Seite 86 - CONTROLLER_Magazin_2012_01

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tieren gegebenenfalls erhöhte
Anforderungen
der Energieaufsicht
an Unternehmen – be-
züglich einer zeitnahen Bereitstellung von Un-
ternehmensinformationen. Häufig werden
Kennzahlen bisher jährlich oder quartalsweise
ermittelt. Um eine schnellere Verfügbarkeit von
Cash-Flow-Informationen und anderen Kenn-
zahlen zu gewährleisten, kann die Frequenz der
Datenermittlung erhöht werden. Die Unterneh-
men sehen derzeit häufig noch Probleme in
dem hohen
Aufwand bei der Datenermitt-
lung und -aufbereitung
und der Sicherstel-
lung einer ausreichenden Datenqualität. Die
Entwicklung wird – weg von manuellen Anpas-
sungen – weiter in Richtung einer Steigerung
des Automatisierungs-/Standardisierungs-
grades der Datenermittlung gehen müssen, um
den Aufwand bei der Datenermittlung/-aufbe-
reitung bei gewünschter Datenqualität zu redu-
zieren.
Die Ausrichtung anhand der Unternehmenshie-
rarchie erfordert die Ermittlung segmentierter
Ergebnis-/Bilanz- und Kennzahleninformati-
onen. In letzter Konsequenz bedeutet die
zu-
nehmende Cash-Orientierung
und die stei-
gende Bedeutung von Cash-Flow-basierten
Kennzahlen auch die Notwendigkeit segmen-
tierter Cash-Flow-Informationen. Aufgrund des
mit der Datenermittlung verbundenen hohen
Aufwandes und der fehlenden Steuerungsrele-
vanz bestimmter Cash-Flow-Komponenten
(z. B. Zinsen, Steuern) sind pragmatische
Lösungsansätze zu erarbeiten (z. B. Cash-Flow
vor Zinsen und vor Steuern).
Probleme des Steuerungsmodells sehen die
Unternehmen aktuell in der oftmals fehlenden
Vergleichbarkeit
von Kennzahlen zwischen
verschiedenen Segmenten. Hierzu ist eine Har-
monisierung der Kennzahlen anzustreben.
Fokus auf zukunftsbezogene
Informationen und Risiken
Wie bereits im Kontext der dezentralen Erzeu-
gung erwähnt, ist die Qualität von Investitions-
rechnungen, also letztlich die Qualität von zu-
kunftsbezogenen Informationen (Planungsin-
formationen), von elementarer Bedeutung für
eine zielgerichtete Unternehmenssteuerung. Da
der Schlüssel, um Risiken zu vermeiden oder
ihnen entgegenzuwirken, darin liegt,
sich die-
ser frühzeitig bewusst zu sein
, setzt eine
entsprechende Qualität der Planung voraus,
dass sie in der Planung transparent abgebildet
sind.
Damit gehen folgende
Erwartungen an die
zukünf tige Entwicklung der Unterneh-
menssteuerung von Energieversorgern
einher:
·
Steigende Bedeutung von Risikokennzahlen
als Bestandteil der Unternehmensplanung
·
Steigende Bedeutung zukunftsbezogener In-
formationen (Forecast, Planung)
·
Anpassung von Planungsmethoden und
-systemen, um flexiblere und schnellere
Planungs- und Forecastprozesse zu ermög-
lichen: Zunehmende Bedeutung von sys-
temgestützten szenarienbasierten Planungs-
rechnungen zur Ableitung konsistenter Stra-
tegien: Welches sind die entscheidenden
Stellschrauben? Welche Geschäf tsfelder/
Technologien versprechen Zukunftschancen?
Das Beispiel Fukushima, die Kursänderung der
deutschen Politik – weg von einer Verlängerung
der Laufzeiten der Kernkraf twerke hin zum
Atomausstieg – und deren Auswirkungen auf
EnBW, E.ON und Co. haben die Bedeutung von
Risikomanagement für die Unternehmenssteu-
erung in der Energiewirtschaft gezeigt. Es ist
von einer weiter zunehmenden Relevanz von
Risikomanagement-Tools auszugehen, mittels
derer die Unternehmen
alle denkbaren Sze-
narien
(z. B. Veränderungen der Energiepreise,
der Energiepolitik, einschließlich Extremszena-
rien)
durchspielen
können.
Veränderungsprozesse erfordern
eine Überprüfung der Steuerungs-
modelle
Die Energieversorgungsunternehmen – große
Energiekonzerne wie auch Stadtwerke – stehen
aufgrund regulatorischer und gesetzlicher Neu-
regelungen vor vielschichtigen Herausforde-
rungen.
Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Not-
wendigkeit für Veränderungen der Unterneh-
menssteuerungsmodelle zum Teil bereits
erkannt wurde und vereinzelt Veränderungs-
prozesse spürbar sind. Insbesondere bei den
großen EVUs
war bereits zum Beispiel in der
Vergangenheit eine
Tendenz in Richtung
Cash- und Wert-Orientierung
zu erkennen.
In Anbetracht der skizzierten Herausforde-
rungen (z. B. Trend zur dezentralen Erzeugung)
wird die Entwicklung in diese Richtung weiter-
gehen müssen. Dies bedeutet nicht zuletzt
auch die Notwendigkeit, bestehende Anreizre-
gelungen anzupassen (Einbeziehen von Cash-
Flow-Kennzahlen).
Andererseits hat die Untersuchung aber auch
gezeigt, dass insbesondere
bei Stadtwerken
noch Handlungsbedarf
besteht: Die zuneh-
mende Bedeutung einer Cash-Betrachtung ist
häufig noch nicht erkannt. Steuerungsmodelle
ohne Cash-Betrachtung sind unter den gege-
benen Rahmenbedingungen und der sich ab-
zeichnenden Entwicklungen nicht mehr zu-
kunftsorientiert.
Während heute bei der Betrachtung noch diffe-
renziert wird zwischen „großem Energiekon-
zern“ und „Stadtwerk“, wird dies zukünftig nur
noch von untergeordneter Bedeutung sein. Die
entscheidende Frage lautet:
Wer ist zukunfts-
sicher aufgestellt und wer nicht?
Nur die
Unternehmen, die die „richtigen“ Einheiten mit
den „richtigen“ Kennzahlen steuern, werden
sich entsprechend positionieren können.
Fußnoten
1
Zum AtG vgl. URL:
de/bundesrecht/atg/gesamt.pdf
2
Zum EEG vgl. URL:
de/bundesrecht/eeg_2009/gesamt.pdf
3
Vgl. Vielhaber, Christoph (2005): Wertorien-
tierte Unternehmenssteuerung in der Energie-
wir tschaf t, URL: deposi t.ddb.de/cgi-bin/
dokserv?idn=997974478&dok_var=d1&dok_
ext=pdf&filename =997974478.pdf, S. 3.
4
Vgl. RWE Geschäftsbericht 2010, S. 231.
5
Vgl. BDEW Bundesverband der Energie- und
Wasserwirtschaft e.V. (2008): Investitionen der
deutschen Stromversorger, S. 5.
Unternehmenssteuerung in der Energiewirtschaft
Accenture-interne Verwendung