Seite 91 - CONTROLLER_Magazin_2012_01

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Die erwähnte
Verdichtung von Prozessen
weicht etwas von der traditionellen Verdichtung
zu Hauptprozessen ab. Diese Abweichung er-
laubt eine
praxisnähere Abbildung der
Wirklichkeit und
sorgt daher für eine
größere
Akzeptanz
im Unternehmen. Die aufgebaute
Prozesskostenrechnung ist Basis für ein Kalku-
lationsmodell, das berechnet, welche Kosten
bei der Abwicklung einer speziellen Lieferung
über Logistikprozess A, B, oder C anfallen.
Dazu wird die Lieferung mit unterschiedlichen
Parametern wie
z. B. Anzahl der Eingangs-
paletten, Stück pro Palette, Lagerdauer
u. a. spezifiziert. Entsprechend der Eingaben
werden die Kosten, die je Logistikprozess an-
fallen, berechnet.
Alle Abläufe der Prozesskostenrechnung sind
einem oder mehreren der drei Logistikprozesse
zugeordnet. Über die Eingabeparameter ent-
scheidet sich, in welchem Umfang ein Prozess
in den Logistikprozess einberechnet wird. Dies
entspricht einer praktikableren Variante der in
der Literatur oft beschriebenen Verdichtung von
Teilprozessen zu Hauptprozessen, da in diesem
Modell die Verdichtung immer den tatsäch-
lichen Eigenschaf ten der zu kalkulierenden
Leistung entspricht. Für jeden Logistikprozess
ist auch ersichtlich, in welcher Höhe Kosten in
den Bereichen Wareneingang, Lager, Markt-
sortierung und Warenausgang anfallen.
Mit dem so etablierten System können die kos-
tenmäßigen Unterschiede zwischen den Logis-
tikprozessen genau hervorgehoben werden. Je
nach der Zusammensetzung der Lieferungen,
die ein Lieferant über das Warenverteilzentrum
abwickelt, ist Logistikprozess A, B oder C für
das Warenverteilzentrum und somit letztlich
auch für den Lieferanten, dem die Logistikko-
sten verrechnet werden, günstiger. Durch die
auf Fakten und umfassende Analysen gestützte
Berechnung kann ein Lieferant zur Umstellung
auf den für ihn kosteneffizientesten Logistik-
prozess bewogen werden.
Zusammenfassung
Die Arbeit zeigt, dass es möglich ist, eine Pro-
zesskostenrechnung unter den branchenspezi-
fischen Vorrausetzungen eines Logistikunter-
nehmens einzuführen, welche die Merkmale
simpel und ausreichend genau in ihrer Anwen-
dung erfüllt. Dies wurde in diesem Projekt
durch die
Anwendung einer Regressionsa-
nalyse
erreicht und zeigt die
großen Stärken
der Prozesskostenrechnung
auf. Durch die
Prozesskostenrechnung wird eine
zusätzliche
Transparenz
geschaffen und es erfolgt eine
Kostenverteilung auf die entsprechenden Kos-
tentreiber. Die gegenüber der vorher verwende-
ten Zuschlagskalkulation geschaffene Kosten-
transparenz wird nicht nur intern verwendet,
sondern dient auch
bei externen Lieferanten-
gesprächen als Entscheidungshilfe
für die
Wahl des für beide Seiten günstigsten Logistik-
prozesses. Jene durch die Prozesskostenrech-
nung geschaffene Transparenz bildet somit
nicht nur eine Grundlage für interne Kostenana-
lyse und Optimierung von Prozessen, sondern
auch ein Entscheidungstool für Lieferanten-
ablaufprozesse. Dies trägt wesentlich zu einer
Verbesserung der Lieferantenintegration
und der Kundenbeziehung
bei.
Die Logistikbranche vereinfacht die Einbindung
einer Prozesskostenrechnung, da bereits ein
ausgeprägtes Prozessdenken vorhanden ist.
Ebenso ist es die Belegschaft gewohnt, dass
eine durchgehende Transparenz ihrer Tätig-
keiten gegeben ist; somit sind Bedenken gegen
eine Prozesserhebung kaum vorhanden. Wei-
terer Forschungsbedarf ergibt sich nun dabei,
wie die erworbenen Kenntnisse auf andere
Branchen übertragen werden können.
Literaturverzeichnis
Cooper, R.: The Rise of activity-Based Costing
– Part One: What Is an Activity-Based Cost
System? Journal of Cost Management for Ma-
nufacturing Industry, Vol.2, S.45 - 54, 1988
Cooper, R.; Kaplan, R.: Activity-Based Cos-
ting: Resourcenmanagement at its best, Har-
vard Manager, 13.Jg., S.87 - 94, 1991
Lohmann, U.: Prozeßkostenrechnung bei der
GARDENA Kress + Kastner GmbH, in IFUA
Horváth & Partner GmbH.: Prozeßkostenma-
nagement, Stuttgart 1991, S. 249 - 269
Miller, J. und Vollmann, T.E.: The Hidden Fac-
tory, Harvard Business Review, 8.Jg. 1986,
S. 142-150
Reckenfelderbäumer, M.: Entwicklungsstand
und Perspektiven der Prozesskostenrechnung,
2., überarbeitete und erweiterte Auflage Gabler
Verlag, 1998
Remer, D.: Einführen der Prozesskostenrech-
nung, Grundlagen, Methodik, Einführung und An-
wendung der verursachungsgerechten Gemein-
kostenzurechnung, 2. Auflage, Stuttgart 2005
Ringhofer, M.; Gangl, B.; Höllbacher, S.: Mehr
Effizienz mit E-Procurement. – in: Österrei-
chische Krankenhaus-Zeitung, S. 40 - 42, 2008
Sapper, P.M.: Prozesskostenrechnung im
Supply Chain Management., Diplomarbeit,
Technische Universität Graz, 2011.
Fußnoten
1
Siehe dazu als Beispiel Reckenfelderbäumer
(1998), S. 22ff
2
Vgl. Miller/Vollmann (1985), S. 142ff
3
Siehe dazu Cooper (1988), Cooper und Kaplan
(1991)
4
Vgl. Lohman (2001)
5
Vgl. u. a. Remer (2005), S.31f
6
Vgl. Ringhofer, Gangl und Hoellbacher (2011),
Sapper (2011)
Ein Blick hinter die Kulissen
Herr Weilinger vor dem Verlagshaus
in Etterschlag – beim Einladen der
Bücher und Magazine, die die Seminar-
teilnehmer der Controller Akademie
als Arbeitsunterlage erhalten.
CM Januar / Februar 2012
Accenture-interne Verwendung