh-
men. Der ICV-Fachkreis Green-Controlling
hatte mit einer im vergangenen Jahr veröffent-
lichten ersten Schrift die Grundlagen dieses
neuen Controlling-Themenfelds beschrieben. .
Basierend auf seinem Grundlagenpapier
„Green-Controlling“ beschäftigte sich der FAK
mit der Frage, wie Nachhaltigkeitsziele in Inves-
titionsentscheidungen berücksichtigt werden
können.
Grundlage des „Investitionscontrolling 2.0“ sind
die Aktivitäten der Investitionsplanung, -bewer-
tung und -realisierung. Das Ziel der Investitions-
planung im Investitionscontrolling 2.0 ist das
Aufstellen eines mehrjährigen Investitionsport-
folios, mit dem das Unternehmen die in der
Strategie verankerten Unternehmensziele errei-
chen will. Durch die Formulierung einer
Nachhaltigkeitsstrategie müssen neben den
finanziellen Zielgrößen auch relevante Nachhal-
tigkeitsziele in der Investitionsplanung berück-
sichtigt werden. In der darauf folgenden Inves-
titionsbewertung obliegt die Prüfung der
einzelnen Investitionsalternativen dem Projekt-
manager/Fachverantwortlichen, zusammen mit
dem Controlling. Hierbei fließen neben ökono-
mischen Kriterien auch ökologische und soziale
Komponenten mit ein. Abschließend werden in
der Investitionsrealisierung die möglichen Ziel-
konflikte hinsichtlich der verfolgten Nachhaltig-
keitsziele aufgedeckt und Hemmnisse im Pro-
jektverlauf identifiziert.
Die Arbeitsergebnisse wurden im White Paper
zusammengefasst. Mit dem Leitfaden präsen-
tiert der FAK Ideen zur praktischen Umsetzung
eines Investitionscontrollings 2.0, das den
Nachhaltigkeitszielen der Unternehmen Rech-
nung trägt. In dem Papier werden daher die
theoretischen Grundlagen skizziert, die prak-
tische Umsetzung anhand von Beispielen auf-
geführt und Handlungsempfehlungen gegeben.
Dabei folgt das White Paper dem 3-teiligen
Investitionsprozess mit den Phasen Investi-
tionsplanung, -bewertung und -realisierung/
-steuerung.
Q
Internationaler Controller Verein eV
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