CONTROLLER Magazin 6/2015 - page 32

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differenzieren. Um diese Transparenz herzu-
stellen, soll der bilanzielle Periodenerfolg in
zwei Schritten in separaten Spalten – einer
Ausschüttungs- und einer Informationsspalte
– ermittelt werden.
Bei den Spalten 1 bis 3 geht es somit primär
um eine andere, besser strukturierte Darstel-
lung von ganz überwiegend bereits jetzt ver-
pflichtend anzugebenden Informationen. Dies
unterscheidet sie von der Spalte 4, die unter-
nehmensindividuell ohne gesetzliche Vorgaben
zu entwickeln ist und dem Ziel dient, die Po-
tenziale angebunden an die Denkstruktur von
Bilanz und GuV aufzuzeigen.
Liquidität
In einer ersten Spalte ist jeweils der originäre
Finanzfluss im Sinne der Änderung der liquiden
Mittel darzustellen. Ergebnis ist in der Bilanz
eine Darstellung der Auszahlungen bei den Ak-
tiva und auf der Passivseite der Einzahlungen
beim Eigenkapital. In der GuV ist so dem Jah-
resergebnis der operative Cashflow gegenüber-
gestellt und durch Ergänzung um Investitions-
und Finanzierungszahlungen ist die informative
Kapitalflussrechnung in die Erfolgsrechnung in-
tegriert. Die Darstellung der Bilanz mit den ku-
mulierten Auszahlungen des Anlagevermögens
und den erhaltenen Einzahlungen im Eigenkapi-
tal betont hier aus Sicht des Controllings den
Anspruch, dass sich die Rentabilitätserwartun-
gen und die Investitionsrechnung zunächst auf
die Darstellung der ursprünglichen Zahlungen
zu beziehen haben. Die Spalte 1 kann von je-
dem Unternehmen auf der Basis seiner beste-
henden Buchhaltung ohne größere Probleme
erstellt werden.
Ausschüttung
In der
zweiten Spalte
stehen dann die Werte
der
Erfolgsdarstellung
. Bei der Darstellung
der Ausschüttungsbemessung sind die not-
wendigen Abgrenzungsrechnungen für eine
periodengerechte Erfolgsermittlung zu be-
rücksichtigen. Diese Darstellung
fußt auf
dem HGB
unter strenger Beachtung des Vor-
sichtsprinzips. Konkret wäre aus prinzipienori-
entierter Betrachtung als Idealbild eine Aus-
schüttung aus dem niedrigeren Betrag von
kumuliert erwirtschafteter Liquidität (Spalte 1)
und kumuliert erwirtschaftetem Periodener-
folg (Spalte 2) plausibel, da nur so ein Subs-
tanzverzehr durch Ausschüttung ausgeschlos-
sen wäre. Die kumuliert erwirtschaftete Liqui-
dität wäre in diesem Fall der
kumulierte,
operative Cashflow
, der mit den kumulier-
ten, unter Beachtung der strengen Normen der
Spalte 2 zustande gekommenen Jahresergeb-
nissen zu vergleichen wäre. Auf Basis der jähr-
lichen Betrachtung wäre ein Vergleich von
operativem Cashflow und Jahresergebnis vor-
zunehmen. Auf Basis der aktuellen handels-
rechtlichen Gesetzeslage wären allerdings ein-
zig die kumulierten Jahresergebnisse der
Spalte Ausschüttung relevant, wobei die Spal-
te 2 dann den Jahresabschluss ohne die aus-
schüttungsgesperrten Posten zeigen würde.
Die Spalte 2 wird von allen Unternehmen er-
stellt, die einen nationalen Jahresabschluss
vorzulegen haben, und entspricht damit gängi-
ger Praxis.
