Seite 88 - CONTROLLER_Magazin_2013_02

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monitoring-Themen. In diese Kategorie fallen
Fachgebiete u. a. der Biologie, Bodenkunde,
Geographie, Geologie, Land- und Forstwirt-
schaft. Dies beinhaltet auch die nachhaltige
Beobachtung der umwelt- und naturschutz-
relevanten Veränderungen. Eine Zusammen-
fassung der Vorteile und Nachteile der Finanz-
und Rechnungswesen-Indikatoren enthält
Abbildung 1 (Wimmer, 2002).
Unterstützung der
Investitionsentscheidungen
Ziel des Umwelt-Controllings ist die zah-
lenbasierte Unterstützung des Manage-
ments für eine nachhaltige, ökologieorien-
tierte Unternehmensführung, ohne dass
dabei die Wet tbewerbsfähigkeit beein-
trächtigt wird.
Zur Entwicklung dieses ge-
nauen „Bildes“ umfasst das Umwelt-Controlling
ein breit gefächertes Spektrum, dessen wich-
tigster Teil die Berechnung und Analyse der
finanziellen Auswirkungen von umweltbezo-
genen Maßnahmen und Investitionsentschei-
dungen darstellt. Wie ist es möglich, diese
Kosten planbar, kontrollierbar und steuerbar
zu machen? Ein gängiges Instrument ist der
Vergleich von Kennzahlen, z. B. Gesamtenergie-
verbrauch, Emissions- und Abwasserquoten,
Rohstoffeinsatzquote, Abfallanteil.
Durch „ökologisches Verhalten” im Unter-
nehmen können enorme Kostensenkungs-
potenziale realisiert werden.
Man geht da-
von aus, dass zwischen 5 und 15 Prozent der
betrieblichen Gesamtausgaben eingespar t
werden können, sei es durch Vermeidung oder
durch Verringerung umweltschädlicher Maß-
nahmen.
Auf den ersten Blick profitable Projekte
entpuppen sich nicht selten als kostenin-
tensiv
, wenn die gesetzlichen Richtlinien (z. B.
Emissionsgrenzwerte) nicht eingehalten wer-
den – und Geldstrafen oder Umweltsanie-
rungskosten, also Sanierung von Böden, Was-
ser oder Luft, auf der Kostenseite stark zu
Buche schlagen. Übersteigen die Emissionen
des Unternehmens den gesetzlichen Grenz-
wert, lässt eine empfindliche Konventional-
strafe von Seiten der Umweltbehörden nicht
lange auf sich warten.
Um beispielsweise Emissionen reduzieren zu
können, braucht man Investitionen in moderne
Technologie. Oft ist die einmalige Anschaffung
der entsprechenden Maschinen kostspieliger
als die Zahlung einer Geldstrafe. Betrachtet
man aber die langfristige Amortisation der
technischen und strukturellen Anpassung, sind
diese Investitionen in jedem Fall einträglicher –
ganz abgesehen vom Imageschaden bei „Um-
weltsünden“.
Weitere mögliche Kosten entstehen für Unter-
nehmen auch in diesen Bereichen:
·
Abfallbeseitigung, Müllverbrennung,
Recycling, Abwasserreinigung,
·
Lärm- und Strahlenschutz,
·
Techniken für die Nutzung erneuerbarer
Energien: Wind- und Sonnenenergie,
Erdwärme, Biokraftstoffe.
Csutora und Kerekes (2004) empfehlen fol-
gende
Kostenkategorien bei der Bewertung
von Investitionsentscheidungen:
1.
Konventionelle oder Standardkosten:
z. B. Materialkosten;
2.
Versteckte Kosten:
z. B. Abwesenheitstage
von Mitarbeitern aufgrund eines ungesunden
Arbeitsplatzes;
3.
Krankheitsbedingte Kosten:
z. B. zukünf-
tige Zahlungen wegen Erwerbsminderung
durch einen ungesunden Arbeitsplatz;
4.
Intangible Kosten:
z. B. negative Einflüsse
aus schlechtem Umgang mit Stakeholdern;
5.
Externe Kosten:
z. B. Mehrkosten durch
zusät zliche Instandhaltung an eigenen
Gebäuden oder Zahlungen an Gemeinden
für die Beseitigung von Umweltschäden.
Bei der Investitionsrechnung sind nicht nur
die eben erwähnten Kostenarten sowie die
Einsparmöglichkeiten zu betrachten (z. B.
durch eine Kostenvergleichsrechnung, die
aus der Menge der Gesamtkosten die rechne-
risch günstigste Variante auswählt), sondern
auch weitere Faktoren technischer, ökolo-
gischer und insbesondere rechtlicher Natur:
Hier sollten auch mögliche finanzielle Zusatz-
leistungen wie Schadensersatz-Zahlungen
oder Haftungsverpflichtungen berücksichtigt
werden.
Im Rahmen des Kunden-Ratings von Banken
wird darüber hinaus geprüft, ob z. B. firmen-
eigener Grund und Boden kontaminiert ist –
dies würde ein Rating erheblich beeinträchtigen
(Kerekes-Szlávik., 2001).
Abb. 1: Die Vor-, und Nachteile der traditionellen Finanz- und Rechnungswesen-Kennzahlen
während der Leistungsmessung der Unternehmen
Autor
Gábor Nagy
ist PhD Student der Universität Debrece.
E-Mail:
Umweltcontrolling