Seite 9 - CONTROLLER_Magazin_2013_02

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den Selbstkosten pro Einheit.
Durch die An-
wendung verschiedener Schlüsselgrößen
wurde somit dreimal gegen das Verursa-
chungsprinzip verstoßen.
Die schlechten Produktergebnisse sind die
Folge der für die Umlage (willkürlich) aus-
gewählten und angewendeten Schlüssel-
größen.
Hohe Einzelmaterialkosten (Handels-
ware) führen zu hohen Materialgemeinkosten,
fer tigungsintensive Eigenprodukte müssen
hohe Fixkostenanteile und Umlagen tragen.
Beides kann, muss aber nicht mit den realen
Begebenheiten im Unternehmen zusammen-
hängen. Der Zusammenhang ist nicht beweis-
bar, sowieso nicht mit Umlagen. Denn, wenn
ein Produkt viel Bearbeitungszeit in der Ferti-
gung erfordert, bedeutet das noch nicht, dass
sich die Produktionsleitung mehr mit diesem
Artikel beschäftigen muss als mit einfacheren.
Wegen des fehlenden Verursachungszusam-
menhangs wird es nie gelingen, die echten
vollen Herstellkosten oder die echten Selbst-
kosten eines Produkts zu berechnen.
Baut man die Artikelergebnisrechnung hinge-
gen als
Deckungsbeitragsrechnung
auf,
zieht also nur die direkt durch die Produkte ver-
ursachten Kosten vom Nettoerlös ab, wird of-
fensichtlich, dass auch die „roten“ Artikel einen
wesentlichen Beitrag zur Deckung der fixen
Kosten und des Gewinns leisten. Würden die
Artikel mit negativem Produktergebnis gemäß
Abbildung 1 aus dem Sortiment gestrichen,
würden dem Unternehmen rund 1.26 Mio. €
Deckungsbeitrag fehlen. Es wäre dadurch nicht
nur der gesamte Betriebsgewinn verloren,
sondern auch die Abschreibungen und ein Teil
der Fixkosten wären nicht mehr gedeckt.
Auch
die Handelsware trägt noch mindestens
25 Cents pro Euro Umsatz zur Deckung der
Fixkosten bei
(vgl. Abbildung 2).
Will der Verkaufschef seine Außendienstmi-
tarbeiter richtig steuern, muss er wissen,
welcher Deckungsbeitrag (absolut und in %)
mit jedem verkauften Stück dazukommt
,
also hilft, einen Gewinn zu erzielen. Soll er Ver-
kaufsförderung betreiben, will er abschätzen
können, wie viele Euro Zusatz-Deckungsbeitrag
in einer bestimmten Produktgruppe mit 1 Euro
Werbeeinsatz erzielt werden könnte.
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Relevant
ist schließlich, welches Entscheidungspaket das
höhere Delta Deckungsbeitrag erzielt. Diese
Information kann nur eine echte Deckungs-
beitragsrechnung liefern, die den einzelnen
Artikeln keinerlei fixe Kosten zuschlüsselt.
Auch die beste Umlagerechnung kann die
Tatsache nicht beseitigen, dass der Markt
und die Verhandlungskunst der Verkäufer
den Preis bestimmen
, nicht die einem Artikel
zugerechneten Kosten. Der Beweis dafür wird
täglich neu erbracht, wenn eine Produktion in
low cost-Länder verlegt wird.
Eine
Vollkostenrechnung
mit ihren Umlagen
kann folglich
kein taugliches Instrument für
die
Entscheidungsfindung
sein. Ihre Anwen-
dung verleitet Führungskräf te bewiesener-
maßen dazu, betriebswirtschaf tlich falsche
Entscheide zu treffen.
Bezüglich Umlagen muss die Aussage noch
schärfer formuliert werden:
Umgelegte Fixkosten sind nie
entscheidungsrelevant.
Denn die
Fixkosten sind Periodenkosten
,
fallen also ohne direkte Beziehung zu den her-
gestellten und verkauften Einheiten an. Durch
ihre Verrechnung auf die Produkteinheiten
werden sie nicht weniger. Fixkostenreduktion
gelingt nur dann, wenn in den Kostenstellen, in
welchen sie entstehen, gehandelt wird. Dazu
braucht es Managemententscheide und ihre
Durchsetzung.
Werden interne Services (z. B. Werkstätten, En-
ergieversorgung, interne Transporte) zum Voll-
kostensatz inklusive aller Umlagen verrechnet,
führt dies oft dazu, dass die Kostenstellen-
Abb. 3: Intern oder extern beziehen?
Planung
Konsolidierung
Business
Intelligence
DENZHORN-
BI
Analysieren Sie Ihre
Unternehmensdaten
rechtzeitig, einfach und
schnell. Erkennen Sie
Potentiale, Chancen und
Risiken und stellen diese
in einem übersichtlichen
Cockpit dar.
Strategie
CM März / April 2013