Information (Jahresabschluss)
Zur Erfüllung der Informationsansprüche ent-
hält diese Spalte
zusätzliche oder abwei-
chend bewertete
Vermögenswerte und
Schulden sowie die korrespondierenden Auf-
wendungen und Erträge, die keine Ausschüt-
tungsrelevanz entfalten sollen. Nach aktueller
Gesetzeslage würde in dieser Spalte die Dar-
stellung der Bilanz und der GuV unter Beach-
tung des HGB oder der geltenden IFRS erfol-
gen. Hier wäre auch der Bereich, in dem der
Gesetzgeber zukünftig ggf. weitere Angaben
bezüglich der Informationsbereitstellung for-
dern bzw. freiwillig zulassen könnte, die aber
das Ausschüttungspotenzial nicht verändern
sollen. Bislang behilft sich der Gesetzgeber
hier teilweise mit einer Ausschüttungssperre
für bestimmte Sachverhalte sowie mit Zusatz-
informationen im Anhang, die letztlich dem
Zweck der Trennung der Abschlusszwecke
zwar gerecht wird, aber doch wenig transpa-
rent ist. Um die Einflüsse der Bilanzierenden
hinsichtlich des Ermessens besser einschätzen
zu können, könnte hier eine Unterteilung der
verpflichtenden Informationsdarstellung in ein
„wohl begründetes (geringes) Ermessen“ und
in „weitere gesetzlich erlaubte Informationsbi-
lanzierung“ vorgenommen werden. Die Spalte
3 entspricht der externen Rechnungslegung
nach HGB oder IFRS und wird daher bereits
von allen Unternehmen praktiziert.
Potenziale
Da wie gezeigt der extern darzustellende Jah-
resabschluss nicht alle internen Informations-
bedürfnisse zu decken vermag, ist
intern eine
weitere Ergänzung in Richtung der Abbil-
dung von Potenzialen
, auch verstanden als
Chancen und Risiken, im Rahmen z. B. einer
wertorientierten Betrachtung, eines
Intellec-
tual Capital Berichts
oder eines
Integrated
Reportings
vorzunehmen. Die vierte Spalte
weist daher inhaltlich eine große Bandbreite
auf. Sie reicht von einer Quantifizierung des
Erfolgspotenzials bis hin zu einer systemati-
sierten Sammlung von Informationen, die au-
ßerhalb von Bilanz und GuV (z. B. im Lagebe-
richt) gemacht werden müssen oder können
und sich somit nicht an der Gliederung von
Bilanz- und Erfolgsrechnung orientieren
müssen. Ebenso vielfältig sind die bestehen-
den Alternativen zur „Quantifizierung“ des
Erfolgspotenzials. Sie reichen von outputorien-
tierten (Gesamtbewertungs-) Ansätzen, wie
der Angabe eines Unternehmenswerts nach
einem Discounted Cashflow-Verfahren – ggf.
differenziert nach strategischen Geschäftsein-
heiten –, bis hin zu inputorientierten (Einzelbe-
wertungs-) Ansätzen, die die immateriellen –
den langfristigen Geschäftswert bildenden –
Inputfaktoren (Ressourcen) bewerten.
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Hierbei
kommen entweder diskontierte Rückflüsse
oder kumulierte Ausgabenzahlungen zur
Schaffung und Erhaltung der langfristigen Ver-
mögensarten in Betracht.
Die
Spalte 4
bietet also grundsätzlich
Raum
für unternehmensindividuelle Quantifizie-
rungen
unter Berücksichtigung von
nicht-
finanziellen Leistungsindikatoren
und in-
soweit auch Raum für ein erweitertes bilan-
zielles Bild der Vermögens-, Finanz- und Er-
tragslage, um einen Einblick in bestehende
Potenziale in den Vermögensarten zu gewin-
nen. Sie knüpft ebenfalls an die in den meis-
ten Unternehmen bestehende Praxis an. Sie
fasst die mit jeder größeren materiellen und
immateriellen Investition verbundenen Wirt-
Moderne Wertorientierung
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