Seite 85 - CONTROLLER_Magazin_2012_01

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einer stabilen Energieversorgung (z. B. durch
Windräder, Wasserkraftwerke, Blockheiz- und
Biomassekraftwerke, Solarmodule) zu beo-
bachten. Die Vervielfachung von Standortent-
scheidungen, der Ausbau des Verteilungs- und
Transportbereichs und der Speicherkapazitäten
und die damit einhergehenden Investitionen be-
dingen eine steigende Bedeutung von Wirt-
schaftlichkeits-/ Investitionsrechnungen und
deren Qualität, um eine aktive Unternehmens-
steuerung zu ermöglichen.
Systemgestützte
Szenarienrechnungen
, mittels derer die zu-
künftige Entwicklung von Angebot, Nachfrage
und Transportinfrastrukturen sowie der damit
einhergehenden Preise beschrieben werden
können, erlauben zum Beispiel eine wirtschaft-
liche Bewertung von Kosten und Nutzen unter-
schiedlicher regenerativer Energien unter Be-
rücksichtigung technischer Restriktionen. Sie
unterstützen damit eine aktive Unternehmens-
steuerung.
Wertorientierung
Um die Finanzierung der notwendigen Anpas-
sungen an die aktuellen Marktentwicklungen
zu gewährleisten und gleichzeitig den nachhal-
tigen Erfolg der individuellen Strategien mess-
bar zu machen, sind die EVUs heute stärker
denn je gezwungen, die
Interessen der Kapi-
talgeber
bei der Ausrichtung der Unterneh-
mensaktivitäten zu berücksichtigen. Mit dem
Ziel,
die interne und externe Transparenz
zu
erhöhen, werden zunehmend wertorientierte
Kennzahlen benötigt, um potenziell wertschaf-
fende Investitionen zu identifizieren und die da-
mit erzielte Wertschöpfung kontrollieren zu
können. Diese gilt insbesondere für die großen
EVUs, aber auch für Regionalversorger/Stadt-
werke, die zunehmend eine privatwirtschaft-
liche Anteilseignerstruktur aufweisen und sich
am Kapitalmarkt finanzieren.
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Die Untersuchung hat gezeigt, dass zur Ermitt-
lung von wertorientierten Kennzahlen in der
Praxis häufig
Vereinfachungen
in Kauf ge-
nommen werden (
z. B. Vernachlässigung von
Conversions beim EVA-Ansatz
). Anderer-
seits werden bestehende theoretische Kon-
zepte auch kritisch betrachtet und modifiziert.
Beispielsweise werden bei RWE abnutzbare
Gegenstände des Anlagevermögens zur Ermitt-
lung des betrieblichen Vermögens nicht mit ih-
ren Buchwerten, sondern mit der Hälfte der
historischen Anschaffungs- oder Herstellungs-
kosten angesetzt, so dass der ROCE nicht von
der Abschreibungsdauer beeinflusst wird.
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Da-
mit sind auch Geschäftsbereiche mit Vermögen
unterschiedlichen Alters vergleichbar.
Cash-Orientierung
Der Cash-Flow ist ein wichtiger Indikator der
Finanzkraft eines Unternehmens und somit so-
wohl für die interne (in Bezug auf Investitions-
entscheidungen), als auch für die externe Be-
richterstattung an Shareholder und Analysten
von besonderer Relevanz. Dies kann vor allem
auf den
hohen Stellenwert von Investitionen
bei Energieversorgern zurückgeführt werden.
Investitionen in der Energiewirtschaft binden in
der Regel erheblich mehr liquide Mittel als in
anderen Branchen und spielen damit in der
strategischen Planung vieler Energieversorger
eine große Rolle.
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Die Relevanz Cash-Flow-basierter Kennzahlen
wird zukünftig weiter zunehmen. Durch die Ab-
schaltung der Kernkraftwerke in den nächsten
Jahren werden in erster Linie deren Betreiber,
die großen Energiekonzerne, zeitnah Informati-
onen über die Cash-Reserven benötigen: Zum
einen, weil deren Geschäfte aufgrund sinken-
der Margen tendenziell unprofitabler und Infor-
mationen zur Liquiditätslage kurzfristig benötigt
werden, zum anderen, weil die Energiewende
die EVU zwingt, hohe
Investitionen in den
Bau neuer Erzeugungseinheiten
, den
Aus-
bau von Speichermöglichkeiten
und den für
den Transport erneuerbarer Energien notwen-
digen Netztrassen zu tätigen.
Auch für die Regionalversorger/Stadtwerke
werden – nicht zuletzt aufgrund des Anreizes
zum Ausbau eigener Erzeugungskapazitäten
und damit einhergehender Investitionen –
Cash-Flow-basierte Kennzahlen zunehmende
Bedeutung erlangen.
Steigende Bedeutung kennzahlenbasierter
Unternehmenssteuerung aufgrund zuneh-
menden Wettbewerbs
Aus dem gesteigerten Wettbewerb durch zu-
nehmende Transparenz in der Branche resul-
Abb. 5: Verbreitung incentivierungsrelevanter Kennzahlen in 2010 bei den großen europäischen Engergieversorgern
CM Januar / Februar 2012
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