Seite 22 - CONTROLLER_Magazin_2013_02

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Biel:
Herr Prof. Dr. Horváth, Herr Prof. Dr.
Gleich, zunächst herzlichen Dank, dass Sie
sich für dieses Gespräch zur Verfügung stellen.
Wir wollen uns mit einigen wichtigen und span-
nenden Fragen zur Nachhaltigkeit und zum
Nachhaltigkeitscontrolling beschäftigen. Sie
sind in der Controller-Community überaus be-
kannt, so dass es sicher keiner näheren Vor-
stellung bedarf. Bitte lassen Sie uns mit einer
persönlichen Frage beginnen: Was treibt Sie
an, was motiviert Sie, sich mit Nachhaltigkeit
und insbesondere mit dem Nachhaltigkeitscon-
trolling zu befassen? Sie sind ja mit dieser The-
matik bereits seit längerem in beeindruckender
Weise unterwegs.
Horváth:
Ich habe da eine doppelte Motivation:
Zunächst beschäftigen mich als Individuum die
sozialen und umweltbezogenen Aspekte der
Nachhaltigkeit.
Dies sind große Mensch-
heitsfragen.
Dann bin ich als Wissenschaftler,
der sich mit Controlling beschäftigt, an der
spannenden und immer noch innovativen Frage
interessiert, wie wir solche zunächst als sehr
„weich“ erscheinenden Themen „härter“ und
damit steuerbar machen könnten.
Biel:
Was ist Ihre persönliche Botschaft?
Horváth:
Ich möchte es auf eine kurze Formel
bringen: Nur philosophieren und lamentieren
hilft da nicht!
Wir müssen handeln und kon-
krete Fortschritte erzielen.
Biel:
Beim Recherchieren zeigt sich, dass
„Nachhaltigkeit“ zwar ein vielgebrauchter und
auch recht strapazierter Begriff ist, Google bie-
tet beispielsweise rund eine halbe Million Einträ-
ge zu „Nachhaltigkeit Definition“ an, aber wir
finden weder eine
einheitliche Definition
noch
ein
allgemein anerkanntes Verständnis der
Thematik
Nachhaltigkeit. Sollen wir Controller
eher von nachhaltiger Entwicklung sprechen –
oder wie ordnen wir das Thema ein?
Horváth:
Ich gebe Ihnen Recht, „Nachhaltig-
keit“ ist ein überstrapazierter Begriff, ein „buzz-
word“, geworden. Es gibt da eine inzwischen
allgemein akzeptierte Definition, die ich als Ar-
beitsgrundlage hernehmen möchte: Eine nach-
haltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die
die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne
zu riskieren, dass künftige Generationen ihre
eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können
(in Anlehnung an den Brundtland-Bericht). In
Bezug auf unser Arbeitsfeld Controlling sehe
ich die
interdependenten Säulen: Ökono-
mie, Ökologie und Soziales.
Biel:
Versuchen wir bitte, uns dem Begriff und
der Problematik zu nähern. Malik hat „Nachhal-
tigkeit“ in seine Sammlung „Gefährliche Ma-
nagementwörter“ (Malik, Fredmund: Gefähr-
Nachhaltigkeitscontrolling
Interview mit Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Péter Horváth
und Prof. Dr. Ronald Gleich
von Alfred Biel
Interview: Nachhaltigkeitscontrolling