Seite 12 - CONTROLLER_Magazin_2013_02

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Zudem wird ein zeitnahes Berichtswesen ver-
hindert, da erst nach dem Umlagelauf die vollen
Herstellkosten bekannt werden.
Weiter generiert jede Kostenstelle, die eine umzu-
legende Leistung abgibt, in den empfangenden
Kostenstellen eine Umlagekostenart. Wir haben
viele Plan-Ist-Vergleiche gesehen, die 5 – 10
direkt in der Kostenstelle beeinflussbare Kosten-
arten ausweisen und anschließend 20 und mehr
hingerechnete Umlagekostenarten.
Ein derart
malträtierter Kostenstellenleiter konzen-
triert sich darauf, die Höhe der Umlagen und
die dabei zum Einsatz kommenden Schlüs-
selgrößen zu bemängeln.
So kann er mit wenig
Aufwand von seiner eigentlichen Kostenverant-
wortung ablenken und den
Schwarzen Peter
anderen zuschieben. Deshalb sollten in den
Kostenstellenberichten gar keine Umlagen mehr
gezeigt werden. Weniger Daten bedeuten mehr
Information. Die Aufmerksamkeit wird dann auf
diejenigen Leistungen und Werte fokussiert, die
direkt vor Ort steuerbar sind.
Die
externe Berichterstattung vereinfa-
chen
. Die in Abbildung 3 gezeigten gegen-
seitigen Leistungsbeziehungen müssen gar
nicht quantifiziert werden. Denn sowohl die
Rechnungslegungsstandards als auch die
gesetzlichen Vorgaben definieren zwar, wel-
che Kostenpositionen in die vollen Herstell-
kosten einzurechnen sind, keine aber legt
fest, wie die fixen Kosten auf die einzelnen
Produkte zu verrechnen sind. Daraus folgt:
Ein einziger Fixkostenzuschlagssatz ist
ausreichend und regelkonform.
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Das zeigt die Ergebnisrechnung des Beispiel-
unternehmens Ringbuch AG (Abbildung 5): In
Spalte 6 werden die in die einzelnen Artikel
hineingerechneten fixen Fertigungskosten sowie
die Materialgemeinkostenzuschläge für die Fer-
tigfabrikate gezeigt. Die Kosten der Funktionen
Einkauf und Lagerung wurden prozentual auf
die Einzelmaterialkosten der Artikel verteilt (in
Spalte 7 enthalten). Spalte 8 zeigt, welcher An-
teil auf die Fertigungsfixkosten entfällt. Dabei
wurden sämtliche gegenseitigen Leistungs-
beziehungen der verschiedenen Kostenstellen
gemäß der Darstellung in Abbildung 4 mit Itera-
tion berechnet und in die Vollkostensätze ein-
bezogen.
In Spalte 9 werden die Fertigungsfixkosten
mit einem einzigen Zuschlagssatz (33,31%)
auf die proportionalen Herstellkosten der
selbst hergestellten Produkte aufgeschlagen.
Spalte 10 zeigt schließlich, dass die
Diffe-
renzen zwischen der Berechnung nach
den lehrbuchgemäßen Umlagemethoden
und dem einfachen prozentualen Zu-
schlagssatz minimal sind
. Der Fehler ist
nicht beweisbar, da sowohl die Wahl der Um-
lageschlüssel nach der detaillierten Umlage-
methode als auch die Anwendung eines ein-
zigen Zuschlagssatzes auf einer willkürlichen
Entscheidung bezüglich der anzuwendenden
Schlüsselgrößen beruhen.
Folgerung:
Legt ein Unternehmen die fixen
Herstellungskosten mit einem einzigen Pro-
zentsatz auf die hergestellten Einheiten um,
spart es sich viel Arbeit.
Ein Unternehmen, das für Führungszwecke
eine flexible Plankostenrechnung kombiniert
mit einer Deckungsbeitragsrechnung ein-
setzt, kann also am Jahresende seine inter-
nen proportionalen Herstellkosten verwen-
den und die Fixkosten mit einem Prozentsatz
anteilig auf die Bestandsänderung von Halb-
und Fertigfabrikaten aufrechnen. So entste-
hen der in der externen Berichterstattung zu
zeigende Bestandswert und der entspre-
chend angepasste Periodengewinn. Die
komplizierte Umlagerechnung kann wegge-
lassen werden. Es ist auch nicht notwendig,
unterjährig den Bestand an Halb- und Fertig-
fabrikaten zu vollen Herstellkosten auszu-
weisen.
Abb. 6: Entstehung des Konzern-Deckungsbeitrags
Autoren
Dipl.-Kfm. Markus Berger-Vogel
ist Senior Consultant beim CZSG Controller Zentrum St. Gallen
AG, Berater und Dozent in allen Controlling-Themen. Des Weite-
ren ist er Mitglied im Internationalen Controller Verein (ICV).
E-Mail:
Dr. Lukas Rieder
ist Geschäftsführer des CZSG Controller Zentrum St. Gallen AG
in der Schweiz. Er ist Vorstandsmitglied bei der IGC International
Group of Controlling und Ehrenmitglied des ICV. Er verfügt über
eine breite praktische Erfahrung bei der Gestaltung und Einfüh-
rung von Planungs- und Steuerungssystemen in Unternehmen.
E-Mail:
Fehlentscheidungen durch Umlagen